Wie gesund sind Kaugummis?
Er sorgt für frischen Atem und soll die Zähne reinigen: der Kaugummi. Doch in dem beliebten Frischmacher stecken zum einen bedenkliche Inhaltsstoffe, zum anderen stellt er ein echtes Umweltproblem dar. Was ist es also genau, das wir uns täglich in den Mund schieben?
Allein in Deutschland geben laut einer Statista Umfrage gut neun Millionen Menschen an, mehrmals die Woche Kaugummi zu kauen. Die zähe Masse ist beliebt, und das schon seit vielen Jahrtausenden. Ursprünglich aus natürlichem Latex (Chiclegummi) bestehend, wird Kaugummi heutzutage jedoch meist künstlich produziert. Das ist allerdings nicht der einzige negative Aspekt der erfrischenden Kaubeschäftigung.
Kaugummi - Ein Produkt der Erdölindustrie
Der Blick auf die Verpackung bringt wenig Klarheit, woraus Kaugummi eigentlich besteht. Auch auf Nachfrage von „spiegel.de“ beim Weltmarktführer „Wrigleys“, hält sich die Marke bedeckt und beruft sich auf das Produktgeheimnis. Da die Kaumasse selbst nur als Lebensmittelzutat und nicht als Lebensmittel gilt, bietet sie den Herstellern ein perfektes Schlupfloch. Rechtlich gesehen müssen nur die Zusatzstoffe auf dem Etikett deklariert werden.
Früher wurde Kaugummi aus Chicle, dem Milchsaft (Latex) des Breiapfelbaums, hergestellt. Heute sind es vor allem synthetische Rohstoffe - also Kunststoffe und damit letztlich Erdölprodukte, welche die Grundmaterialien für Kaugummi liefern. Im Standardwerk „Römpp Lexikon Lebensmittelchemie" heißt es, dass für die Kaumasse synthetische Thermoplaste eingesetzt werden. „Dahinter verstecken sich künstliche Polymere wie Polyvinylether (zum Beispiel Polyvinylacetat) oder Polyisobutene (zum Beispiel Butylkautschuk). Diese werden in ähnlicher Form auch für Klebstoffe und Gummihandschuhe verwendet”, erklärt Dr. Mandy Hecht, wissenschaftliche Leiterin und Inhaltsstoff-Expertin von CodeCheck.
Bedenkliche Zusatzstoffe
Wenn man sich also überlegt, dass wir auf Kunststoff herum kauen, kann die Lust auf Kaugummi schnell vergehen. Außerdem enthält er oft sehr viel Zucker oder Süßstoffe, künstliche Farbstoffe, Stabilisatoren oder Geschmacksverstärker. „Künstliche Süßstoffe wie Sorbit oder Aspartam können abführend wirken und Blähungen verursachen. Aspartam steht seit Jahren auch immer wieder im Verdacht krebserregend zu sein, was bisher aber jedoch noch nicht einwandfrei nachgewiesen werden konnte”, so Dr. Hecht.
Weitere bedenkliche Substanzen sind das Antioxidationsmittel BHA (Butylhydroxyanisol), welches im Verdacht steht, allergische Reaktionen zu verursachen. Im Tierversuch wurden bei Ratten Geschwülste im Vormagen festgestellt. Auch das Pigment Titanoxid (E 171), dass die Zähne beim Kauen weiß färben soll, steht im Verdacht das Immunsystem zu schwächen. In zuckerhaltigen Kaugummis wird zudem Acesulfam-K als Geschmacksverstärker eingesetzt. Acesulfam-K ist etwa 200-mal süßer als Haushaltszucker (Saccharose). Die Studienergebnisse zur Förderung von Übergewicht durch Süßstoffe sind jedoch bis dato widersprüchlich.
Auch Weichmacher aus der Gruppe der Phthalate sind in Kaugummi zu finden, obwohl auch sie im Verdacht stehen gesundheitsschädlich zu sein. Phthalate in Produkten sind sehr weit verbreitet. Sie stammen aus der Verpackung der Kaugummis und können so in das Produkt übergehen.
Hat Kaugummi kauen auch positive Effekte?
Da Kaugummi kauen den Speichelfluss stimuliert, kann die Mundgesundheit positiv beeinflusst werden. Speisereste und schädliche Säuren werden quasi weggewaschen. Studien zufolge senkt Kaugummikauen nachweislich den Stresslevel sowohl im privaten als auch beruflichen Bereich sowie den Konsum von Alkohol und Tabak. Ob sich Kaugummikauen positiv auf die Konzentration auswirkt, konnte bisher nicht eindeutig bewiesen werden.
Es gibt jedoch Studien, deren Ergebnisse darauf hindeuten, dass Kaugummikauen dabei hilft, ein hohes Maß an Konzentration und Aufmerksamkeit über längere Zeit aufrechtzuerhalten. Es fördert damit letztlich auch die geistige Leistung. Ob Kaugummikauen die Gewichtsabnahme fördert, ist noch umstritten. Wo es allerdings wirklich hilft, ist im Flugzeug, da durch das Kauen und Schlucken der Druckausgleich unterstützt wird.
Kaugummi - ein ökologisches Problem
Wie viele andere Kunststoffprodukte ist Kaugummi jedoch kaum biologisch abbaubar. Ihn achtlos aus dem Fenster zu werfen oder auf den Boden zu spucken, schadet der Umwelt. Denn es dauert oft mehrere hundert Jahre bis die Masse zerfällt. Der Kaugummi ist also quasi ein naher Verwandter der Plastiktüte. Wer auf das Kauen nicht verzichten will, sollte den Kaugummi jedoch ordnungsgemäß entsorgen oder gleich auf biologisch abbaubare Alternativen umsteigen. Eine gute Wahl scheint der Bio-Kaugummi „Chicza“ zu sein, der traditionell aus Chicle hergestellt wird, zu 100 Prozent biologisch abbaubar ist und keine synthetischen Substanzen enthält. Einziges Manko: Der Zuckeranteil ist relativ hoch.
Tipp: Checke mithilfe der CodeCheck-App, ob Dein Kaugummi bedenkliche Inhaltsstoffe enthält.