Gift für Körper und Umwelt

Auf diese bedenklichen Stoffe in Nagellack solltest du achten

29. Juli 2022 von

Für viele gehört Nagellack als Ausdruck gepflegter Hände und Füße einfach dazu. Gerade im Sommer strahlen Gute-Laune-Farben von Gelb bis Türkis mit der Sonne um die Wette. Viele Nagellacke herkömmlicher Marken erinnern jedoch eher an einen giftigen Chemiecocktail, der unter anderem hormonell oder krebserregend wirken kann. Wir verraten dir, auf welche Stoffe du achten musst, und an welcher Deklaration du gesündere Alternativen erkennst.

Bereits in der Antike waren bemalte Fingernägel beliebt, damals meist noch mit Pflanzenfarben. In den 30er Jahren wurden Nagellacke als Nebenprodukt von Autolacken weiterentwickelt. Heutzutage sind die farbigen Hübschmacher aus vielen Kosmetikregalen nicht mehr wegzudenken. Laut einer aktuellen „Statista“-Erhebung (2022) benutzen in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre rund 14,03 Millionen Menschen einmal pro Woche Nagellack. Die wenigsten wissen jedoch, was sie dabei auf ihre Nägel auftragen und dass deren durchlässige Hornschicht Schadstoffe in den Körper eindringen lässt.

Diese beiden Nagellacke enthalten keine Schadstoffe

Die wichtigsten bedenklichen Inhaltsstoffe von Nagellack

„Endless Summer“, „Oh Heaven“ oder „Marshmallow“ - wer würde bei solchen Bezeichnungen schon an gesundheitsschädliche Stoffe denken? Bei einem genaueren Blick auf die Inhaltsstoffe von Herstellern wie Manhattan, Essie und Co. wird jedoch ersichtlich, dass sich hinter den wohlklingenden Namen Gefahren für die Gesundheit verbergen. Denn auch wenn sich die Qualität der Lacke in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert hat: Bedenkliche Inhaltsstoffe können immer noch sowohl über die Atemwege als auch über den Nagel und die Nagelhaut in den Körper gelangen. Zudem werden hormonelle Schadstoffe, Nanopartikel und kaum abbaubare flüssige Kunststoffe über Mülldeponien unwiderruflich in die Umwelt eingetragen und können hier Flora und Fauna schädigen. Daher solltest du auf diese bedenklichen Inhaltsstoffe achten:

1. Benzophenone

Seit 2013 wird dieser UV-Filter auf Basis von Tierversuchen als potenziell krebserregend eingestuft. Er besitzt zudem ein Reizungs- und Allergiepotenzial. Weiterhin wird er mit hormoneller Aktivität in Verbindung gebracht. Ab Dezember 2023 wird der Stoff für den Einsatz in Kosmetika verboten sein.

2. Formaldehyd-Abspalter

Bestimmte primär unbedenkliche Inhaltsstoffe reagieren in Nagellack und können in der Folge Formaldehyd abspalten. Dieses kann sich vor allem bei langer Lagerung im Lack anreichern.

„Formaldehyd selbst gilt als potenziell krebserregend und ist als einzelner Inhaltsstoff in Kosmetika verboten“, so Dr. Ruta Almedom, Head of Science bei CodeCheck.

3. Nitrosamine

Die in Nagellack enthaltene und an sich unbedenkliche Nitrozellulose soll den Lack geschmeidig machen. In Verbindung mit den Lösemitteln Stearalkonium Hectorite oder Stearalkonium Bentonite jedoch kann sie zur Bildung von Nitrosaminen beitragen.

Dr. Ruta Almedom: „Auch diese stehen im Verdacht, krebserregend zu sein, und sind daher in Kosmetika verboten. Sie können aber bereits als Nebenprodukt bei der Herstellung entstehen oder sich mit der Zeit durch Reaktionen im finalen Produkt anreichern. Je älter der Lack, umso größer das Risiko für eine Belastung mit zu viel Nitrosamin und Schadstoffen generell.“

Naturkosmetik-Nagellacke dagegen weisen laut „Öko-Test“ keine Belastung durch Nitrosamin auf.

4. Flüssige Kunststoffe und Mikroplastik

Die lange Haltbarkeit und die Festigkeit des Lackes werden durch diese Stoffe gewährleistet. Während der Einsatz von Mikroplastik zumindest in abwaschbaren Produkten inzwischen verboten ist, gibt es immer noch keine Regelung für flüssige Kunststoffe bzw. so genannte Leave-on-Produkte wie Nagellacke. Doch auch wenn die Reste zum Glück seltener im Abwasser entsorgt werden, landen Abfälle aus der Tonne in der EU noch oft zusammen mit dem Hausmüll auf Mülldeponien. Dort verbleiben diese Kunststoffe über Jahre oder Jahrzehnte und können unter Umständen über den Boden in unsere Umwelt gelangen. Der richtige Weg, Nagellacke sicher für uns und die Umwelt zu entsorgen, ist daher die Schadstoffsammelstelle.

Vorsicht bei Gel- und UV-härtenden Nagellacken

Wenn der Nagellack besonders lange halten soll, reichen Nitrocellulose-basierte Lacke nicht aus. Hier kommen üblicherweise Lacke auf Acrylatbasis zum Einsatz, die mit Hilfe von UV-Licht ausgehärtet werden. Diese Lacke werden meist in Salons von Kosmetiker:innen angewendet, sind aber auch für den Hausgebrauch zu finden. Auch für diese Produkte gilt die Kosmetikverordnung. Allerdings wird sie nicht immer eingehalten. Bei Stichprobenanalysen stellte das Kantonslabor Basel im April 2022 fest3, dass 21 der 26 untersuchten Produkte teils verbotene Stoffe enthielten. Beispielsweise wurden 46 nicht auf der Verpackung deklarierte Farbstoffe in den Analysen entdeckt, davon waren 45 Farbstoffe verboten. Auch wurde bei einigen Proben krebserregendes Formaldehyd in Mengen über dem Grenzwert festgestellt.

Diese Ergebnisse sind besonders besorgniserregend, weil sowohl die Angabe der Stoffe fehlt als auch entsprechende Warnhinweise. Für Verbraucher:innen ist es also schwer, bei diesen Produkten eine gute Wahl zu treffen, denn auch Kosmetiker:innen wissen oft selbst nicht, was sie in ihren Salons anbieten. Die Hersteller wurden von den Sicherheitsämtern angehalten, die beanstandeten Produkte vom Markt zu nehmen und bessere Kontrollen zu etablieren. Bis das erfolgt ist, gelten diese Produkte für uns nicht als sicher, und wir raten von ihrer Verwendung ab.

Mit der „Free“-Formel bedenkliche Stoffe vermeiden

Nagellacke mit der „Free“-Deklaration verzichten laut Herstellerangaben bewusst auf toxische Inhaltsstoffe. Die Nägel bleiben gesünder, brechen seltener ab und bilden weniger Spliss. Ob 3-Free oder 7-Free, die Zahlen stehen für die Anzahl kritischer Stoffe, die im Vergleich zu herkömmlichen Produkten nicht enthalten sind. Der Begriff ist jedoch nicht geschützt. So können Hersteller selbst entscheiden, welche Inhaltsstoffe sie nicht verwenden.

Bei 3-Free wird auf Formaldehyd, Phthalate und Toluol verzichtet. Dabei sind diese Inhaltsstoffe ohnehin schon seit Langem für Kosmetika in der EU verboten und finden sich in keinem hiesigen Nagellack. Bei importierten Produkten, beispielsweise aus den USA, lohnt es sich jedoch, darauf zu achten. Wirklich interessant wird es bei 7-Free, denn hier ist das Produkt zusätzlich vegan und tierversuchsfrei.

Eine 100-prozentige Garantie, dass keine bedenklichen Stoffe enthalten sind, gibt es jedoch auch bei Free-Nagellacken nicht. Die CodeCheck-App hilft dir herauszufinden, ob dein Nagellack potenziell schädliche Stoffe aufweist: einfach schnell und unkompliziert das Produkt einscannen und die Einschätzung der Inhaltsstoffe lesen.

Am Ende gilt: Auch wenn alle Hersteller gesetzliche Richtwerte einhalten müssen: je weniger Schadstoffe, desto besser für xich und die Umwelt. Zusätzlich zum richtigen Lack sollte Nagellack ohnehin nicht täglich aufgetragen werden, so dass sich das Nagelbett zwischendurch immer einmal wieder erholen kann.

Weiterführender Link

Quellen

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CodeCheck