Nach TPO-Verbot

Gel-Nagellacke: Das müssen Verbraucher:innen jetzt wissen

25. Sept. 2025 von

Wer seine Nägel regelmäßig mit UV-härtendem Gel-Lack verschönert, sollte jetzt genau hinschauen: Seit dem 1. September 2025 ist der Inhaltsstoff TPO (Trimethylbenzoyl-Diphenylphosphinoxid) EU-weit verboten.

Grund ist seine Einstufung als CMR-Stoff (krebserregend, mutagen, reproduktionstoxisch, Kategorie 1B). Damit dürfen TPO-haltige Produkte nicht mehr in der EU verkauft oder weitergegeben und auch nicht mehr privat verwendet werden. TPO war bisher ein gängiger Bestandteil vieler UV-Gel-Nagellacke.

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CodeCheck

Was macht TPO problematisch – und wie hoch ist das Risiko?

TPO ist ein sogenannter Photoinitiator. Er sorgt dafür, dass Gel-Lacke unter UV-Licht blitzschnell aushärten und wochenlang halten. In Tierversuchen zeigte sich: Bei sehr hohen oralen Dosen traten bei männlichen Ratten Effekte auf die Fruchtbarkeit auf. Diese Daten reichten für die strenge EU-Einstufung mit dem Verbot als Folge.

In der Praxis sieht das Risiko jedoch differenzierter aus:

  • Beim Aushärten zerfällt TPO fast vollständig und wird in die Polymerstruktur eingebaut. Über 99 Prozent des TPO sind danach verbraucht, Rückstände sind extrem gering.
  • Nägel sind sehr dichte Strukturen – durch sie gelangen kaum Stoffe, außer Wasser.
  • Gefahr besteht daher vor allem in dem Moment, bevor der Lack unter UV-Licht aushärtet – also wenn flüssiges Gel auf die Haut gerät.
  • Unsicherheiten bestehen bei wiederholter Anwendung, geschädigten Nägeln oder unsauberem Auftragen.

Das Verbot ist somit weniger eine Reaktion auf akute Risiken im Alltag als eine Folge der gefahr-basierten EU-Regulierung: Alle CMR-Stoffe sind pauschal ausgeschlossen, unabhängig von der realistischen Exposition.

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Andere Stoffe sind problematischer als TPO!

Auch ohne TPO bleibt Vorsicht geboten:

  • Acrylate und Methacrylate. Sie gelten als starke Kontaktallergene. Allergien entstehen oft erst nach wiederholter Anwendung und sind irreversibel – was später auch medizinische Behandlungen erschweren kann, da Acrylate in Zahnprothesen oder Implantaten genutzt werden.
  • Kritische Farbstoffe, Lösungsmittel, Weichmacher und Duftstoffe können Haut und Atemwege reizen. Das Kantonslabor Basel fand mehrfach Produkte mit solchen problematischen Stoffen.
  • Krebserregendes Formaldehyd ist zwar verboten, kann aber durch sogenannte Formaldehyd-Abspalter im Nachhinein entstehen. Um auf Nummer sicher zu gehen, scanne deine Produkte mit der Codecheck App (INCIs siehe hier).

In einer kürzlich neu aufgelegten Studie von Dr. Urs Hauri, Experte für Inhaltsstoffe in Kosmetik und stellvertretender Leiter Chromatographie des Schweizer Kantonalen Laboratoriums Basel-Stadt, enthielten 50 der 54 untersuchten Gel-Nagellacke schädliche Inhaltsstoffe – also fast alle. Für ein Drittel musste sogar ein Anwendungsverbot ausgesprochen werden, weil Grenzwerte überschritten wurden.

„Bei Produkten, die hautnah und regelmäßig verwendet werden, ist grundsätzlich Vorsicht geboten – erst recht bei sensiblen Gruppen wie Schwangeren oder Jugendlichen, sagt Dr. Ruta Almedom, wissenschaftliche Leiterin bei CodeCheck.

Was sollten Verbraucher:innen jetzt tun?

Die meisten Gel-Nagellacke sind für den gewerblichen Gebrauch vorgesehen und sollten nicht privat genutzt werden. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, wähle professionelle Studios, die transparente Produktinformationen geben. Hersteller sind verpflichtet, Inhaltsstoffe auf der Verpackung oder im Beipackzettel zu deklarieren. Der Stoff TPO ist an den Namen “TPO-G”, „Diphenyl(2,4,6-trimethylbenzoyl)phosphinoxid“ oder “Trimethylbenzoyl-Diphenylphosphinoxid" zu erkennen. 

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Checkliste für Gel-Nagellacke:

  • Nägel prüfen: Nur intakte Nägel lackieren, Hautkontakt vermeiden.
  • UV-Lampe nutzen, Lack vollständig aushärten lassen (vorher Sonnenschutz auftragen). Im Nagelstudio: Produkt zeigen lassen, um TPO auszuschließen.
  • Achtung bei Acrylaten und Methacrylaten - Allergiegefahr! Formaldehyd-Abspalter vermeiden: INCIs siehe hier.
  • Vorsicht bei Farb- und Duftstoffen.
  • CodeCheck-App nutzen, um sich über bedenkliche Inhaltsstoffe in Nagellacken zu informieren

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