„Bad Lack“

Diese Stoffe in Deinem Nagellack sind bedenklich

11. Dez. 2019 von

Wer gepflegte Hände vorzeigen möchte, der verwendet auch gerne Nagellack. Die Inhaltsstoffe in vielen konventionellen Produkten sind allerdings nicht immer unbedenklich. Einige gelten sogar als fruchtbarkeitsschädigend. Sind Naturkosmetik oder so genannte „free“-Lacke die bessere Alternative? Teilweise! Wir erklären Dir hier, worauf Du achten solltest.

13,4 Millionen Frauen verwenden laut einer „Statista“-Erhebung 2019 mindestens einmal die Woche Nagellack. Die Lacke sollen dabei haltbar, elastisch und von brillanter Farbe sein. Sie locken ihre Trägerinnen mit Namen wie “Meet me at the sunset” oder “Millionails”. Was tatsächlich an Chemiecocktails hinter solch wohlklingenden Namen steckt, ist jedoch bedenklich.

Die Studienlage ist ernst

Eine Studie der „Environmental Working Group“ (EWG) aus dem Jahr 2015 bestätigte, dass die Inhaltsstoffe und Dämpfe von Nagellack unsere DNA verändern und dazu führen können, dass Frauen unfruchtbar werden. Weitere Inhaltsstoffe stehen im Verdacht, krebserregend und hormonell wirksam zu sein. Andere können Allergien und Ekzeme hervorrufen.

Im Jahr 2018 untersuchte „Ökotest” die Inhaltsstoffe von Nagellacken genauer. Im Großteil der getesteten Lacke fanden die Tester nicht nur bedenkliche Stoffe wie Formaldehydabspalter oder Benzophenone, sondern überraschenderweise auch krebserregende Nitrosamine. „Diese sind nicht in der Inhaltsstoffliste zu finden, sondern stellen unerwünschte Abbauprodukte dar,” erklärt Dr. Ruta Almedom, wissenschaftliche Leiterin bei CodeCheck.

Erst Autos, dann Fingernägel

Bereits seit den 30er Jahren tragen sich vor allem Frauen farbige Lacke auf die Nägel auf - damals wurden diese als ein Nebenprodukt von Autolacken weiterentwickelt. Dabei wurde lange fälschlicherweise angenommen, der Nagel wäre eine Art undurchlässige Hornplatte. Der Nagel ist jedoch kein Schild, sondern besteht aus Horn und ist damit durchlässig - auch für Schadstoffe.

Trotz einiger Jahrzehnte Weiterentwicklung haben es die Lacke nach wie vor in sich. Neben schädlichen Dämpfen gibt es zahlreiche giftige Inhaltsstoffe, die entweder über die Atemwege oder über den Nagel und die Nagelhaut in den Körper gelangen können.

Schädliche Stoffe in Nagellacken

Vor „Ökotest“ hatten bereits Schweizer Forscher krebserregende Nitrosamine in zahlreichen Nagellacken nachweisen können. „Laut EU-Kosmetikverordnung dürfen Nitrosamine als technisch unvermeidbare Rückstände in Kosmetika enthalten sein. Der Anteil des Stoffs in den untersuchten Produkten war jedoch so hoch, dass viele Erzeugnisse daraufhin beanstandet wurden,” so Dr. Almedom.

Wie die Verunreinigungen entstanden sind, ist bis heute nicht geklärt. „Jedoch scheint sie mit der Verwendung des Inhaltsstoffs „Nitrozellulose” in farbigen Nagellacken zusammenzuhängen, der von den Herstellern als Bindemittel in den Lacken eingesetzt wird,” erklärt CodeChecks Inhaltsstoffexpertin.

Weiterhin scheint nach Aussagen des „Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit“ (LGL) Nitrozellulose vor allem in Kombination mit den Inhaltstoffen „Stearalkonium Hectorite“ oder „Stearalkonium Bentonite“, die Hauptquelle für die Nitrosaminbildung zu sein.

Hände Nagellack
Unsplash

Zusammenhang von Nitrosaminen und Nitrozellulose

„Im Moment ist Nitrozellulose Hauptbestandteil vieler handelsüblicher Nagellacke, daher wird kaum ein Lack mit Nitrozellulose frei von Nitrosamin sein. Jedoch gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten, und 90 Prozent der analysierten Fabrikate weisen Mengen unterhalb des tolerierbaren Wertes auf. Untersuchungen der Hersteller haben zudem gezeigt, dass Nitrosamine zum großen Teil erst bei der Lagerung entstehen. Je älter die Produkte sind, desto höher sind die messbaren Nitrosamingehalte, “ so Dr. Almedom.

Ziel der Hersteller sollte es dennoch bleiben, die Rezepturen oder Anwendungshinweise so anzupassen, dass die Bildung von krebserregenden Nitrosaminen weiter reduziert beziehungsweise verhindert wird. Wir von CodeCheck empfehlen Nagellacke mit Nitrozellulose (vor allem in Kombination mit „Stearalkonium Hectorite“ oder „Stearalkonium Bentonite“) vorsichtshalber zu meiden. Wenn Du dennoch nicht auf Nagellack verzichten willst, solltest Du die Lacke mit diesen Stoffen nicht lange lagern.

Bedenkliche Stoffe im Nagellack

Neben Nitrosaminen stecken noch weitere kritische Stoffe in Nagellack. Neben Formaldehydabspaltern wie „Tosylamide/ Formaldehyde Resin”, die ebenfalls mit der Entstehung von Krebs in Verbindung stehen, weisen viele Nagellacke auch UV-Filter wie Benzophenone auf. Seit 2013 wird dieser Stoff als möglicherweise krebserregend eingestuft. Zudem wurde für zwei Nebenprodukte von Benzophenonen hormonelle Aktivität nachgewiesen. Weiterhin kritisch ist „Toluene”, ein Lösungsmittel, das in Verdacht steht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen. Auch Stoffe wie „Acrylates Copolymer” oder „Polyethylene” sind als kritisch zu erachten, da es sich um nichts anderes als umweltrelevante synthetische Polymere und Mikroplastik handelt.

  • Nitrozellulose (besonders kritisch in farbigen Nagellacken)
  • Tosylamide/ Formaldehyde Resin
  • Benzophenone
  • Acrylates Copolymer
  • Polyethylene
  • Polyethylene Terephthalate
  • Carbon Black (Farbstoff)
  • CI 19140 (Farbstoff)
  • CI 17200 (Farbstoff)

Hier sind einige Nagellacke, die mehrere kritische Inhaltsstoffe aufweisen:

Der Lack muss ab!

Wenn Du Nagellack mit einem Wattepad abnimmst, darfst Du das Wattepad daher auch nie in die Toilette entsorgen. Die im Lack und auch Nagellackentferner enthaltenen Stoffe sind schlicht zu schädlich, um sie in den Wasserkreislauf einzubringen. Entsorge das Wattepad mit dem Lack daher unbedingt in den Restmüll.

Naturkosmetik und „Free“-Lacke als Alternative?

Als Alternative zu den konventionellen Produkten bieten Hersteller Naturkosmetik-Produkte oder Lacke mit sogenannten „Free“-Formeln an, die ohne einige der problematischen Stoffe auskommen.

3-Free-Lacke verzichten in der Regel auf Formaldehyd, Phthalate und Toluol. Bei 7-Free-Formeln wird darüber hinaus sind tierische Inhaltsstoffe und Tierversuche tabu. Das Problem: Der Begriff „Free-Lack“ ist nicht geschützt und die Hersteller können selbst festlegen, welche bedenklichen Inhaltsstoffe nicht in ihren Produkten enthalten sind. Daher sind auch in vermeintlich „grünen” Nagellacken oft noch immer kritische Stoffe enthalten. Das beste ist es daher, generell auf weniger bedenkliche Produkte umzusteigen und Nagellack lieber nicht täglich zu tragen, sondern nur zu besonderen Anlässen.

Diese Lacke enthalten kaum kritische Stoffe:

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