Heilpflanze mit Grenzen

Aloe Vera - Grünes Beauty-Wunder?

16. Okt. 2019 von

Bereits seit vielen Jahrhunderten wird Aloe Vera als Heilmittel eingesetzt. Auch heute noch werden der Pflanze viele positiven Eigenschaften für die Haut zugeschrieben. Doch woher kommt dieser Beauty-Mythos eigentlich und ist er berechtigt? Wir erklären Dir, wann die Nutzung des Sukkulenten-Saftes sinnvoll ist und was Du beim Kauf von Aloe Vera Produkten unbedingt beachten solltest.

Aloe Vera gehört zu den Wüstengewächsen und speichert in seinen dicken Blättern sehr viel Wasser. Schneidet man ein Blatt ab, läuft aus der Schnittkante ein gelblicher Saft, das sogenannte Aloe Latex sowie ein klarer, dickflüssiger Saft heraus. Diese klare Flüssigkeit wird auch Aloe Vera Gel genannt und besteht zu 95% aus Wasser. Die gelartige Beschaffenheit kommt durch verschiedene Zucker zustande. Diese haben die Eigenschaft, Wasser zu binden und verwandeln den Saft der Aloe Vera in ein reichhaltiges Gel. Darüber hinaus wird einem dieser Zucker, Acemannan, unter anderem auch eine anti-entzündliche Wirkung zugeschrieben. Durch seinen hohen Wasseranteil wirkt das Gel aber feuchtigkeitsspendend und hat einen kühlenden Effekt. Daher wird es sehr gerne zur Behandlung von...

  • Sonnenbrand,
  • leichten Verbrennungen,
  • trockener Haut und Schuppenflechten oder
  • Insektenstichen wie Wespen- oder Mückenstichen genutzt.

Hier kann Aloe Vera eine lindernde Wirkung haben, deren wissenschaftliche Grundlage aber zum Teil noch näher untersucht werden muss.

Ein Beauty Produkt bevor es Beauty Produkte überhaupt gab

Schon vor vielen Jahrhunderten wurde das frische Gel als pharmazeutisches und kosmetisches Produkt zur Behandlung von kleinen Wunden oder zur Pflege der Haut verwendet. So wird beispielsweise berichtet, dass bereits Kleopatra den Saft der Pflanze nutzte, um in voller Schönheit zu erstrahlen.

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden Mittel wie Vaseline zur Hautpflege eingesetzt. Petrolatum, der Hauptbestandteil von Vaseline, ist übrigens ein Nebenprodukt der Erdölindustrie. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen dann die heute bekannten Cremes wie Nivea oder Penaten dazu, die ebenfalls mineralölbasierte Inhaltsstoffe enthielten. Für die breite Masse wurden diese Kosmetikprodukte vor allem nach dem zweiten Weltkrieg mit dem Entstehen der heutigen Drogeriemärkte zugänglich. Natürliche Stoffe gerieten damals etwas in Vergessenheit.

Aloe Vera heute – ein Inhaltsstoff bekommt Konkurrenz

In all den Jahren hat die Aloe Vera aber nichts von ihren positiven Eigenschaften eingebüßt. Vielmehr hat sie Konkurrenz von den modernen Produkten der Kosmetikindustrie bekommen.

Viele wollen aber heute lieber wieder auf pflanzliche Inhaltsstoffe zurückgreifen, statt auf synthetische oder mineralölbasierte Stoffe. Hier ist Aloe Vera nach wie vor eine gute und vor allem natürliche Wahl.

Der pflanzliche Rohstoff ist nachwachsend und kann auch auf dem eigenen Balkon angebaut werden. Doch aufgepasst, nicht jeder Haut tut die Aloe gleich gut. Wenn Du zu sehr trockener, spröder Haut neigst, solltest Du reichhaltigere Pflegeprodukte verwenden, die rückfettend wirken. Hier wären beispielsweise Pflegeprodukte mit einem hohen Anteil an Sheabutter eine gute Wahl.

Aloe ist nicht gleich Aloe – auf die Details kommt es an

Auch, wenn auf der Packung groß mit Aloe Vera geworben wird, solltest Du genauer hinschauen. Sogenannter „Whole Leaf Extract“ wird aus dem kompletten Blatt gewonnen und enthält daher neben dem klaren Gel auch das gelbliche Latex sowie die Blattrinde der Pflanze. Leider finden sich in diesen beiden Aloe Rohstoffen sogenannte Anthrachinone, die im Verdacht stehen Krebs zu verursachen. Deshalb solltest Du Lebensmittel oder auch Nahrungsergänzungsmittel mit der Bezeichnung „Aloe Whole Leaf Extract“ besser meiden.

Stattdessen solltest Du bei den Inhaltsstoffen nach „Aloe Gel“ oder „Aloe Leaf Juice“ Ausschau halten. Die beiden Begriffe bezeichnen genau das gleiche, nämlich den Saft aus dem Wasserspeicher der Aloe Vera, der für seine feuchtigkeitsspendende Wirkung bekannt ist. Darüber hinaus solltest du bei der Verwendung auf die Haltbarkeit des Produktes achten. Der frische Aloe Vera Saft ist wie viele Naturprodukte nur begrenzt haltbar.

Aber auch wenn Du die Bezeichnungen „Aloe Gel“ und „Aloe Leaf Juice“ bei den Inhaltsstoffen gefunden hast, sollten die entsprechenden Produkte zu 60 Prozent aus dem Saft der Pflanze bestehen, sodass ihre feuchtigkeitsspendende Wirkung tatsächlich auf den Eigenschaften des Gels beruht. Bei vielen Produkten macht Aloe Vera allerdings nur wenige Prozent der Inhaltsstoffe aus. Diese Produkte können durchaus feuchtigkeitsspendend sein, allerdings sind dann andere Inhaltsstoffe s dafür verantwortlich. Wenn Du gerne Aloe Vera verwenden möchtest, bieten sich also Produkte mit einem hohen Aloe Vera Anteil an. Diese erkennst Du daran, dass „Aloe Gel“ oder „Aloe Leaf Juice“ sich an erster bis dritter Stelle der INCI-Liste befinden.

Aloe-Vera-Gel selber herstellen - so geht's

Leider sind hochwertige Aloe Vera Produkte recht teuer. Statt Plastiktuben und -tiegel in Dein Bad zu stellen und später in den Müll zu werfen, kannst Du Aloe Vera Gel auch ganz einfach selbst herstellen. Achte dabei darauf, wirklich nur das Gel aus den Blättern zu nutzen und nichts von dem Grün der Pflanze.

  1. Bereite einen sterilen Behälter vor: dazu ein Schraubglas mit heißem Wasser auskochen, dann abtropfen und trocknen lassen.
  2. Schneide ein paar Blätter der Aloe Vera mit dem Messer ab.
  3. Um den giftigen, gelblichen Saft vom Gel zu trennen, musst Du das Blatt mit der Schnittfläche nach unten senkrecht für circa anderthalb Stunden in ein Glas stellen.
  4. Anschließend zwei bis drei Zentimeter vom Ende des Blattes abschneiden.
  5. Trenne das Blatt der Aloe Vera anschließend längs auf und löse vorsichtig das Gel z. B. mit einem Löffel vorsichtig heraus.
  6. Püriere das Gel am besten mit einem Pürierstab oder Mixer zu einer homogenen Masse.
  7. Das Gel hält sich in einem verschließbaren Glasbehälter bis zu sieben Tagen.

Weiterführende Links:

- Studie zu Acemannan

- Studie zu Anthrachinone

- Vergleich Aloe Vera/Placebo bei Sonnenbrand

- Aloe Vera zur Wundheilung

- Gesundheitliche Risikoeinschätzung von „Aloe Whole Leaf Extract“; „Aloe Latex“ und „Aloe Gel“

- Einschätzung des BfR zu Aloe Whole Leaf Extract in Nahrungsergänzungsmitteln