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Skincare Mythen aufgedeckt

28. Apr. 2021 von

Nicht alle Aussagen und Tipps, die auf Social Media kursieren, sind korrekt und längst nicht jede:r ist eine Expertin oder ein Experte. Es ist ratsam, Aussagen kritisch zu hinterfragen, bevor Du sie in der täglichen Pflegeroutine umsetzt. Hier zeigen wir Dir einige Beispiele, die sich Dr. Julia Mader genau angeschaut hat.

Mythos 1: Blasenpatches helfen gegen Pickel und Entzündungen

Es gibt viele Patches, die für die Behandlung von Unreinheiten und Pickeln vermarktet werden. Neigst Du dazu, an Deinen Entzündungen und Pickeln rumzudrücken und zu kratzen, eignen sich Pickel-Patches, um Deine Finger fernzuhalten. Einige Patches sind mit Salizylsäure getränkt - Salizylsäure wirkt entzündungshemmend, kann allerdings die Haut stark austrocknen und zu Reizungen führen. Zudem gilt Salizylsäure als potentiell hormonell aktiv und steht deshalb momentan auf der Prioritätenliste der EU. Entsprechend ist der Einsatz von Salizylsäure nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Überdies kann es sein, dass die Haut beim Entfernen der Patches verletzt und die oberste Hautschicht mit abgelöst wird. Blasenpflaster, die für die Füße entwickelt wurden, sollten bei der Behandlung von Pickeln gemieden werden. Durch diese Pflaster verletzt Du Deine Haut beim Entfernen. Zudem ist die oberste Hautschicht durch das Pflaster leicht aufgequollen und aufgeweicht, so dass die Haut im Anschluss mehr Zeit zum Abheilen benötigt.

Mythos 2: Vitamin A Säure und Salizylsäure für Schwangere nicht bedenklich

Die Hautpflege sollte während der Schwangerschaft umgestellt werden. Schwangere leiden durch die Hormonumstellung häufig unter Hautproblemen und vermehrten Unreinheiten. Hinzu kommt, dass die übliche Pflege oft nicht für Schwangere geeignet ist. Schau Deine Pflegeprodukte und die Wirkstoffe genau an. Vitamin A Säure ist grundsätzlich ein hervorragender Wirkstoff zur Behandlung von Unreinheiten und Akne. Studien konnten allerdings Fruchtschädigungen für oral eingenommenes Vitamin A nachweisen. Die Dosierung von Vitamin A in Kosmetikprodukten ist zwar erheblich geringer als bei systemischen, verschreibungspflichtigen Vitamin A Säure Präparaten, dennoch bleibt ein Restrisiko bestehen. Ebenso unterscheidet sich die Aufnahme von Vitamin A über die Haut von der Aufnahme über den Blutkreislauf und Dünndarm. Ärzte raten jedoch dazu, während der Schwangerschaft generell auf Vitamin A zu verzichten. Um kein Risiko einzugehen, solltest Du Vitamin A deshalb auch in der Kosmetik weglassen.

Ebenso verhält es sich mit Salizylsäure. Ein Wirkstoff zur Behandlung von Unreinheiten und Verhornungen, der allerdings nicht bedenkenlos zu empfehlen ist. Verzichte während der Schwangerschaft auf die Verwendung von Salizylsäure. Die neue Kosmetikverordnung sieht vor, dass Salizylsäure ab 2 Prozent nicht mehr in Körperpflegeprodukten eingesetzt werden darf, die auf der Haut verbleiben. Zudem stellt Salizylsäure ein Risiko dar, wenn sie über die Atemwege inhaliert wird. Dies sollte zwar bei Kosmetikprodukten, die Salizylsäure enthalten, in der Regel nicht der Fall sein, insgesamt ist es aber ratsam, während der Schwangerschaft auf Inhaltsstoffe zu verzichten, die ein gesundheitliches Restrisiko darstellen können. Auch wenn Inhaltsstoffe in Kosmetikprodukten mittels Kosmetikverordnung zugelassen sind, so sind sie nicht alle für die Pflege während der Schwangerschaft und Stillzeit geeignet.

Mythos 3: Alle Duftstoffe sind schädlich

Duftstoffe werden heiß diskutiert. Viele sind der Ansicht, sie gehören komplett verboten. Duftstoffe können allergische Reaktionen wie Rötungen, Juckreiz, Bläschen oder Schwellungen hervorrufen, erklärt Dr. Silvia Pleschka, Chemikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des „Deutschen Allergie- und Asthmabundes“ (DAAB). Der DAAB hat deshalb 26 natürliche und synthetische Duftstoffe identifiziert, die als potenziell allergieauslösend gelten. Diese 26 Duftstoffe müssen ab einer bestimmten Konzentration in der Inhaltstoffliste explizit genannt werden. Alle anderen werden bislang unter dem Begriff „Parfüm“ zusammengefasst. Um potenziell allergieauslösende Stoffe leichter zu erkennen, integriert CodeCheck die Duftstoffbewertung des DAAB. So können kritische Stoffe wie Isoeugenol oder Citral in Parfums und Kosmetika leicht identifiziert und gemieden werden. Menschen mit gesunder Haut haben übrigens was Duftstoffe angeht nichts zu befürchten. Menschen, die jedoch zu Allergien neigen, schwanger sind oder einfach auf Nummer sicher gehen möchten, sollten Duftsstoffe mit Hilfe der Personalisierungsoption bei CodeCheck gezielt vermeiden. Wusstest Du übrigens, dass ein neutraler Geruch nicht bedeutet, dass keine Duftstoffe enthalten sind? Oft werden Duftstoffe genutzt, um den Eigengeruch der Chemikalien zu überdecken.

Mythos 4: Acrylate Copolymer und Acrylate Crosspolymer in kleinen Mengen sind nicht bedenklich

Teilweise wird der Einsatz von Acrylate Copolymer und Acrylate Crosspolymer in Kosmetikprodukten verharmlost. Da sie im Vergleich zur Textilindustrie in geringeren Mengen eingesetzt werden, wird der Gebrauch von Acrylaten in Kosmetikprodukten beschönigt und als nicht kritisch kommuniziert. Acrylate Copolymere sind synthetisch hergestellte Polymere auf Acrylatbasis. Du findest sie unter verschiedenen Bezeichnungen wie zum Beispiel als Acrylates, Acrylate Copolymer oder C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer in der INCI. Gemeinsam haben sie alle, dass sie zu den schwer abbaubaren synthetischen Polymeren zählen und damit als bedenklich für die Umwelt gelten. In der Kosmetik werden sie als Konsistenzgeber eingesetzt und schaden bereits in geringen Mengen erheblich der Natur. Bereits kleinste Mengen Acrylate stellen eine Belastung für unsere Umwelt dar.

Mythos 5: Intimpflege Produkte sind reines Marketing und überflüssig

Viele Marken bieten spezielle Produkte für den Intimbereich an. Hier spalten sich die Lager: die einen sind davon begeistert, die anderen halten Intimpflegeprodukte für reines Marketing der Firmen und somit für überflüssig. Wichtig ist, dass Reinigungsprodukte für den Intimbereich auf den pH-Wert dieser Region abgestimmt sind. Der pH-Wert liegt bei Frauen im sauren Bereich bei circa 3,8. Zudem sollten sie milde Tenside enthalten, damit die Haut und Schleimhäute nicht ausgetrocknet werden. Speziell für den Intimbereich entwickelte Reinigungsprodukte sind im Vergleich zu herkömmlichen Duschgelen und Duschprodukten oft die bessere Wahl. Achte bei der Verwendung von Intimpflege Produkten darauf, dass sie generell mild sind und entweder frei von Duftstoffen oder zumindest frei von Duftstoffen sind, die ein erhöhtes Allergiepotential besitzen. Grundsätzlich ist es bei der Intimpflege wichtig, es nicht zu übertreiben. Intimpflege hat allein schon dadurch Berechtigung, dass sich immer mehr Menschen mit ihrem Körper und ihrem Intimbereich auseinandersetzen. Dies ist ebenfalls ein Aspekt von Body positivity und Selbstliebe.

Fazit: Viele Tipps und Mythen, aber nicht alle solltest Du glauben

Es gibt im Bereich Kosmetik und Hautpflege vielerlei Tipps und Mythen. Vorsicht: nicht alle sind richtig oder passen zu Dir, Deiner Lebenssituation und Deinem Hautbedürfnis. Deshalb ist es wichtig, diese kritisch zu hinterfragen. Prüfe immer zusätzlich zum Tipp auch die Expertise des Tippgebers und ob nicht vielleicht ein eigenes Interesse, zum Beispiel der Verkauf von eigenen Produkten, eine Rolle spielt. Deine Haut wird es Dir danken.

Weiterführende Links:

Kosmetik rechtliche Grundlagen

Vitamin A Studie

Studie Vitamin A Säure

Acrylate Crosspolymer

Duftstoffe