Für Verbraucher kaum erkennbar

Fast alle Sonnencremes enthalten Palmöl

30. Juli 2025 von

Die populären Sonnencremes enthalten so gut wie alle palmölbasierte Inhaltsstoffe – oft gut versteckt hinter anders klingenden Inhaltsstoffen wie Glyceryl Stearate oder Ascorbyl Stearate. Es gibt rund 200 solcher Inhaltsstoffe, die ausschließlich aus Palmöl gewonnen werden. In über 100 weiteren wie Cetyl/Cetearyl Alkohol oder Glycerinkann kann Palmöl enthalten sein kann – Betonung auf “kann”. Sicherheit haben Verbraucherinnen also nicht; auch dann nicht, wenn sie alle diese Begriffe kennen würden.

Kennzeichnung von Palmöl? Fehlanzeige!

Hinzu kommt: Nicht jedes Palmöl ist gleich problematisch. Ein wichtiger Faktor ist, ob es ressourcenschonend angebaut wird – also auf vorhandenen Flächen, ohne dass dafür Bäume weichen müssen. Auskunft darüber sollen verschiedene Zertifikate geben. Laut WWF ist bisher lediglich ein knappes Fünftel der weltweiten Palmölproduktion zertifiziert. Am bekanntesten sind die RSPO-Zertifikate (Roundtable on Sustainable Palm Oil). Hiervon gibt es zwei strenge Varianten (“SG - Segregated” oder “IP - Identity Preserved”) und eine laxe (“MB - Mass Balance"). Bei der “MB”-Zertifizierung darf nachhaltiges Palmöl mit konventionellem vermischt werden – ohne Einhaltung der sozialen und ökologischen Standards. Ob und welches Zertifikat das verwendete Palmöl hat, taucht auf den Verpackungen praktisch nie auf – auch hier besteht Intransparenz.

CodeCheck hat bei Herstellern nachgefragt – Ergebnis ernüchternd

Deshalb hat CodeCheck bei den Herstellern der 50 am häufigsten mit CodeCheck gescannten Sonnencremes nachgefragt, ob diese Produkte Palmöl enthalten und wenn ja, mit welcher Zertifizierung. Geantwortet haben u.a. Beiersdorf (Nivea), Bübchen, dm (Sundance, alverde Naturkosmetik), Rossmann (Sunozon, Alterra), V.Sun und Lavera. Das Ergebnis: Alle Produkte der genannten Hersteller enthalten Palmöl bzw. Pamölderivate - aber keines davon erfüllt vollständig die strengeren RSPO-Zertifikate. Das bedeutet im Umkehrschluss: Mit hoher Wahrscheinlichkeit enthalten die Produkte nicht nur nachhaltiges, sondern auch konventionelles Palmöl. Und dessen Anbau ist für die Umwelt besonders schädlich.

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Warum überhaupt Palmöl?

Palmöl verleiht nicht nur Lebensmitteln, sondern auch vielen Kosmetikprodukten eine cremige Konsistenz. Weil es sich leicht verarbeiten lässt und sehr ertragreich ist, gehört es weltweit zu den meistverwendeten pflanzlichen Ölen – mit gravierenden Folgen für die Umwelt und das Klima. Denn für den Anbau werden Regenwälder gerodet, Tiere wie Orang-Utans verlieren ihren Lebensraum.

Unklare Kennzeichnung erschwert Verzicht

Anders als bei Lebensmitteln muss Palmöl bei Kosmetikprodukten nicht angegeben werden. Und falls Palmöl deklariert wird, verrät die INCI-Liste weder Herkunft noch Zertifizierungsgrad. “Die fehlende Kennzeichnungspflicht macht es Verbrauchern fast unmöglich, Palmöl in Kosmetika zu erkennen und selbst zu entscheiden, ob sie auf Palmöl ganz verzichten oder ausschließlich Produkte mit nachhaltigem Palmöl verwenden wollen”, so Dr. Ruta Almedom, wissenschaftliche Leiterin von CodeCheck. Daher gibt es nur sehr wenige Produkte, bei deren Herstellung mit Sicherheit ausschließlich nachhaltiges Palmöl verwendet wurde.

Sonnenschutzmittel mit Bio-Palmöl

Das können Verbraucher tun

Unabhängig davon gilt: Sonnenschutz ist essenziell, um das Risiko von Hautkrebs zu reduzieren. Verzicht ist daher keine Option. CodeCheck empfiehlt, auf transparente Marken zu setzen, die ihre Lieferketten offenlegen und die den positiven Wandel vorantreiben. Die CodeCheck-App hilft dabei, Palmöl in Produkten schnell zu identifizieren. In der App lässt sich zudem einstellen, dass Produkte mit palmölhaltigen Inhaltsstoffen automatisch als „nicht geeignet“ angezeigt werden. Häufig werden Produkte mit “kann Palmöl enthalten” gekennzeichnet – hier ist in den meisten Fällen davon auszugehen, dass Palmöl bei der Herstellung tatsächlich verwendet wurde.

Palmölfreie Sonnencremes

Quellen und weiterführende Links: