Sensitive Sonnencremes im „Öko-Test“

Kaum bedenkliche Inhaltsstoffe für sensible Haut

06. Juni 2023 von

„Öko-Test“ hat 21 sensitive Sonnencremes von verschiedenen Laboren daraufhin prüfen lassen, wie gut sie starken UV-Schutz und milde Pflege kombinieren. Das erfreuliche Ergebnis: Alle Produkte im Test – die meisten mit Lichtschutzfaktor 30 – sind frei von bedenklichen UV-Filtern. Das heißt aber noch lange nicht, dass alle Sonnenschutzprodukte am Markt frei von bedenklichen Sonnenschutzfiltern sind, warnt das Verbraucherschutzmagazin und empfiehlt bei jeder Sonnencreme einen prüfenden Blick auf die Inhaltsstoffliste.

  • Grundsätzlich gilt: „Mangelhafte“ oder „ungenügende“ Sonnencreme ist besser als gar kein UV-Schutz. Der Test zeigt aber, dass Du in dieser Hinsicht keine Kompromisse machen musst.
  • Einige chemische UV-Filter stehen im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken. Tier- und Zellversuche geben darauf entsprechende Hinweise, so zum Beispiel für Homosalat. Möglicherweise schädigt der UV-Filter Nieren, Leber und Schilddrüse.
  • Trage Sonnencreme immer großzügig auf. Als Richtmenge nennt „Öko-Test“ jeweils zwei Fingerlängen Creme für Gesicht und Hals sowie die einzelnen Körperteile. Wichtig ist es auch, dass Du regelmäßig nachcremst, vor allem nach dem Baden.

„Sensitive“ Sonnenschutzmittel versprechen Schutz für allergische Haut oder vor Sonnenallergie. Das ist besonders wichtig, wenn Du empfindliche Haut hast, die einen hohen Lichtschutz und gleichzeitig eine besonders verträgliche Sonnencreme frei von reizenden Stoffen benötigt. In der Regel zeichnen sich diese Produkte durch leichte, nicht fettende Rezepturen aus, die schnell in die Haut einziehen. Häufig verzichten sie auch auf Parfüm oder Alkohol und enthalten feuchtigkeitsspendende und hautberuhigende Zutaten wie Tocopherol oder Bisabolol.

Fast alle Sonnencremes im grünen Bereich

„Öko-Test“ zeigt sich erfreut: Weit mehr als die Hälfte der untersuchten Cremes, Fluids oder Lotionen können die Tester:innen bei empfindlicher Haut empfehlen. Zwölf Produkte schneiden im Test mit „Gut“ und drei sogar mit „Sehr gut“ ab. Es gibt aber auch zwei schwarze Schafe unter den geprüften Sonnenschutzmitteln. Sie schmieren mit „Mangelhaft“ und „Ungenügend“ ab.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“

Bedenkliche und unbedenkliche UV-Filter

Keines der getesteten Sonnenschutzmittel enthält mehr bedenkliche UV-Filter gemäß „Öko-Test“-Kriterien. Diese Inhaltsstoffe haben die Prüfer:innen in der Vergangenheit regelmäßig kritisiert und die entsprechenden Produkte dann abgewertet, weil sie im Verdacht stehen, wie ein Hormon zu wirken. Dazu gehören laut dem Testmagazin etliche chemische UV-Filter, zum Beispiel Ethylhexylmethoxycinnamat, 4-Methylbenzylidencampher, die Benzophenone -1, -2 und -3, Octyl-Dimethyl-Para-Amino-Benzoic-Acid (OD-PABA), Octocrylen, Etocrylen und Homosalat.

Stattdessen enthalten die sensitiven Sonnenschutzmittel im Test entweder jene chemisch-organischen UV-Filter, die Expert:innen weniger kritisch einschätzen, oder Titandioxid und Zinkoxid. Beide letztgenannten mineralischen Filtersubstanzen findest Du vor allem in Naturkosmetikprodukten.

Obwohl Titandioxid seit August 2022 in Lebensmitteln verboten ist, wertet „Öko-Test“ das Weißpigment in Sonnencremes nicht ab. Die Begründung der Redakteur:innen des Magazins: Der Einsatz von Titandioxid auf der Haut gelte anders als bei oraler Aufnahme als sicher.

Nanopartikel – umstritten oder nicht?

Sonnencremes mit mineralischen UV-Filtern hinterließen lange einen gewöhnungsbedürftigen weißen und etwas zähen Film auf der Haut. Diesen so genannten Weißeleffekt haben die Hersteller:innen inzwischen gut im Griff, unter anderem deshalb, weil sie für ihre Sonnenschutzmittel überwiegend auf Titandioxid und Zinkoxid in Nanogröße setzen.

Wie sich Nanopartikel auf die Umwelt auswirken, ist bislang wenig erforscht. Laut „Öko-Test“ gelten sie im Kontakt mit der Haut jedoch als sicher: Nanotitandioxid gelange nach heutigem Kenntnisstand über intakte Haut nicht in den Körper. Da es dennoch Verbraucher:innen gibt, die keine Nanopartikel auf ihrer Haut wollen, müssen Firmen Inhaltsstoffe in Nanoform auf der Verpackung kenntlich machen. Bei sechs Sonnenschutzmitteln im Test fehlt dieser Hinweis jedoch, bemängelt „Öko-Test“. Die Analyse des beauftragten Labors ergab, dass in den kritisierten Produkten Titandioxid oder Zinkoxid überwiegend nanoförmig vorlag.

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Canva Pro

Da aber ebenso wenig ausreichend erforscht ist, was passiert, wenn Titandioxid in Nanoform mit empfindlicher oder verletzter Haut in Berührung kommt, schließt CodeCheck nicht aus, dass der Inhaltsstoff problematisch sein könnte. Somit können wir die Verwendung von Kosmetika mit Titandioxid nano nicht uneingeschränkt empfehlen.

Silbergehalt gehört mit Hinweis versehen

Drei Sonnencremes im Test setzen das umstrittene Konservierungsmittel „Silberchlorid, aufgebracht auf Titandioxid“ ein. Das ist zwar bis zu einem gesetzlich festgelegten Prozentsatz erlaubt; „Öko-Test“ aber hat im Labor den Silbergehalt nachmessen lassen und daraus den Gehalt des Konservierungsmittels berechnet. Danach überschreitet der ermittelte Gehalt für die Sonnencreme Hautallerliebst (be) sensitive Sun von Haka Kunz die in der Kosmetikverordnung festgelegte Höchstmenge. Das bedeutet: „ungenügend“.

Hinzu kommt, dass die Silberverbindung in Mitteln für Kinder unter drei Jahren verboten ist. Der Grund: Es lässt sich nicht ausschließen, dass sich Silber im Körper so anreichert, dass es zu schiefergrauen Verfärbungen auf der Haut kommen kann. Die sensitiven Sonnencremes fallen zwar nicht explizit in diese Kategorie, aber es ist davon auszugehen, dass Familien auch für ihre kleinen Kinder Sonnenschutz für empfindliche Haut benutzen. Deswegen ist „Öko-Test“ der Meinung, dass auf den Cremes mit Silberchlorid ein Hinweis stehen müsste, der sie davor warnt. Solch ein Hinweis fehlt jedoch auf den Produkten. Darüber hinaus sehen die Tester:innen Silber in Kosmetik ohnehin kritisch, da es die Resistenzbildung von Bakterien fördern kann.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“

Kinderarbeit für den schönen Schein?

Es gibt noch einen weiteren Inhaltsstoff, den „Öko-Test“ in Kosmetikprodukten für inakzeptabel hält: das natürliche Glitzerpigment Mica. Es ist im Sonnenschutzgel von Ladival und in der ölfreien Sonnenmilch von Lancaster enthalten. Dieser Glimmer, der den Körper schön erstrahlen lassen soll, verbirgt, dass er häufig unter miserablen Bedingungen abgebaut wird und nicht selten Kinder in illegalen Minen dafür schuften, zum Beispiel in Indien.

Um diese besonders erbarmungswürdige Form von Kinderarbeit ausschließen zu können, bat „Öko-Test“ die Hersteller:innen darum, ihre Mica-Lieferketten offenzulegen. Die Auskünfte zum Lancaster-Produkt waren jedoch so vage, dass die Prüfer:innen kaum Rückschlüsse auf die Herkunft des eingesetzten Kosmetikglitzers ziehen konnten. Der Lieferant des Micas im Ladival-Sonnengel gab sich zwar etwas transparenter, aber auch hier können sie die Herkunft des Glimmers nur teilweise rückverfolgen und Kinderarbeit beim Abbau in Indien nicht ausschließen.

Die Testsiegerprodukte, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest Du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.

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