Palmöl: Umstrittener Rohstoff

In diesen Produkten steckt das Fett der Ölpalme

12. Okt. 2022 von

Palmöl ist das meistgenutzte Pflanzenöl der Welt — und zugleich das umstrittenste. Es ist für die massive Regenwaldzerstörung und das Artensterben in den Anbauländern verantwortlich und gilt als krebserregend. Gleichzeitig macht es Lebensmittel und Kosmetik streichzart und geschmeidig. Wir sagen Dir, was genau das Öl so problematisch macht und wie Du es vermeiden kannst.

Weltweiter Palmölkonsum steigt stetig

Belief sich der Verbrauch von Palmöl in den Jahren 2015/16 weltweit auf rund 59,38 Millionen Tonnen, bewegte sich der Konsum 2021/2022 schon bei Mengen von knapp 73,87 Millionen Tonneneine enorme Steigerung innerhalb von sechs Jahren.

Knapp die Hälfte des importierten Öls steckt in Lebensmitteln, vor allem in zahlreichen Fertigprodukten. Außerdem ist es in vielen Reinigungs- und Kosmetikprodukten enthalten. Der größte Anteil findet sich als Biosprit in Dieselkraftstoff wieder.

Deutschland verbrauchte im Jahr 2019 rund 1,26 Millionen Tonnen. Dabei steigt bei uns der Anteil an nachhaltigem Palmöl und Palmkernöl – vor allem für den verbrauchernahen Einsatz im Lebensmittelbereich.

Günstig, geschmacksneutral, geschmeidig

Ob Pizza oder Margarine, Cremes oder Seife: Schätzungen gehen davon aus, dass das tropische Öl mittlerweile in fast jedem zweiten Supermarktprodukt enthalten ist. Dafür gibt es gute Gründe: Palmöl ist geschmacksneutral und gibt Speisen eine streichfeste, cremige Konsistenz. Da Palmöl wesentlich günstiger ist als echte Butter oder andere Pflanzenöle, setzt die Lebensmittelindustrie das Öl in vielen Produkten als billiges Fett ein.

Auch in der Kosmetikindustrie ist Palmöl ein beliebter Inhaltsstoff. In Pflegeartikeln sorgt es für eine geschmeidig-feste Konsistenz und wirkt zum Beispiel hautglättend und rückfettend. In Waschmitteln ist Palmöl in Form von Tensiden enthalten. Während diese früher überwiegend aus Erdöl hergestellt wurden, bestehen sie mittlerweile oft aus dem noch günstigeren Palmöl.

Im Folgenden zeigen wir Dir eine Auswahl an Produkten mit und ohne Palmöl.

Lebensmittel mit und ohne Palmöl

EIS mit Palmöl (Langnese) / ohne Palmöl (Häagen-Dasz)

BABYNAHRUNG mit Palmöl (Milupa) / ohne Palmöl (Hipp)

MARGARINE mit Palmöl (Lätta) / ohne Palmöl (aha)

FERTIG- UND TIEFKÜHLGERICHTE mit Palmöl (Steinhaus) / ohne Palmöl (Iglo)

TÜTENGERICHTE mit Palmöl (yum yum) / ohne Palmöl (dmBio)

Kosmetikprodukte mit und ohne Palmöl

DUSCHGEL mit Palmöl (ISANA) / ohne Palmöl (alverde NATURKOSMETIK)

BODYLOTION mit Palmöl (Töpfer) / ohne Palmöl (i+m)

Warum ist Palmöl so umweltschädlich?

Aufgrund der großen Nachfrage werden immer mehr Ölpalmen, zumeist in riesigen Monokulturen, angepflanzt. Dafür müssen riesige Flächen Regenwald abgeholzt und abgebrannt werden. Neben den Hauptanbauländern Indonesien und Malaysia sind inzwischen zunehmend auch Afrika und Südamerika Schauplätze der dramatischen Regenwaldzerstörung.

Nicht nur die einheimische Bevölkerung, sondern auch unzählige Tier- und Pflanzenarten verlieren dadurch ihren Lebensraum. Darunter sind laut Umweltschutzorganisationen wie „Greenpeace“ oder „Pro Wildlife“ auch stark bedrohte Tierarten wie der Sumatra-Tiger und der Orang-Utan.

Hinzu kommt die doppelte Klimabelastung: Zum einen verursachen das Abholzen und Abbrennen des Regenwaldes einen immensen CO2-Ausstoß. Zum anderen werden diese grünen Lungen der Erde immer weiter zerstört. Wir sind jedoch dringend auf sie angewiesen, denn alle Wälder dieser Erde sorgen zu einem großen Anteil für die Luftreinigung unseres Planeten.

Kann Palmöl Krebs auslösen?

Ja und nein: Während unbehandeltes Öl als „nicht krebserregend“ gilt, warnt die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) vor Produkten, die raffiniertes Palmöl enthalten. Das betrifft in der Regel alle industriell hergestellten Produkte.

Warum ist das so? Während der Raffination, ein technisches Verfahren zur Reinigung und Veredlung von Rohstoffen, Nahrungsmitteln und technischen Produkten, bilden sich sogenannte Fettsäureester. Werden sie in Deinem Körper verdaut, setzen sich gewisse Mengen der Substanzen Glycidol, 3-MCPD und 2-MCPD frei. Diese werden laut EFSA und auch dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als „krebserregend“ eingestuft. Für jüngere Altersgruppen bei durchschnittlicher Aufnahme und für alle Altersgruppen bei hoher Aufnahme gibt es dementsprechend Anlass zu möglichen gesundheitlichen Bedenken.

Palmöl als Auslöser für Diabetes und Herzkrankheiten

Auch der mit fast 50 Prozent hohe Gehalt an gesättigten Fettsäuren in Palmöl ist gesundheitsbedenklich. Gesättigte Fettsäuren gelten nicht nur als „Dickmacher“, sondern bewirken darüber hinaus eine Verschlechterung der Cholesterin- und Blutfettwerte. Dennoch ist Palmöl weniger gesättigt als Butter. Es enthält keine Transfette und ist nach Ansicht von Harvard-Ernährungsexpert:innen üblichen Backfetten mit hohem Gehalt an Transfetten vorzuziehen. „Die weitaus bessere Alternativen zu Butter und Palmfett sind Pflanzenöle wie Rapsöl oder Olivenöl. Sie sind bei Zimmertemperatur von Natur aus flüssig, enthalten hauptsächlich einfach ungesättigte Fette und können das Cholesterinprofil im Blut sogar verbessern“, so Dr. Ruta Almedom, Head of Science von CodeCheck.

So kannst Du mit CodeCheck Palmöl erkennen

Es lohnt sich also, auf Palmöl zu verzichten. Das Problem dabei: Nicht in jedem Fall findest Du direkt den Begriff „Palmöl“ auf der Zutaten- oder Inhaltsstoffliste. Das Öl versteckt sich oft unter anderen Bezeichnungen, zum Beispiel:

  • Hydrogenated Palm Glycerides
  • Cetyl Palmitate
  • Sodium Palm Kernelate
  • Glyceryl Stearate

Durchblick im Palmöl-Dschungel gibt es mit CodeCheck-App. Scanne den Barcode eines Produkts und finde ganz einfach heraus, ob es Palmöl enthält oder nicht. Außerdem kannst Du Palmöl in Deinen Profileinstellungen auswählen. So siehst Du in der App auf einen Blick, welche Produkte den Inhaltsstoff enthalten. Bei Nahrungsmitteln bist Du damit immer auf der sicheren Seite, denn seit 2016 muss in der EU Palmöl in Lebensmitteln deklariert werden.

Für Kosmetika gibt es leider noch keine Deklarationspflicht. Hier kann sich Palmöl hinter vielen verschiedenen chemischen Rohstoffen verbergen. Auch wir können deshalb nicht bei allen Kosmetikprodukten mit völliger Sicherheit sagen, ob sie Palmöl enthalten oder nicht. Hier hoffen wir ebenfalls auf eine gesetzlich vorgeschriebene Deklarationspflicht.

Quellen

Weiterführende Links

Quellen

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