In Thunfisch, Tomaten und Kokosmilch

Der „BUND“ warnt vor Bisphenol A in Lebensmittelkonserven

16. Aug. 2017 von

Bei einem aktuellen Test wurde in Lebensmittelkonserven das Hormongift Bisphenol A nachgewiesen. Mehr als die Hälfte der untersuchten Proben aus dem Sortiment großer Supermarktketten war belastet.

Laut der Untersuchung des „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ (BUND) enthielten 14 der 26 stichprobenhaft untersuchten Lebensmittelkonserven von „Rewe“, „Lidl“, „Aldi“, „Netto“, „Penny“ und „Edeka“ das Hormongift Bisphenol A (BPA).

Untersucht wurden Konserven mit Thunfisch, gestückelten und ganzen Tomaten, Kokosmilch sowie Mais und Sauerkraut. Dabei wiesen vor allem Thunfisch, Tomaten und Kokosmilch eine Belastung mit BPA auf

Die Stichprobe sei zwar nicht repräsentativ für das komplette Sortiment, jedoch zeichne sich eine deutliche Tendenz ab. Aus Österreich wurden von der BUND-Partnerorganisation „Global 2000“ zudem parallel ähnliche Ergebnisse berichtet.

Hohe BPA-Werte hatten …

  • „Edeka“ – Kokosnussmilch 510 μg/kg
  • „Penny“ – Thunfisch im eigenen Saft 24,3 μg/kg
  • „Aldi“ – Tomaten fein gehackt 28,5 μg/kg
  • „Penny“ – Gemüsemais 9,71 μg/kg
  • „Lidl“ – Weinsauerkraut mild 7,28 μg/kg

Die gesamte Übersicht der Testergebisse findest Du hier.

Was ist Bisphenol A?

Die Chemikalie Bisphenol A dient als Ausgangsstoff für die Herstellung des Kunststoffes Polycarbonat. Dieser wird unter anderem für Verpackungen, Plastikbesteck, CDs, Spielzeug oder elektrische Geräte (Mobiltelefone, Wasserkocher oder Kaffeemaschinen) verwendet.

Die Innenbeschichtung von Konservendosen und Thermopapier – wie beispielsweise bei Kassenbelegen – gelten laut der „Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit“ (EFSA) jedoch als BPA-Hauptbelastungsquellen für den Menschen.

Die Beschichtung von Konservendosen soll Korrosion verhindern. Problematisch wird es jedoch, wenn sich das BPA daraus löst und in die Lebensmittel übergeht.

Problematisch: Eine Kennzeichnung von BPA ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, daher ist das Hormongift, wenn nicht offensichtlich mit dem Kürzel „PC“ markiert, für Verbraucher schwer erkennbar.

Wie wirkt Bisphenol A?

BPA gehört zu den Endokrinen Disruptoren (ED) – einer Gruppe hormonell wirksamer Schadstoffe.

Der BUND schreibt: „BPA wirkt wie das weibliche Hormon Östrogen und hat in Tierversuchen schon in geringen Konzentrationen Organmissbildungen sowie Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung und der Fortpflanzung verursacht. Beim Menschen gilt BPA u.a. als Mitverursacher von Kreislauferkrankungen, Diabetes, Übergewicht, Störungen des Immunsystems sowie Brust- und Hodenkrebs.“

Wie gefährlich ist Bisphenol A?

Welche gesundheitlichen Auswirkungen das nachgewiesene BPA in Lebensmittelkonserven habe, sei laut BUND schwer einschätzbar. Da Faktoren wie der Säuregehalt des Inhalts oder Temperaturschwankungen bei der Lagerung einen Einfluss auf die Höhe von BPA im Doseninhalt hätten, könnten keine eindeutigen Aussagen getroffen werden.

Der BUND-Chemikalienexperte Manuel Fernández fordert jedoch: „Das Hormongift BPA hat in Lebensmitteln rein gar nichts verloren. Besonders für die großen Lebensmittelketten mit Eigenmarken wäre es ein Leichtes, auf BPA-haltige Konservendosen zu verzichten und auch ihre Zulieferer in die Pflicht zu nehmen.“

Noch in diesem Jahr will die EU-Kommission den Grenzwert für die Migration von BPA aus Lebensmittelverpackungen von 600 auf 50 μg/kg senken. Ein Verbot ist jedoch noch nicht in Sicht.

Wer als Verbraucher wirklich sicher gehen will über Konserven kein BPA aufzunehmen, sollte auf darin eingelegte Lebensmittel verzichten oder auf in Glasbehätern verkaufte Ware zurückgreifen. Auch immer eine gute Alternative: frisch, regional und möglichst unverpackt einkaufen!

Übrigens: In Frankreich sind BPA-haltige Lebensmittelverpackungen und –Kontaktmaterialien seit Januar 2015 verboten.