Kritische Bestandteile in Kosmetik

Auf diese Inhaltsstoffe sollten Schwangere verzichten

14. Juni 2021 von

Vor allem in der Schwangerschaft gilt es, auf sich zu achten und Schadstoffe in jeglicher Form zu meiden. Dies betrifft neben der Ernährung auch die Kosmetik. Kosmetische Inhaltsstoffe werden über die Haut aufgenommen und dringen unterschiedlich tief in den Organismus ein. Auch wenn Inhaltsstoffe in Produkten mittels Kosmetikverordnung zugelassen sind, so sind sie nicht alle für die Pflege während der Schwangerschaft und Stillzeit geeignet. Kosmetikwissenschaftlerin Dr. Julia Mader erklärt uns hier, welche dazu zählen.

1. Retinoide

Retinoide sind chemisch verwandt mit der Vitamin-A-Säure. Du kennst sie auch unter dem Begriff Retinol. In der Kosmetik werden sie in Tablettenform oder als Cremes erfolgreich zur Behandlung verschiedener Hauterkrankungen wie Akne sowie als effektive Anti-Aging-Behandlung verwendet. Retinoide können während der Schwangerschaft allerdings Auswirkungen auf das ungeborene Kind haben und Entwicklungsstörungen verursachen. Zudem konnten Studien eine fruchtschädigende Wirkung durch oral eingenommenes Vitamin A nachweisen.

Um sicherzugehen, solltest Du während der Schwangerschaft gänzlich auf Retinoide verzichten. Auf Kosmetikprodukten findest Du Retinoide zum Beispiel die Bezeichnungen Retinsäure, Retinylpalmitat, Retinaldehyd, Adapalene, Tretinoin, Tazaroten und Isotretinoin.

2. Tetracyclin (Tetrazykline)

Tetrazykline, auch bekannt als eine Form von Antibiotika, werden in Cremes und oral zur Behandlung von Akne und anderen Hauterkrankungen eingesetzt. Sie können bei Erwachsenen Leberschäden verursachen und lagern sich zusammen mit Kalzium in den Knochen und im Zahnschmelz des Ungeborenen ab. Entsprechend solltest Du auf die Einnahme von Tetrazyklinen während der Schwangerschaft gänzlich verzichten. Für alternative Behandlungsmöglichkeiten frage Deine/n Ärzt:in oder Gynäkolog:in.

3. Parabene

Parabene werden als Konservierungsmittel in kosmetischen Produkten verwendet. Sie stehen in Verdacht, das Hormonsystem zu stören. Auch wenn einige Parabene wie Isopropyl-, Isobutyl-, Pentyl-, Benzyl- und Phenylparaben seit Oktober 2014 in der EU nicht mehr zugelassen (Verordnung Nr. 358/2014) sind, gibt es bislang kein generelles Verbot von Parabenen in kosmetischen Mitteln. Die Studienergebnisse in Bezug auf die Langzeitfolgen sind noch sehr lückenhaft, weshalb bei einer Schwangerschaft zur Sicherheit auf Parabene verzichtet werden sollte. Es gibt heute viele parabenfreie Produkte und Alternativen, sodass ein Verzicht kein Problem bei der Hautpflege darstellen sollte.

4. Salizylsäure

Salizylsäure ist ein Wirkstoff zur Behandlung von Unreinheiten und Verhornungen, der allerdings nicht bedenkenlos zu empfehlen ist. Die neue Kosmetikverordnung sieht vor, dass Salizylsäure ab zwei Prozent nicht mehr in Körperpflegeprodukten eingesetzt werden darf, die auf der Haut verbleiben. Zudem stellt Salizylsäure ein Risiko dar, wenn sie über die Atemwege inhaliert wird. Dies sollte zwar bei Kosmetikprodukten, die Salizylsäure enthalten, in der Regel nicht der Fall sein, insgesamt ist es aber ratsam, während der Schwangerschaft auf Inhaltsstoffe zu verzichten, die ein gesundheitliches Restrisiko darstellen können.

5. Hydrochinon

Während der Schwangerschaft treten bei vielen Frauen hormonell bedingte Pigmentflecken auf. Diese Hyperpigmentierungen sind unbedenklich und bilden sich nach der Schwangerschaft und Stillzeit und mit ausreichend Sonnenschutz auch wieder zurück. Während der Schwangerschaft solltest Du auf chemische Bleichmittel wie Hydrochinon, Arbutin oder Koji-Säure verzichten. Sie können Allergien auslösen, die Haut nachhaltig schädigen und über den Blutkreislauf mit dem Ungeborenen in Berührung kommen. Setze bei hormonell bedingten Hyperpigmentierungen lieber auf einen hohen Lichtschutz mit Breitbandfiltern zur Prävention von weiteren Pigmentflecken.

6. Phthalate (Phthalsäureester)

Phthalate werden vor allem in Körperpflegemitteln wie Shampoo, Duschgel und Zahnpasta verwendet, aber auch in pharmazeutischen Produkten sowie in diversen Haut- und Sonnencremes, Haarstyling-Produkten, Parfüm, Deo und Nagellack. Phthalate stehen im Verdacht, krebserregend zu sein und Diabetes und erhöhten Blutdruck zu begünstigen. Zudem können sie zu einer Verweiblichung von männlichen Föten führen. Du findest Phthalate unter den Bezeichnungen DEP, Diethylphthalat, DMP oder Dimethylphthalat. Die Endung „-phathalat“ ist ebenfalls ein charakteristisches Erkennungszeichen. Verzichte während der Schwangerschaft gänzlich auf Produkte mit Phthalaten.

​7. Duftstoffe

Generell solltest Du während der Schwangerschaft und Stillzeit auf Produkte mit Duftstoffen verzichten. Synthetische Duftstoffe können Allergien auslösen und sich negativ auf die Fortpflanzungsfähigkeit von männlichen Föten auswirken. Natürliche Duftstoffe in Form von ätherischen Ölen sind ebenfalls in dieser Zeit als kritisch anzusehen. Zudem ist der Geruchssinn gerade während dieser Zeit sehr sensibel und Neugeborene reagieren oft sehr empfindlich auf Duftstoffe jeglicher Art.

8. Triclosan

Triclosan wird in Seifen, Deodorants und Salben zur Akne-Therapie verwendet und ist sehr umstritten. Es kann das Nervensystem des Babys schädigen, was zu einem geringen Geburtsgewicht und Problemen mit der Schilddrüse führen kann.

9. Formaldehyd

Formaldehyd wird in Haarprodukten, Nagelhärtern und Wimpernklebern eingesetzt. Es hat eine krebsfördernde Wirkung und kann das Risiko für Fehlgeburten erhöhen. Zudem entwickeln sich häufig Herzkrankheiten bei Neugeborenen, deren Mütter verstärkt Formaldehyd ausgesetzt waren. Besonders in der Schwangerschaft sollte man also auf das Label „formaldehydfrei“ achten, welches von vielen Firmen mittlerweile verwendet wird.​

10. Polyethylenglykole (PEG)

Polyethylenglykole und PEG-Derivate finden als Emulgatoren und Tenside Einsatz in kosmetischen Produkten. Vor allem in Shampoo und Zahnpasta sowie in Hautpflegeprodukten kommen sie zum Einsatz. PEGs machen unsere Haut sowohl für Wirkstoffe als auch für Schadstoffe durchlässiger und können zudem Allergien auslösen.

Sie sind deshalb kritisch zu bewerten und sollten während der Schwangerschaft nicht verwendet werden.

11. MOSH und MOAH

MOSH sind gesättigte Mineralöl-Kohlenwasserstoffe und MOAH sind aromatische Mineralöl-Kohlenwasserstoffe. Beide erdölbasierten Inhaltsstoffe gelten als gesundheitlich bedenklich. MOSH werden vom Organismus sehr leicht aufgenommen und können sich in Organen ablagern. Sie kommen entsprechend schnell mit dem Ungeborenen in Berührung. MOAH stehen im Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu wirken. MOSH und MOAH werden oft in konventionellen Lippenpflegeprodukten und Lippenstiften verwendet.

Immer wenn Du Dir nach dem Auftragen eines solchen Produkts über die Lippen leckst, nimmst Du etwas davon auf und es gelangt in Deinen Magen und Organismus. Du findest MOSH und MOAH Verbindungen unter folgenden Bezeichnungen auf der Inhaltsstoffdeklaration: Paraffinum Liquidum, Isoparaffin, Microcrystalline (Wax), Vaseline, Mineral Oil, Petrolatum, Cera Microcristallina, Ceresin oder Ozokerite.

Fazit:

Während der Schwangerschaft und Stillzeit solltest Du weitestgehend auf chemische und synthetische Inhaltsstoffe verzichten. Es gibt mittlerweile viele Alternativen im Bereich der Naturkosmetik, die Du bedenkenlos in dieser Zeit verwenden kannst. Zwar macht die Dosis das Gift und einige Stoffe sind noch nicht abschließend erforscht, dennoch möchte man vor allem in der Zeit der Schwangerschaft ganz sicher sein. Nutze die CodeCheck-App, um gezielt kritische Inhaltsstoffe zu vermeiden.

Weiterführende Links:

Risiko von Tetracylcine / Antibiotika während der Schwangerschaft

Formaldehyd und Schwangerschaft: erhöhtes Risiko von Fehlgeburten

Tricolosan und Schwangerschaft: Auswirkungen auf das Nervensystem und Geburtsgewicht sowie die Schilddrüse