Biohacker Max Gotzler im CodeCheck-Interview

Worauf Biohacker bei der Ernährung achten

06. Sept. 2021 von

Ein gesteigertes Wohlbefinden, besseren Schlaf und mehr Leistung – das verspricht Biohacking. Dabei geht es vor allem um das genaue Überwachen des eigenen Körpers, um herauszufinden, wie Du das Maximum aus ihm herausholen kannst. Wir haben Max Gotzler, Biohacker und Buchautor, gefragt, worauf er bei seiner Ernährung achtet.

In seinem Buch „Der tägliche Biohacker” zeigt Max Gotzler mit kleinen, einfach umzusetzenden Tipps für jeden Tag den Weg zum Biohacker. Hier hat er uns bereits erzählt, bei welchem körperlichen Beschwerden Biohacking helfen kann. Und hier hat er uns erklärt, was ihm beim Einkaufen wichtig ist. Allerdings gibt es auch hinsichtlich der Ernährung auch zu beachten. Hier steht Max uns Rede und Antwort.

Worauf achtest Du bei Deiner Ernährung?

Auf diese Frage antworte ich meist mit: „Ich bin Qualitarier.“ Noch vor ein paar Jahren war ich sehr streng mit meiner Ernährung. Allerdings habe ich gemerkt, dass viele meiner Denkweisen den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht mehr standhalten. Zum Beispiel ist komplett glutenfrei vielleicht nicht für jede:n geeignet. Hier gibt es eine spannende Studie, die gezeigt hat, dass sich einige positive Darmbakterien im hinteren Darmbereich gern von ein bisschen Gluten ernähren und absterben, wenn sie gar keines bekommen. Für mich hat es sich bewährt, mich möglichst frisch, regional, saisonal und vielfältig zu ernähren. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Rhythmik: Zahlreiche Studien zum intermittierenden Fasten belegen, dass ein Essensfenster und feste „Mahl-Zeiten“ dem Organismus sehr gut tun.

Wofür sind Darmbakterien wichtig und wie kümmere ich mich bestmöglich um meine Darmflora?

Darmbakterien helfen Dir dabei, deine Nahrung zu zersetzen. Es gibt verschiedene Arten von Bakterien und auch wenn hier gerade noch viel geforscht wird, scheint es so, dass eine möglichst große Vielfalt der Bakterien von Vorteil ist. So wird sie unter anderem mit einem höheren Grad an Geselligkeit und geringeren Stress- und Angstsymptomen in Verbindung gebracht. Wenn man sich um seine Darmflora kümmern will, macht es Sinn, diese Darmbakterien anständig zu füttern, zum Beispiel mit Ballaststoffen. Ein guter Richtwert sind 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag, aber viel wichtiger als die Menge ist die Vielfalt. Eine Auswahl an ballaststoffreichen Lebensmitteln sind Artischocken, Spargel, Äpfel, Birnen, Süßkartoffeln, grünes Blattgemüse, Kohl, Beeren und Nüsse.

Was muss beim Thema Blutzuckerspiegel bei der Ernährung beachtet werden?

Der Blutzuckerspiegel ist ein wichtiger und mittlerweile einfach zu messender Parameter, der Deine individuelle Reaktion auf verschiedene Mahlzeiten beschreiben kann. Jedes Mal, wenn wir etwas essen, nimmt der Körper nicht nur Nahrung, sondern auch eine Menge Bakterien auf. Automatisch reagiert der Körper darauf mit einer sogenannten metabolischen Entzündung, die auch den Blutzuckerspiegel beeinflusst. Ein stabiler Blutzucker spricht hierbei für eine geringe, ein hoher Blutzucker für eine stärkere Entzündungsreaktion. Wenn Du mehr über Deinen Stoffwechsel wissen möchtest, empfehle ich die Anschaffung eines einfachen Blutzuckermessgerätes. Dadurch kannst Du die Auswirkungen von Nahrungsmitteln, Stress und körperlicher Aktivität besser nachvollziehen und Deine Ernährungsweise optimieren.

Wie stehst Du zu Nahrungsergänzungsmitteln?

Auch wenn Du auf eine vielfältige Auswahl an Lebensmitteln achtest, kann es zu Mangelerscheinungen bei einigen Mikronährstoffen kommen. Generell empfehle ich, Nährstoffe in Form von Nahrungsergänzungsmitteln immer bedarfs- und zielorientiert zuzuführen. Temporär kann es sinnvoll sein, Vitamine, Aminosäuren, Mineralien und Spurenelemente in hochdosierter Form zu nehmen. Hier rate ich Dir vorab zu einer gründlichen Anamnese und einer Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin.

Welche Ernährungsform ist beim Biohacking für mich die richtige?

Jedes Jahr begegnen wir neuen Ernährungstrends, die uns schnelles Abnehmen, sprunghafte Energie, massenweise Muskeln und glatte Haut versprechen. Dabei wird vieles, was gestern noch als gesund, nahrhaft und nachhaltig eingestuft wurde, heute schon wieder widerlegt. Der Grund für diese widersprüchlichen Auslegungen steckt in unserer komplexen Individualität. Wir unterscheiden uns sowohl in unseren Genen, als auch in unseren Lebenssituationen. Meine Empfehlung ist daher, die Bedürfnisse Deines Körpers kennenzulernen, Dich mit Deinen Lebensmitteln zu beschäftigen und Deine Ernährung Deiner Lebenssituation anzupassen.

Worauf sollte ich beim Thema Milchkonsum achten?

Meine persönliche Meinung ist: Auch wenn Du keine Laktoseintoleranz hast, solltest Du als Erwachsene:r beim Milchkonsum achtsam sein. Studien zeigen allerdings: Der Konsum von fermentierten Milchprodukten wie Joghurt oder Käse kann mit einer höheren Lebenserwartung einher gehen. Ein weiteres Beispiel dafür, wie wichtig die bakterielle Unterstützung für unseren Stoffwechsel ist.

Beim Thema Biohacking stolpert man auch immer wieder über den sogenannten Bulletproof Coffee: Worum handelt es sich dabei?

Beim Bulletproof Coffee handelt es sich um ein Getränk, welches von dem US-Biohacker Dave Asprey erfunden wurde. Dabei ist die Rezeptur eigentlich ganz einfach: Du brauchst einen hochwertigen, toxinarmen Kaffee, gibst einen Teelöffel MCT-Öl dazu und mixt das Ganze kräftig in einem Mixer oder mit einem Milchaufschäumer. Die Idee ist, mit dem Kaffee eine hohe Nährstoffzufuhr ohne viel Zucker und dem damit verbundenen Blutzuckeranstieg zu erreichen, um viel Energie zu liefern und lange satt zu halten. Daher wurde der Bulletproof Coffee ein beliebter Frühstücksersatz, mit dem Du sogar abnehmen kannst.

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