Biohacker Max Gotzler im CodeCheck-Interview

Wie Biohacking bei einem gesunden Lebensstil helfen kann

31. Mai 2021 von

Mehr Leistung, besserer Schlaf und ein gesteigertes Konzentrationsvermögen – all das verspricht der Trend zur Selbstoptimierung namens Biohacking. Durch das Überwachen des eigenen Körpers wissen Biohacker stets genau, wie sie das Beste aus ihm herausholen. Wir haben Max Gotzler, Biohacker und Buchautor, gefragt, bei welchen körperlichen Beschwerden es Dir helfen kann und ob jede:r zum Biohacker werden kann.

Biohacking als Form der Selbstoptimierung stammt ursprünglich aus den USA. Dabei geht es darum, die biochemischen Prozesse des Körpers besser zu verstehen und auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse bestmöglich einzugehen. Das Ziel ist ein allumfassendes Verständnis des eigenen Körpers und die Möglichkeit, das Beste aus ihm herauszuholen. Wie Computerhacker suchen also auch Biohacker nach Schwachstellen im eigenen Körper und versuchen, diese zu überkommen. Dafür werden Messungen, Studien und selbsterhobene Daten mittels Fitnesstrackern herangezogen. In seinem Buch „Der tägliche Biohacker” zeigt Max Gotzler mit kleinen, einfach umzusetzenden Tipps für jeden Tag den Weg zum Biohacker – CodeCheck hat auch ein eigenes Kapitel. Hier steht er uns Rede und Antwort.

Wie bist Du dazu gekommen und kann das jede:r?

Ursprünglich kam ich über den Leistungssport zum Biohacking. Für ein Stipendium war ich vier Jahre in den USA und habe dort auf höchstem Leistungsniveau Basketball gespielt. Wir hatten damals einen Trainer, der uns viel vermessen hat. Jede Woche habe ich in unserem Umkleideraum eine Tabelle bekommen mit meinen Zahlen und den Veränderungen zur Vorwoche. Darauf basierend konnte ich meine Leistungen und mein Training ideal anpassen, um dann zum wichtigsten Zeitpunkt zu den Play-offs, topfit zu sein. Ich fand das Konzept sehr spannend.

Biohacking kann dabei für jede:n interessant sein, die Ziele sind jedoch sehr individuell. Eine Umfrage unter meinen 20.000 Leser:innen hat ergeben: Etwa 70 Prozent wollen abnehmen, jede:r vierte mehr Energie haben und motivierter sein. Viele geben an, dass die Ansprüche an sich selbst sehr hoch sind und dass sie besser damit umgehen wollen. Das ist aber auch das Besondere an Biohacking: Es gibt Dir ein Werkzeug an die Hand, verschiedene Methoden und Techniken zu finden, um ein Problem zu bearbeiten. Wenn ich zum Beispiel Stress bewältigen will, würde eine gewisse Atemtechnik helfen. Wenn ich abnehmen möchte, ist Ernährung meistens der erste Schritt.

Bei welcher Art körperlicher Beschwerden kann Biohacking helfen?

Beim Biohacking geht es vornehmlich darum, den eigenen Körper und Geist wieder für sich arbeiten zu lassen. In einer modernen Welt mit all ihren Reizen und Anforderungen fühlen sich immer mehr Menschen wie ferngesteuert von ihren Smartphones, Berufen und der schnelllebigen Welt. Beim Biohacking geht es vornehmlich um das Verständnis Deiner eigenen Biologie. Dadurch kann Biohacking bei sehr vielen Beschwerden helfen, die eigene Lebensqualität wieder selbst zu bestimmen, beispielsweise bei chronischen Schmerzen, Entzündungen oder bei der Regeneration.

Mit welchen Schritten wird man Biohacker?

Ich bin davon überzeugt, dass in jeder und jedem von uns ein Biohacker steckt. Also jemand, der sich und sein Umfeld besser verstehen und dabei sein Potenzial maximal entfalten will. Der erste Schritt, um diesen Biohacker in Dir herauszulassen, ist Dir darüber bewusst zu werden, was Du wirklich im Leben willst. Deine Gedanken und Emotionen sind elektromagnetische Signale, die bis in jede Zelle deines Körpers vordringen und dort wirken können. Wenn Du diesen ersten und allerwichtigsten Biohack regelmäßig einsetzt, wird sich Dein Leben notgedrungen in genau die Richtung bewegen, in die Du gehen willst.

Gibt es bestimmte Tools, mit denen Du Deine Gesundheit misst?

Viele Biohacker finden einen großen Gefallen daran, sich selbst zu beobachten. Sie zählen Schritte, messen ihren Blutzuckerwert, beobachten ihre Schlafqualität, schreiben Tagebuch und führen regelmäßig Selbstexperimente durch. Aktuell bin ich ein großer Fan von einem Tracker, den ich nur am Finger tragen kann. Dieser Ring misst unter anderem die Schlafqualität über den Ruhepuls, die Herzratenvariabilität (HRV), die Atmung, die Bewegung und die Körpertemperatur. Dadurch erstellt er Schlafprotokolle mit Empfehlungen, die mir helfen, meinen Schlaf weiter zu verbessern.

Gibt es auch Nachteile beim Biohacking?

Genau wie bei so ziemlich allen Dingen gibt es auch beim Biohacking eine Schattenseite. Wenn Du nicht aufpasst, kann Dich der intensive Fokus auf Dein eigenes Wohlergehen egomanisch und selbstzentriert erscheinen lassen. Richtig angewendet kann es Dir aber helfen, Dich und andere besser zu verstehen, Dir neue Perspektiven und Erkenntnisse liefern und Dich dabei unterstützen, Dein Leben nach Deinen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten. Dabei gilt natürlich trotzdem: Niemand muss perfekt sein.

Mit welchen Tipps werde ich zum Biohacker?

Tipps und Tricks für den Einstieg in das Leben eines Biohackers findest Du in diesem Video: