Tropisches Palm- und Kokosöl

Warum Palmöl nicht das einzige problematische Fett in Deinem Eis ist

20. Juli 2020 von

Fast acht Liter Eis werden pro Kopf und Jahr in Deutschland konsumiert, das sind umgerechnet etwa 120 Kugeln. Leider wird dabei auch ziemlich viel Palm- und auch immer mehr Kokosöl geschleckt. Wir klären über die Problematik mit diesen tropischen Ölen in Deiner Eiscreme auf und geben Dir eine Liste mit Produkten, die ganz ohne auskommen.

Verwendung von Öl in Eis - warum?

In der Eisproduktion ist Palm- oder Kokosöl vor allem ein günstiger Ersatz für Vollmilch und Sahne. Dadurch sparen Hersteller:innen Geld, denn Milchfett ist deutlich teurer als Palmöl oder auch Kokosöl.

Deklariert wird Palmöl übrigens oft nicht nur als “Palmöl“, sondern auch schlicht als “pflanzliches Fett“, „Palm“ oder „Palmitate“. Üblich ist beispielsweise die Kennzeichnung „pflanzliches Öl (Palm, Raps). Die Reihenfolge der Aufzählung in Klammern zeigt dabei an, welches pflanzliche Öl mengenmäßig überwiegt.

Palmöl als Ersatz für hochwertige Zutaten

Ein Blick auf die Verpackung lohnt sich also: Hohe Anteile an Palmöl bzw. pflanzlichen Fetten, wie zum Beispiel auch Kokosöl im Eis, deuten darauf hin, dass andere Zutaten eingespart wurden.

Die Problematik mit Kokosöl, das gerne als bessere Alternative zu Palmöl gefeiert wird, wird dieser Artikel später noch weiter thematisieren. Doch bleiben wir vorerst noch beim Palmöl.

Folgen der Palmöl-Produktion

Palmöl aus konventioneller Produktion geht mit massiven Problemen einher: (Brand-) Rodungen, der Einsatz aggressiver Pestizide und Düngemittel, Anbau von Monokulturen, Auslaugung des Bodens, Reduzierung der Artenvielfalt, sozial unverträgliche Arbeitsbedingungen bis hin zu Zwangsvertreibungen von Kleinbauer:innen und indigenen Völkern sind die Folgen.

Nichtsdestotrotz wird es weiter in großen Mengen verwendet. In fast jedem zweiten Produkt aus dem Supermarktregal steckt laut dem ’’WWF Palmöl Check 2017’’ Palmöl oder Palmkernöl. Dafür gibt es Gründe:

  • Palmöl ist das günstigste Speiseöl, welches der Weltmarkt zu bieten hat.
  • Palmöl ist geruchsneutral, sodass man es jeder Speise zugeben kann, ohne deren Geschmack zu verändern.
  • Palmöl ist bei Zimmertemperatur fest und doch streichfähig.

In diesen Eissorten steckt Palmöl:

Nachhaltiges Palmöl

2004 rief die Umweltorganisation “WWF“ den “Roundtable of Sustainable Palm Oil“ (RSPO, “Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“) ins Leben – eine Organisation, die unter anderem NGOs, Hersteller:innen, Händler:innen und Plantagenbesitzer:innen vereint, um nachhaltigen Palmölanbau nach Mindeststandards zu fördern und zu zertifizieren. Doch die Bewertung der Nachhaltigkeit von Palmöl ist äußerst komplex.

WWF beklagt intransparente Auskunft über Umgang mit Palmöl

Mit sogenannten Scorecards versuchen sowohl der “WWF“ als auch “Greenpeace“ für Transparenz zu sorgen und den Palmölanbau nachhaltiger zu gestalten. Leider ist der Anteil an wirklich nachhaltigem Palmöl auf dem Markt aber noch klein. Zudem verweigern dem “WWF“ zufolge 46 Prozent der befragten deutschen Händler:innen und Produzent:innen eine transparente Auskunft über ihren Umgang mit Palmöl.

Wir von CodeCheck haben für die Palmölbewertung in App und Web neben der Scorecard von “Greenpeace“ auch die vom “WWF“ integriert. So erfährst Du auf einen Blick, wie sehr sich Hersteller:innen für nachhaltigere Bedingungen bei der Palmölproduktion einsetzen.

Bio-Palmöl – Herkunft und Vorteile

Einen großen Schritt weiter gehen Hersteller:innen und Produzent:innen, die zertifiziertes Bio-Palmöl in ihren Produkten verwenden. Bei Bio-Palmöl wird auf den Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger verzichtet und für die Plantagen kein Regenwald abgeholzt, sondern bereits vorhandene landwirtschaftliche Flächen genutzt.

Kokosnussöl ist keine Alternative

Laut einer ’’WWF’’-Befragung ersetzen immer mehr Hersteller:innen das im Fokus der öffentlichen Debatte stehende Palmöl mit Kokosnussöl. Aber keines der befragten Unternehmen gibt dabei an, die ökologischen und sozialen Auswirkungen in Betracht zu ziehen. Jedoch löst der Ersatz von Palmöl durch Kokosöl die ökologischen Probleme nicht, sondern verlagert sie nur.

Dem “WWF“ zufolge erfolgte der weltweite Anbau von Kokospalmen 2016 auf insgesamt etwa 12,2 Millionen Hektar mit denen 1,1 Prozent des weltweiten Pflanzenölbedarfs gedeckt wurden. Der Bestand an Ölpalmen im Jahr 2016 erstreckte sich auf einer Fläche von 21,1 Millionen Hektar, allerdings wurden damit 33 Prozent des Pflanzenölbedarfs gedeckt. „Der Ertrag der Ölpalme liegt mit durchschnittlich etwa 3,3 Tonnen Öl pro Hektar weit über dem von Kokosöl mit 0,7 Tonnen Öl pro Hektar. Weitet sich der Trend, Palmöl durch Kokosöl zu ersetzen aus, hätte das negative Effekte auf die Umwelt, denn es würde mehr Fläche benötigt,“ so der WWF.

Achte daher auch beim Eiscremegenuss auf bio-zertifiziertes Kokosöl bzw. darauf, dass beim Anbau auf gewisse Mindeststandards geachtet wurde. Oder verzichte ganz – allein schon wegen der Ökobilanz.

In diesen Eissorten steckt nicht zertifiziertes Kokosfett:

Palm- und Kokosölfreie Produkte

Grundsätzlich können Eissorten mit “Bio” und “Fairtrade”-Siegel mit besserem Gewissen geschleckt werden. Wenn Palm – oder Kokosöl zum Einsatz kommt, werden beim Anbau und Produktion zumindest gewisse Standards eingehalten. Es gibt aber auch Eissorten, die komplett auf den Einsatz von Palm-oder Kokosöl verzichten. Sie sind was die Ökobilanz angeht defeinitiv zu bessere Wahl.

Weitere Tipps für den Eisgenuss ohne tropisches Öl:

  • Kaufe lokal produziertes Eis, das ausschließlich regionale Produkte verwendet. Achte auch bei der Eisdiele um die Ecke auf Bio- und Fairtrade-Siegel und frag nach, wo die Zutaten herkommen.
  • Mit Sorbet bist Du auf der nachhaltigen Seite, denn dieses besteht hauptsächlich aus Fruchtpüree und kommt ganz ohne Öl-Zusätze aus.
  • Scanne Dein Eis mit der CodeCheck-App. So erkennst Du, ob Palmöl enthalten ist.

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