Vegane Kosmetik bei Ökotest

Vegane Kosmetik im Test: Vegan nicht immer gut für Umwelt & Körper

28. Okt. 2019 von

Wer vegan lebt, nutzt auch Kosmetik ohne tierische Inhaltsstoffe. Soll gleichzeitig auch die Umwelt geschont werden, ist Vorsicht geboten: Denn vegan heißt bei Kosmetik nicht automatisch grün und gut. Welche Pflegeprodukte Ökotest empfehlen kann.

Vegan leben ist viel mehr als nur Gemüse essen. Das vegane Leben endet nicht am Tellerrand. Wer keine Tiere essen mag, der braucht auch kein Läuseblut auf seinen Lippen. Kein Fett vom toten Rind in der Seife und kein Bienenwachs in der Salbe. Auch wenn Milch und Honig als uralte Schönheitsmittel gelten: Wer vegan lebt, der verzichtet auch auf tierische Inhaltsstoffe in der Kosmetik.

Ökotest hat 68 vegane Kosmetika für Dich überprüft. Darunter: Haarkuren, Shampoos, Pflegeprodukte für empfindliche Haut, Duschgele für Männer, Sonnencreme, After-Sun-Produkte und Tagescremes. In die Auswahl gelangten Produkte, die ein offizielles Label tragen und einige, die nur die Hersteller selbst als vegan bezeichnen.

Vegane Kosmetik im Test meist empfehlenswert

Das Ergebnis: Die meiste vegane Kosmetik im Test schneidet "sehr gut" oder "gut" ab. In den Produkten stecken keine tierischen Inhaltsstoffe, keine problematischen Konservierungsstoffe, kein künstlicher Moschus-Duft, der sich im Körper anreichert.

Diese Haarkur von „Lavera“ wurde mit „sehr gut“ bewertet:

Bei der Auswahl der Produkte geben offizielle Vegan-Label Orientierung für Verbraucher. Der Test zeigt aber auch, dass eigene Auslobungen von Herstellern glaubwürdig sind. Die von Ökotest beauftragten Kosmetikexperten haben die Inhaltsstoffe der Produkte, die vegan ausgelobt sind, genau unter die Lupe genommen. Sie bestätigen: alles im tierfreien Bereich.

Mängel an nicht zertifizierter veganer Kosmetik

"Sehr gut" wird vegane Kosmetik, wenn die Hersteller auch bei den übrigen Inhaltsstoffen genau hinsehen. Die vegane Kosmetik im Ökotest-Vergleich schneidet im Schnitt besser ab als Kosmetik in anderen Tests. Ausreißer, etwa mit krebsverdächtigen Konservierungsmitteln, gibt es nicht. Quer durch alle Kategorien, ob Tagescreme oder Sonnenschutz, kein Produkt ist schlechter als „befriedigend“.

Doch Vorsicht: Nicht zertifizierte vegane Kosmetik ist nicht immer einwandfrei. In den konventionellen Produkten stecken lösliches Plastik (synthetische Polymere), Polyethylenglykole und chemisch verwandte Stoffe (PEG) oder hormonell wirksame UV-Filter. Das sind zwar keine Stoffe vom Tier, dafür Stoffe, die schädlich sein können für Mensch oder Umwelt. In diesen Fällen ist die Auslobung „vegan“ dann doch eher ein Feigenblatt.

Schnitt mit „befriedigend“ ab: Der „Sonnenbalsam Sensitiv LSF 30“ von „Sun Dance“:

Keine kritischen Inhaltsstoffe in veganer Naturkosmetik

Im Test finden sich viele zertifizierte Naturkosmetika. Hersteller solcher Produkte setzen teils schon sehr lange, sehr bewusst auf vegane Linien und sind deshalb stark in dieser Auswahl vertreten. Hersteller von zertifizierter Naturkosmetik verzichten von vornherein auf viele Stoffe, die Ökotest kritisiert: auf lösliches Plastik oder auf künstliche hormonell wirksame UV-Filter.

Beispiel Duschgels für Männer: Ausnahmslos alle veganen zertifizierten Naturkosmetika dieser Kategorie sind "sehr gut". Für alle konventionellen Männerduschgele gibt es Notenabzug, weil sie mit Tensiden waschen und schäumen, die wir kritisch sehen. Sie enthalten PEG, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können.

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Kosmetik ohne Tierversuche: Schlupflöcher in Gesetz

"Vegan" heißt nicht automatisch "ohne Tierversuche". Zwar sind Tierversuche für Kosmetika und deren Rohstoffe in der EU seit 2013 verboten. In anderen Ländern sind Tierversuche aber erlaubt, manchmal sogar vorgeschrieben. So müssen Hersteller, die Kosmetika nach China importieren, ihre Produkte an Tieren testen lassen. Das hat vor einigen Jahren dazu geführt, dass sich etliche Naturkosmetikhersteller vom chinesischen Markt zurückgezogen haben.

Doch auch in Europa sind Kosmetika längst nicht garantiert tierversuchsfrei. Denn das Gesetz bietet der Industrie riesige Schlupflöcher. Zum Beispiel dürfen Hersteller ihre Rohstoffe, wenn sie etwa auch in Arzneimitteln zur Verwendung kommen, an Tieren testen lassen.

Dieses Volumen-Shampoo von “Nonique“ erreichte die Note „sehr gut“:

Übersicht: Diese Siegel stehen für tierversuchsfreie Kosmetik

Wer einen höheren Standard als den löchrigen gesetzlichen haben möchte, kann sich an Labeln orientieren, die für tierversuchsfreie Kosmetik stehen.

Vegane-Kosmetik-Gütesiegel ökotest
Ökotest

Vegane Kosmetik: Diese Gütesiegel stehen für tierversuchsfreie Kosmetik. (Foto: ÖKO-TEST; FotoDuets/Shutterstock)

  1. Veganblume: Viele Produkte im Test tragen die Veganblume. Dieses Siegel vergibt die Vegan Society England. Weder Rohstoffe noch Zusätze dürfen vom Tier stammen. Das Label schließt auch Tierversuche aus.
  2. Hase mit schützender Hand: Die Richtlinien stammen vom Deutschen Tierschutzbund, der Internationale Herstellerverband gegen Tierversuche in der Kosmetik (IHTK) vergibt das Label. Es garantiert dass die Rohstoffe seit 1979 nicht am Tier getestet wurden. Rohstoffe vom toten Tier sind tabu.
  3. Leaping Bunny: Firmen müssen den Stichtag offenlegen, ab dem sie auf Tierversuche und entsprechende Zutaten verzichtet. Auch verboten: Tierversuche für den Markteintritt in andere Länder, etwa China.
  4. Crueltyfree and vegan: Ist das Label der Tierrechtsorganisation Peta. Es kennzeichnet vegane Produkte, Tierversuche sind tabu. Online gibt es eine Liste mit den entsprechenden Marken und Unternehmen.

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Tierische Inhaltsstoffe und pflanzliche Alternativen

Diese tierischen Inhaltsstoffe kommen oft in Kosmetika zum Einsatz. Sie lassen sich durch pflanzliche Stoffe ersetzen:

  • Bienenwachs steckt oft in Lippenstiften oder Salben. Es wird aus Waben gewonnen, stammt also nicht vom toten Tier. Alternative: Carnaubawachs.
  • Karminrot – auch Cochenillerot oder CI 75470 – ist ein Farbstoff, für den Cochenilleschildläuse zerdrückt werden. Alternativen: Rote Bete oder mineralische Pigmente wie Eisenoxid.
  • Keratin ist ein Faserprotein aus gemahlener Hornsubstanz, zum Beispiel aus Hufen oder Federn. Auch menschliches Haar besteht hauptsächlich aus Keratin. Alternative: Sojaprotein.
  • Lanolin ist Wollfett, es wird aus Schafwolle gewonnen und ist Bestandteil vieler Fettcremes. Alternative: pflanzliche Wachse und Öle.
  • Schellack wird aus den Ausscheidungen von Schildläusen hergestellt. Sorgt für Glanz in Haarlack oder Nagellack. Alternative: Mica (Glimmer), pflanzliche Wachse.
  • Glycerin kann sowohl tierischen, synthetischen als auch pflanzlichen Ursprungs sein. Glycerin entsteht als Nebenprodukt bei der Seifenherstellung.
  • Seide oder besser Seidenproteine stecken in Shampoos, aber auch in Make-Up oder Mascara. Seide stammt von den Seidenraupen.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail kannst Du bei unserem Content-Partner Ökotest nachlesen.