Schaumfestiger im Ökotest

Umweltgefährdende Kunststoffe in vielen Schäumen

08. Jan. 2021 von

Schaumfestiger zaubern Fülle und Halt ins Haar. Doch welche Inhaltsstoffe nutzen Hersteller für diesen optischen Effekt? Ökotest hat 28 Haarschäume im Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis: Mehr als zwei Drittel der Produkte enthalten mindestens einen Problemstoff, den die Tester kritisieren.

  • Acht Schaumfestiger im Test erhalten die Bestnote.
  • Ganz und gar nicht überzeugen konnten die Inhaltsstoffe von vier Schaumfestigern: Sie sind im Test durchgefallen.
  • Ärgerlich: Manche Hersteller setzen immer noch auf bedenkliche Duftstoffe wie Lilial und künstliche Moschusdüfte.

Wo vorher feines Spaghettihaar hing, soll nachher eine imposante Löwenmähne wallen? Derlei Erwartungen können schon entstehen bei den Effekten, die Hersteller auf ihren Schaumfestigern anpreisen: Mal wird dort ein "Push-up-Effekt" versprochen, mal ein "Wow-Volumen", mal ist ganz unverblümt von "48 Stunden Anti-Platt" die Rede.

Eines ist klar: Ein Schaumfestiger soll der Natur auf die Sprünge helfen. Ökotest wollte wissen, wie viel schädliche Chemie dabei im Spiel ist und haben 28 Schaumfestiger getestet – von der Discounter-Eigenmarke bis zum Naturkosmetik-Schaum.

Schaumfestiger im Test: Achtmal "sehr gut"

Das Ergebnis: Mit Bestnote können sie acht Schaumfestiger im Test empfehlen. Es gibt aber auch einige Produkte, die nur "ausreichend" sind. Von vier Haarschäumen raten sie sogar ab, weil sie durchfallen. Auffällig: Besonders bekannte Marken landen im mittleren oder hinteren Testfeld.

Diese Schaumfestiger erhielten von Ökotest die Note „sehr gut“

Bedenkliche Duftstoffe in Schaumfestigern im Test

Düfte und Duftcocktails, die Ökotest als bedenklich für Mensch und Umwelt einstufen, gehören nicht in Schaumfestiger. Einer davon ist der künstliche Moschusduft Galaxolid, der in drei Schaumfestigern im Test steckt. Über das Abwasser bedroht er Gewässer und reichert sich in Wasserlebewesen und im menschlichen Fettgewebe an.

Zwei dieser drei Schaumfestiger enthalten neben Galaxolid noch weitere bedenkliche Duftstoffe. In einem ist das allergienauslösende Hydroxycitronellal enthalten, im anderen Lilial. Dieser ist in der EU seit Mai offiziell als Gefahrstoff der Kategorie 1 B eingestuft: Lilial kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und steht im Verdacht, das ungeborene Kind zu schädigen.

Umweltgefährdende Polymere in Haarschäumen

Wie so häufig in Kosmetik-Tests kritisieren die Tester auch dieses Mal PEG-Verbindungen. Sie dienen unter anderem zur Schaumbildung, haben aber den Nachteil, dass sie die (Kopf-) Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können. Ökotest beanstandet sie in zwölf überprüften Haarschäumen.

Für den Volumeneffekt setzen viele Hersteller synthetisch erzeugte Polymere ein. Diese Kunstharze umhüllen jedes einzelne Haar und sorgen dafür, dass die Frisur fixiert wird und die einzelnen Haare auf Abstand bleiben. Das Problem?

Mit der nächsten Haarwäsche werden die meist aus Erdöl hergestellten Polymere zumindest teilweise wieder ausgespült, gelangen in Klärschlämme oder schlüpfen durch die Kläranlagen in Flüsse und Meere. Viele von ihnen bauen sich dort sehr langsam wieder ab – mit unbekannten Folgen für die Umwelt.

Diese Schaumfestiger erhielten von Ökotest die Note „ungenügend“

Wie stylen Naturkosmetik-Schaumfestiger?

Ein Großteil der Schaumfestiger im Test enthält synthetische Polymere. Weil diese aus Naturkosmetik weitestgehend draußen bleiben müssen, stylen die Produkte mit Stoffen aus der Natur.

Beispiel: Beim Schoenenberger Extra Hair Schaumfestiger soll die Kieselsäure aus dem hausgepressten Zinnkrautsaft verdickend auf dünnes Haar wirken; Bier erzeuge Volumen, Glanz und durch seinen Malzanteil eine "leicht festigende Wirkung". Hersteller Schoenenberger schrieb Ökotest aber auch ganz unumwunden: "Eine Festigungsabstufung wie bei konventionellen Schaumfestigern können wir mit unseren Wirkstoffen nicht erzielen."

Andere Naturkosmetik-Hersteller im Test setzen auf Filmbildner auf natürlicher Basis. Dazu zählen das aus Mais hergestellte Polymer Sodium Polyitaconate und das natürliche Polymer Chitosan. Beide sind nach den Regeln der Naturkosmetik-Siegel Cosmos und Natrue zugelassen.

Ganz unumstritten dürfte das innerhalb der Verbände nicht sein, und auch Ökotest findet, sie bewegen sich damit – vor allem mit Blick auf das Polyitaconate – in einen Graubereich hinein. Weil Polyitaconate jedoch als gut biologisch abbaubar gilt und Chitosan auch natürlicherweise vorkommt, haben sie sich gegen einen Notenabzug entschieden - und beobachten die Forschung dazu weiterhin kritisch.

So verwendest Du Schaumfestiger richtig

Ökotest hat drei Tipps für Dich:

  1. Je nach Haarlänge eine nuss- bis apfelgroße Menge ins handtuchtrockene, noch feuchte Haar geben. Mit dem Kamm oder den Fingern verteilen und einkneten.
  2. Lufttrocknen oder Föhnen – beides geht. Für extra viel Volumen Haare einfach über Kopf föhnen.
  3. Vorsicht Flecken! Die in vielen Haarschäumen vorkommenden Polyquaternium-Verbindungen können auf heller Kleidung oder Handtüchern hässliche Flecken hinterlassen. Einfaches Mittel dagegen: Ein dunkles Handtuch zum Schutz um die Schultern legen.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail findest Du im ePaper.