Schwangerschaftsöl im Ökotest

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19. Nov. 2020 von

Mit Schwangerschaftsölen können werdende Mütter ihre Haut pflegen und die Grundlage für eine wohltuende Massage schaffen. Doch sind sie frei von Problemstoffen und helfen sie, Dehnungsstreifen vorzubeugen? Antworten liefert der Test von 21 Pflegeprodukten.

  • Rundum empfehlenswert sind zehn Schwangerschaftsöle im Test: Sie schneiden "sehr gut" ab.
  • Ein getestetes Schwangerschaftsöl fällt aufgrund bedenklicher Inhaltsstoffe negativ auf.
  • Wirkung nicht belegt: Hautpflegemittel können die Bildung von Schwangerschaftsstreifen weder verhindern noch ihre Schwere mindern.

Dass Kosmetika frei von Problemstoffen sind, ist keine Selbstverständlichkeit. Das zeigen zahlreiche Ökotests. Oft gibt es Probleme mit Konservierungsstoffen, die Allergien auslösen oder im Verdacht stehen, wie ein Hormon zu wirken. Auch Duftstoffe können bedenklich sein: So gibt es beispielsweise künstliche Moschusdüfte, die sich im Fettgewebe von Tier und Mensch anreichern, oder aber Lilial, das im Tierversuch fortpflanzungsschädigend wirkte.

PEG-Verbindungen, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen, und erdölbasierte Silikone und Paraffine, die sich nicht so gut ins Gleichgewicht der Haut integrieren, finden die Tester ebenso häufiger. Doch das ist nicht das größte Problem: Paraffinhaltige Kosmetika sind häufig mit aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt. Daher stoßen sie auch immer wieder auf MOAH. Das ist besonders bedenklich, denn einige dieser Verbindungen stehen in Verdacht, Krebs zu erregen.

Enthalten Schwangerschaftsöle Problemstoffe?

So viel zu möglichen Problemstoffen, die die Tester bemängeln. Die Liste ließe sich fortführen, doch ein paar Beispiele sollten reichen. Besonders in der Schwangerschaft ist es wichtig, dass Frauen Kosmetikprodukte benutzen, die einwandfrei sind.

Die Pluspunkte für Schwangerschaftsöle: Da die meisten frei von Wasser sind, müssen sie nicht konserviert werden und kommen auch ohne umstrittene Emulgatoren aus, die in Cremes und Lotionen Wasser und Fett miteinander verbinden. Auch die Duftstoffanalyse brachte kaum gesundheitlich bedenkliche oder besonders häufig Allergie auslösende Substanzen zum Vorschein. Das ist erfreulich.

Diese Pflegeöle erhielten von Ökotest die Note „sehr gut“

Helfen Öle gegen Schwangerschaftsstreifen?

Doch hier auch schlechte Nachrichten: Keines der kostbaren Öle und Extrakte kann Schwangerschaftsstreifen zuverlässig vorbeugen oder entfernen. Das liegt in der Natur der Sache: Zwischen 50 und 90 Prozent der Schwangeren bekommen Dehnungsstreifen. Das ist also ganz normal. Meistens entstehen die Streifen im letzten Schwangerschaftsdrittel. Auch die Hormone spielen eine Rolle. Infolge der starken Dehnung des Bindegewebes kommt es zu Rissen in der Unterhaut.

Ob und wie stark eine Frau Schwangerschaftsstreifen entwickelt, hängt hauptsächlich von nicht beeinflussbaren Faktoren ab: Veranlagung, Stärke des Bindegewebes und Größe des Babys. Von Vorteil ist, während der Schwangerschaft nicht übermäßig zuzunehmen. Ausreichend Bewegung sowie sanfte Zupfmassagen nach dem Duschen unterstützen die Durchblutung und den Stoffwechsel des Bindegewebes.

Studien der Hersteller überzeugen nicht

Einige Anbieter der Schwangerschaftsöle im Test suggerieren auf den Verpackungen Abhilfe gegen Dehnungsstreifen. So ist beispielsweise die Rede von "streifenloser Mamahaut". Die Anbieter mit vollmundigen Wirkversprechen gegen Schwangerschaftsstreifen hat Ökotest gebeten, diese zu belegen.

Einige schickten kleine Studien. Aus ihrer Sicht zeigt keine Studie einen Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Pflegecreme oder einem einfachen Pflanzenöl. Es wurden noch nicht einmal andere Pflegprodukte zum Vergleich aufgetragen.

Nun zu konkreteren Beispielen: In einer Erhebung mit 20 Teilnehmerinnen verkürzten sich etwa nach einigen Wochen die Dehnungsstreifen – allerdings im Schnitt nur um einen knappen Zentimeter. Das ist nicht unbedingt das, was Ökotest unter "streifenlos" versteht.

Ein weiteres Grundproblem der Untersuchungen: Wenn die Öle zweimal täglich per Massage in die Haut eingearbeitet werden, können positive Beobachtungen genauso gut auf die Massagen selbst zurückgehen. Meist fehlt zudem ein Vergleich, ob Streifen auf unbehandelter Haut gleichzeitig ebenfalls kleiner werden.

Wo Anti-Streifen-Versprechen mit Formulierungen wie "kann" oder "in Verbindung mit Massagen" an ebenso prominenter Stelle auf der Verpackung relativiert wurden, hat Ökotest keine Minuspunkte vergeben.

Fazit: Streifenloses Glück kann also keines der Schwangerschaftsöle im Test garantieren. Was alle können: die Haut pflegen und als Grundlage für wohltuende Massagen dienen. Prima. Dass es werdenden Müttern gut geht, ist nämlich das Wichtigste.

Dieses Pflegeöl erhielt von Ökotest die Note „mangelhaft“

Ein Schwangerschaftsöl im Test enttäuscht komplett

Sehr negativ fällt ein Schwangerschaftsöl im Test auf. Es enthält den Duftstoff Hydroxycitronellal, der relativ oft Allergien auslöst. Außerdem ist Paraffinum Liquidum die Hauptzutat des Öls.

Wie zu Beginn bereits erwähnt, kritisieren die Tester künstliche Paraffine in Kosmetika zum einen, weil sie sich nicht so leicht ins natürliche Gleichgewicht der Haut einfügen wie natürliche Öle. Zum anderen können sie mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt sein, unter denen sich krebserregende Verbindungen befinden können. Und so ist es auch hier: Das beauftragte Labor hat MOAH in dem Schwangerschaftsöl nachgewiesen. Gut, dass reichlich Alternativen auf Pflanzenölbasis vorhanden sind.

Der Schwangerschaftsöl-Test zeigt: Es gibt viele Produkte auf dem Markt, die empfehlenswert sind. Mit "sehr gut" sind zehn Schwangerschaftsöle rundum empfehlenswert.

Große Preisunterschiede bei Schwangerschaftsölen

Ansonsten ist aufgefallen, dass die Preisunterschiede sehr groß sind. Das teuerste Pflegeöl im Test kostet mehr als 22mal so viel wie die günstigsten Schwangerschaftsöle. Wie kann das sein? Zum einen sind manche Öle preisgünstiger zu haben als andere. Die Produkte für rund 90 Cent pro 100 Milliliter enthalten Sonnenblumenöl oder Sojaöl als Hauptzutat. Das ist kostengünstiger als zum Beispiel Mandelöl.

Umgekehrt stecken in teurer Pflege nicht automatisch nur teures Mandelöl oder Arganöl. Auch das teuerste Schwangerschaftsöl im Test, das Dr. Hauschka Schlehenblüten Pflegeöl, enthält Sonnenblumenöl als erste Zutat auf der Inhaltsstoffliste und damit als Hauptzutat. Immerhin folgt das beworbene Schlehenöl an Position zwei.

Das Produkt der Marke Frei Öl für gut 13 Euro pro 100 Milliliter basiert dagegen überwiegend auf synthetisch und halbsynthetisch hergestellten Pflegesubstanzen. Erst an fünfter Stelle findet man das beworbene Jojobaöl.

Ökotests Tipp zur Anwendung von Schwangerschaftsölen: Das Pflegeöl am besten direkt nach dem Duschen in die feuchte Haut einmassieren. So entsteht eine feuchtigkeitsspendende Emulsion.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail findest Du im ePaper.