Deo im Ökotest

Schädliche Duftstoffe in zehn Deos ohne Aluminium

08. Mai 2020 von

Viele Verbraucher greifen inzwischen bewusst zu Deos, die ohne Aluminiumsalze wirken. Ökotest Test zeigt: Frische Achseln sind auch mit "0% Alu" möglich. Über die Hälfte der Produkte können sie empfehlen, zehn Deodorants fallen allerdings auch durch.

  • Der Preis ist kein Kriterium für Qualität: Unter den besten Deos ohne Aluminium im Test sind günstige und teure Produkte.
  • Die Hälfte der getesteten Deodorants bewerten sie mit "sehr gut", zehn enttäuschen aber auch mit schlechten Testergebnissen.
  • Auffällig: Vor allem Markenprodukte für Männer überzeugen nicht.

Schwitzen ist doch etwas Schönes. Der Körper befreit sich von Giftstoffen und gleichzeitig kann er seine Körpertemperatur herunterkühlen, indem er bei Sport und Hitze Flüssigkeit über die Haut verdunstet. So jedenfalls hat sich das die Natur gedacht. Der Mensch aber findet das Schwitzen – nun ja – nicht immer ganz so schön.

Denn der Schweiß, der zunächst völlig geruchslos aus den Poren kommt, trifft dort mit den hauteigenen Bakterien zusammen, und die zersetzen ihn nach und nach. Dann beginnt der Schweiß zu riechen. Je länger die Bakterien am Werk sind, desto mehr. Gegen den unangenehmen Geruch helfen Deos und Antitranspirantien.

Diese Deos erhielten von Ökotest die Note „sehr gut“

Deo-Test: 50 Deos ohne Aluminium im Vergleich

Die Wirkprinzipien von Deos und Antitranspirantien unterscheiden sich: Ein Antitranspirant vermindert die Schweißmenge, indem es die Poren verengt. In der Regel enthält es dazu Aluminium. Ein reines Deo wirkt nicht gegen den Schweißfluss, sondern verhindert, dass der ausgetretene Schweiß müffelt. Dazu stören Deos die Arbeit der Bakterien und überdecken den entstehenden Mief mit Parfum.

In jüngster Zeit haben diese Produkte ohne Aluminiumsalze an Bedeutung gewonnen. 56 Prozent der Verbraucher suchen laut einer aktuellen Umfrage von POSpulse bewusst nach einem Deodorant ohne Aluminium. Denn das Leichtmetall ist in den vergangenen Jahren in Verruf geraten und noch immer streitet die Wissenschaft darüber, wie gefährlich es ist. Dazu mehr im Abschnitt Streitfrage Aluminium.

Ökotest hat in diesem Test daher nur Deos ohne Aluminiumsalze geprüft. Sie wollten wissen: Welche Substanzen nutzen sie? Enthalten sie auch bedenkliche Stoffe? Dafür haben sie 50 Sprays und Zerstäuber in die Labore geschickt. Außerdem hat Ökotest die Hersteller im Falle von Auslobungen wie "24 h" oder "48 h" gebeten, ihnen Studien zuzusenden, die dies belegen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn die Mehrheit der Deodorants können sie mit gutem Gewissen empfehlen: 25 Deos im Test schneiden mit "sehr gut" ab, sechs mit "gut". Unter ihnen sind ebenso günstige Handelsmarken ab 32 Cent für 75 Milliliter wie hochpreisige Naturkosmetik-Deos mit bis zu 7,84 Euro.

Komplette Entwarnung können die Tester allerdings nicht geben: Denn zehn Geruchskiller fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Unter ihnen auffallend stark vertreten: Markenprodukte für Männer.

Deo-Test: Die Testverlierer im Überblick

Diese getesteten Deos ohne Aluminium bewertet Ökotest insgesamt mit "ungenügend":

- Adidas Deo Body Spray Victory League for him von Coty

- Axe Black Fresh Deodorant & Bodyspray von Unilever

- Playboy VIP Deodorant Body Spray for him von E.A. Cosmetics Distributions

Mit "mangelhaft" schneiden folgende Deos im Test ab:

- Bruno Banani Man‘s Best Deodorant Spray von Coty

- Dove Men+Care Clean Fresh Deodorant Spray von Unilever

- Fa Luxurious Moments Zerstäuber Deodorant von Schwarzkopf & Henkel

– Garnier Mineral Deodorant Pure Frische, Spray von L‘Oréal

– JPS John Player Special Fresh Deodorant, Spray von Straub

– Nivea Fresh Natural, Zerstäuber von Beiersdorf

– Nivea Men Fresh Active Deodorant, Zerstäuber von Beiersdorf

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Kritik an schädlichen Duftstoffen in Deos im Test

Ja, es gehört zum Wirkprinzip der Deos, schlechte Gerüche mit angenehmen Duftstoffen zu übertünchen. Aber doch bitte nicht mit Problemstoffen. In den Sprays der Marken Playboy, Bruno Banani, John Player Special und Adidas hat das beauftragte Labor künstliche Moschus-Verbindungen nachgewiesen, in letzterem steckt zusätzlich der Duftstoff Cashmeran, den das Labor auch im getesteten Axe-Deo gefunden hat.

Die Stoffe können sich im Fettgewebe von Mensch und Tier anreichern. Sie breiten sich stark in der Umwelt aus und gefährden Gewässer. Die Moschus-Verbindung Galaxolid etwa findet sich in hessischen Flüssen ebenso wie im Regen auf Island.

Ein weiteres Problem ist der Duftstoff Lilial, den die von Ökotest beauftragten Labore in sieben Deos ohne Aluminium nachgewiesen haben. Lieblich nach Maiglöckchen riechend, steht Lilial im Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen. Duftstoffe, die vergleichsweise häufig Allergien auslösen, enthielten die getesteten Deodorants der Marken Bruno Banani, Garnier und Old Spice.

Diese Deos erhielten von Ökotest die Note „ungenügend“

Lässt sich Schweißgeruch mit Deos ohne Alu vermeiden?

Liefern die Deos ohne Aluminium trotz vergleichsweise softer Inhaltsstoffe eine starke Wirkung ab? Das ist eine Frage, die sich sicher viele Verbraucher stellen.

Die meisten Deos im Test versprechen eine lange Wirkdauer auf ihren Verpackungen: "24 Stunden Frische und Schutz" oder "48 h strong absorbing Deo" heißt es dort. Um solchen Versprechen auf den Grund zu gehen, hat Ökotest von den Herstellern Studien angefordert, die diese Garantien belegen.

Der Goldstandard beim Testen der Anti-Müffel-Wirkung sind Sniff-Tests. Dabei riechen professionelle Schnüffler am Schweiß von Probanden und vergleichen zu festgelegten Zeitpunkten den Geruch der beiden Achseln – jeweils mit und ohne Deodorant. Die Tester haben nur solche Studien durchgehen lassen, an denen mindestens 20 Probanden teilnahmen und mehr als drei geschulte Spezialisten "schnüffelten".

Achselschweiß: Deos wirken bei jedem anders

Immerhin rund die Hälfte der Deos im Test konnten ihr Wirkversprechen mit einem Sniff-Test untermauern. Schaut man sich die Studien genauer an, wird allerdings auch klar: Allzu wörtlich sollte man die vollmundigen Versprechungen der Hersteller nicht nehmen.

Lobt ein Deo die Wirkung von 48 Stunden aus, bedeutet das nicht etwa 48 Stunden totaler Geruchsstopp. Sondern lediglich, dass nach 48 Stunden noch immer ein gewisser Unterschied zwischen der Achsel mit und jener ohne Deo wahrnehmbar ist.

Vor allem zeigen die Studien: Die Dauer des Schutzes ist höchst individuell: Wo bei Person A nach 48 Stunden noch Frische angesagt ist, da bricht bei Person B schon nach 24 Stunden die gesamte Wirkung weg.

Ökotests Tipps:

1.Probieren Sie aus, ob die Deos ohne Aluminium für Sie ausreichend Müffelschutz bieten. Jeder Mensch hat seinen eigenen Geruch.

2.Gegen Müffeln hilft auch: Weniger Kaffee trinken, Knoblauch vermeiden, regelmäßig in die Sauna gehen und Naturfasern tragen.

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Streitfrage Aluminium: Wissenschaft ist sich uneinig

Wie schädlich ist Aluminium aus Antitranspirantien? Um diese Frage wird weiterhin gestritten. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) hat im vergangenen Herbst ausdrücklich von der Verwendung der aluhaltigen Schwitzhemmer abgeraten. Aluminium gilt als neurotoxisch, so viel ist klar. Das Leichtmetall ist in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, kann das Nervensystem schädigen und die Entwicklung von Kindern im Mutterleib beeinträchtigen.

Weil Aluminium sich in Gehirn, Muskeln, Skelett, Nieren und Leber anreichern kann, empfiehlt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa), wöchentlich nicht mehr als ein Milligramm Aluminium je Kilo Körpergewicht aufzunehmen. "Diese Menge kann bereits durch die Verwendung aluminiumhaltiger Antitranspirantien auf gesunder Haut ausgeschöpft oder deutlich überschritten werden", warnt das BfR in seiner jüngsten Stellungnahme. Verbraucher sollten deshalb aus Sicht des BfR lieber auf Deos mit Alu verzichten, denn es addiere sich zu Aluminium aus anderen Quellen.

Zu einer komplett anderen Auffassung kam das EU-Beratergremium für Verbrauchersicherheit (SCCS) Ende 2019: Die tägliche Anwendung kosmetischer Produkte erhöhe die Alu-Aufnahme nicht signifikant. Auch für mutmaßlich krebserregende Eigenschaften von Antitranspirantien gab das EU-Gremium Entwarnung. Das BfR äußerte sich vorsichtiger: Ein ursächlicher Zusammenhang sei nicht belegt worden. Es bestehe aber weiterer Forschungsbedarf.