Nicht alle rundum hautfreundlich
Für Menschen, die auf starke Seife verzichten wollen oder müssen, sind seifenfreie Waschlotionen eine Alternative. Sie werden damit beworben, dass sie "pH-hautneutral" und damit sanft zur Haut sind. Doch Ökotests Test zeigt: In vielen Produkten stecken umstrittene Reinigungsstoffe.
- Drei Waschlotionen im Test, auch Syndets genannt, sind mit Bestnote rundum empfehlenswert. Sie reinigen die Haut sanft und gründlich.
- Häufigster Kritikpunkt im Test sind enthaltene PEG-Verbindungen, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können.
- Ärgerlich: Nur die wenigstens Hersteller verwenden recycelte Kunststoffe für die Verpackungen.
5,5 – eine Zahl wie eine Zauberformel. Oder ein Versprechen. Groß und in roter Schrift vorne auf die Verpackung von seifenfreien Waschlotionen, auch Syndets genannt, aufgedruckt. Gemeint ist der pH-Wert, der eine – je nach Auslobung – "milde Reinigung", "hohe Hautverträglichkeit" verspricht oder "den natürlichen Säureschutzmantel der Haut" bewahren soll.
Wann sind pH-hautneutrale Syndets sinnvoll?
Für Menschen mit empfindlicher Haut oder bestimmten Hauterkrankungen, etwa Neurodermitis, kann ein Verzicht auf Seife und der Griff zu einem pH-hautneutralen Syndet durchaus sinnvoll sein. Auch für Menschen, die sich berufsbedingt häufig die Hände waschen müssen.
Ökotest hat 20 seifenfreie Waschlotionen eingekauft und in die Labore geschickt. Das Ergebnis: Drei sind mit "sehr gut" rundum empfehlenswert. Alle anderen enthalten mindestens einen Problemstoff, den die Tester bemängeln.
Waschlotionen im Test: Was fällt auf?
Fast alle Waschlotionen im Test erfüllen ihr "pH-hautneutral"-Werbeversprechen. Ökotest hat die pH-Werte im Labor messen lassen.
- Bei 18 Produkten liegen sie zwischen 4,5 und 5,6 und damit im "leicht sauren" Bereich, den die Haut von Natur aus aufweist.
- Bei denjenigen Produkten, die eine konkrete Zahl angeben – zehnmal 5,5 –, gibt es nur geringe Abweichungen in den Stellen nach dem Komma.
- Eine überprüfte Waschlotion bewegt sich allerdings deutlich außerhalb der an die Kosmetikindustrie gerichteten Empfehlung der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) für pH-hautneutrale Produkte. Sie liegt mit einem pH-Wert von 6,5 über der Branchenempfehlung.
Dieses Produkt erhielt von Ökotest die Note „sehr gut“
Umstrittene Reinigungsstoffe in vielen Syndets
Weniger hautfreundlich: In mehr als drei Viertel der Syndets im Test finden sich PEG-Verbindungen, meist Sodium Laureth Sulfate. Sie dienen als Tenside, also reinigende Stoffe. Allerdings können PEG-Verbindungen die Haut durchlässiger machen für Fremdstoffe. In Produkten, die als hautfreundlich ausgelobt sind, haben sie aus Ökotests Sicht nichts zu suchen.
Dass es auch ohne sie geht, zeigen die mit "sehr gut" bewerteten Waschlotionen im Test. In ihnen sind unter anderem natürliche und mildere Zuckertenside eingesetzt, etwa auf Kokosbasis (Coco-Glucoside).
Kritischer Duftstoff in einer Waschlotion im Test
Außerdem in der Kritik: Der nach Maiglöckchen riechende, aber synthetische Duftstoff Lilial (Butylphenyl Methylpropional). Der Grund dafür ist, dass sich Lilial in Tierversuchen als fortpflanzungsschädigend gezeigt hat. Er steckt allerdings nur in einem überpüften Syndet.
In der Rezeptur einer anderen Waschlotion im Test analysierten Laborchemiker die problematischen Konservierungsstoffe Propyl- und Butylparaben. Sie stehen in Verdacht, wie ein Hormon zu wirken. In Tierversuchen haben sie sich ebenfalls als fortpflanzungsschädigend erwiesen.
Dieses Produkt erhielt von Ökotest die Note „befriedigend“
Waschlotionen im Test: Kaum nachhaltige Verpackungen
Kommen wir nun zum Thema Verpackungsmüll. Ökotest hat die Anbieter gefragt, ob die Plastikflaschen der Lotionen Anteile von recycelten Kunststoffen enthalten. Das Ergebnis ist ernüchternd: Lediglich ein Hersteller hat ein Dokument des Packungsherstellers vorgelegt, aus dem hervorgeht, dass die Flasche des getesteten Syndets zu 66 Prozent aus recyceltem PET-Kunststoff besteht. Von den anderen kam entweder die Angabe "nein" oder keine Antwort.
Doch die Anbieter scheinen sich zunehmend ihrer Verantwortung für nachhaltigere Verpackungen bewusst zu werden: So kündigt ein weiterer Hersteller aus dem Test an, dass die von ihm angebotene Waschlotion ab Herbst 2021 in einer Verpackung aus PCR (Post-Consumer-Rezyklat) in den Handel komme.
Wieder ein anderer Hersteller teilte mit, in allen Kunststoffverpackungen bis 2025 einen Anteil von 30 Prozent recycelten Materials erreichen und den Einsatz von neuem, erdölbasiertem Plastik um 50 Prozent reduzieren zu wollen.
Nicht nur zu viel Verpackungsmüll ist eine Umweltsünde: Zwei Syndets im Test enthalten synthetische Polymere (Polyquaternium-10 bzw. -39). Dabei handelt es sich zwar nicht um festes Mikroplastik, aber um flüssige Kunststoffe. Und diese bauen sich in der Umwelt ebenfalls nur schwer ab. In Waschlotionen dienen sie unter anderem als Trübungsmittel und Filmbildner. Dass ihr Einsatz verzichtbar ist, zeigen die 18 anderen Produkte im Test.
Was bedeutet eigentlich pH-hautneutral?
Der natürliche pH-Wert der menschlichen Haut ist "leicht sauer". Er liegt bei 5,0 bis 5,5. Etwas höher ist er an Stellen, an denen der Mensch mehr schwitzt: Achseln (7,1), Fußsohlen (7,0) und im Intimbereich (6,5).
Bei als seifenfrei oder pH-hautneutral beworbenen Waschlotionen, die für den ganzen Körper bestimmt sind, sollte der pH-Wert zwischen 4,1 und 5,8 liegen. Das empfiehlt die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) – Arbeitsgruppe Kosmetische Mittel den Herstellern. Die Empfehlung ist zwar rechtlich nicht bindend, die deutsche Industrie richtet sich aber in der Regel danach.