Gesichtscremes im Ökotest

Neun Markencremes sind „ungenügend“

16. Dez. 2019 von

Ökotest hat 53 Gesichtscremes getestet, darunter auch welche mit Anti-Aging-Versprechen. Ergebnis: Mehr als jede zweite Creme ist empfehlenswert. Allerdings fallen auch elf Markenprodukte durch. Checken Sie jetzt gratis alle Ergebnisse.

Um das Gesicht zu pflegen, greifen viele Menschen zu Cremes. Denn die empfindliche Haut im Gesicht ist Wind, Wetter und trockener Heizungsluft oft ohne Schutz ausgesetzt. Im Handel gibt es beispielsweise leichte Tagescremes, reichhaltige Gesichtscremes und solche für die reife Haut. Sie sollen die Haut mit Fett und Feuchtigkeit versorgen.

Im Test: Weil Cremes für die Gesichtshaut, die versprechen, gegen Falten zu wirken oder die Haut zu straffen, zu den Bestsellern gehören, finden sich unter den 53 getesteten Gesichtscremes auch 22 Produkte mit Anti-Aging-Werbung. Lohnt es sich, dafür mehr Geld auszugeben? Ökotest hat geprüft, auf welchen Studien Anti-Falten-Versprechen basieren.

Gesichtscreme-Test: die besten Cremes für Gesichtspflege

Der Fokus des Gesichtcremes-Test liegt auf den Inhaltsstoffe. Verschiedene Labore haben die Cremes auf Duftstoffe, kritische Konservierungsstoffe und Verunreinigungen analysiert.

Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Gesichtscremes im Test können sie mit "gut" oder "sehr gut" empfehlen. Bei allen 13 Feuchtigkeitscremes mit Bestnote handelt es sich um zertifizierte Naturkosmetik. Von neun "ungenügenden" und zwei "mangelhaften" Produkten raten die Tester ab. Darunter auch bekannte Marken wie Bebe, Garnier und L'Oréal.

Die Hauptkritik: Ökotest kritisiert an den Cremes vor allem problematische Duftstoffe, bedenkliche UV-Filter, Paraffine, Silikone sowie PEG-Verbindungen.

Am häufigsten bemängeln sie Kunststoffverbindungen im Gesichtscreme-Test, die zur Umweltbelastung werden können. In 30 getesteten Cremes sind sie verarbeitet. Dass gute Kosmetik auch ohne synthetische Polymere geht, zeigen etliche andere Produkte im Test.

Auffällig: Keiner der Hersteller der Gesichtscremes mit Anti-Aging-Versprechen konnte aus Ökotests Sicht durch vorgelegte Studien ausreichend belegen, dass sein Produkt mehr bringt als eine normale Pflegecreme.

Auch wir von CodeCheck bearbeiten das Thema „potenziell schädliche Stoffe in Gesichtscremes“ schon länger – mit ähnlichem Ergebnis, wie Ökotest.

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Tagescreme mit Mineralölbestandteilen verunreinigt

Ärgerlich: In der Nivea Essentials Tagespflege 24h Feuchtigkeit + Frische ist im Test wies das Labor aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nach. Das führt zur Abwertung, weil zur Gruppe der MOAH auch Verbindungen gehören können, die unter Verdacht stehen, Krebs zu erregen. Die Nivea-Gesichtscreme ist das einzige Produkt im Test, in dem MOAH stecken. Doch wie gelangen die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe in Gesichtscremes? Eine mögliche Erklärung: Eingesetzte Paraffine können mit MOAH verunreinigt sein.

Paraffine und Silikone sind Inhaltsstoffe auf Erdöl-Basis, die Ökotest immer wieder in Kosmetik bemängelt. Sie fügen sich nicht so gut ins Gleichgewicht der Haut ein wie es natürliche Öle tun. Ihr Einsatz ist jedoch seltener geworden: Im Test waren Paraffine und/oder Silikone nur in acht Gesichtscremes in Mengen nachweisbar, die sie abwerten.

In der Bebe Intensiv Pflege Trockene Haut ist die umweltgefährdende Silikonverbindung Cyclopentasiloxan eine Hauptzutat, sie steht bereits an zweiter Stelle auf der Inhaltsstoffliste. Cyclopentasiloxan ist auch in ein paar weiteren Cremes im Test enthalten.

Problematische Duftstoffe in Gesichtscremes

In acht Gesichtscremes im Test kritisiert Ökotest problematische Duftstoffe. Darunter beispielsweise Hydroxycitronellal und Cinnamylalkohol, die häufig Allergien auslösen, und Lilial, das sich in Tierversuchen als fortpflanzungsschädigend erwiesen hat.

Die Judith Williams zellaktivierende Tagescreme und die Mouson-Creme enthalten zudem künstliche Moschus-Verbindungen, die sich im menschlichen Fettgewebe anreichern. Auf der Mouson-Creme ist auch ein Formaldehydabspalter deklariert. Die Analyse auf freies und freisetzbares Formaldehyd war positiv. Formaldehyd ist ein krebsverdächtiger Stoff, der die Schleimhäute reizt und Allergien auslösen kann.

Weitere Kritik bezieht sich auf PEG-Verbindungen, die in neun Gesichtscremes im Test stecken. Die Hersteller setzen sie in Cremes meistens als Emulgatoren ein. Diese sorgen dafür, dass Wasser und Fett miteinander vermengt werden. Das Problem: PEG können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.

Sieben Cremes fürs Gesicht sind außerdem mit Propyl- und/oder Butylparaben konserviert, die in Verdacht stehen, wie Hormone zu wirken.

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Wie gut sind Anti-Falten-Cremes im Test?

Große Versprechen, kleine Grundlage: Bei Werbeversprechen wie Anti-Aging, straffende Gesichtspflege oder Minderung von Linien und Falten hat Ökotest die Hersteller nach einer aussagekräftigen Studie zu ihrer Gesichtscreme gefragt. Für die meisten der Produkte legten uns die Hersteller überhaupt keine Studien vor oder sie schickten keine vollständigen Unterlagen.

Auch keine der eingereichten vollständigen Produktstudien zeigt aus ihrer Sicht einen Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Pflegecreme. In einigen Studien etwa wurde gar keine Vergleichscreme untersucht. In anderen zeigten sich zwischen mehreren untersuchten Produkten keine signifikanten Unterschiede.

Somit dürfen sich Verbraucher ihrer Meinung nach nicht zu viel davon erhoffen, was Anbieter über Faltenreduktion und Anti-Aging auf Schachteln und Tiegel drucken lassen. Die Sprüche auf den Verpackungen reichen von "mildert Fältchen nachweislich" bis hin zum "sichtbaren Sofort-Lifting-Effekt" und "sofortige Mimik-Glättung".

Gesichtscremes im Test: Was Ökotest für die Pflege rät

Basierend auf den Testergebnissen hat Ökotest Tipps für Sie zusammengefasst:

  • Mit den "sehr guten" zertifizierten Naturkosmetik-Cremes bist Du auf der sicheren Seite. Sie verzichten von vornherein auf kritische Inhaltsstoffe wie Silikone und Formaldehydabspalter.
  • Eine Anti-Aging-Creme bringt aus unserer Sicht gegenüber einer Pflegecreme ohne Wirkversprechen keine Vorteile. Ausreichender Sonnenschutz beugt Falten vor. Für frische Haut sorgen zudem genug Schlaf und gesundes Essen.
  • Wenn Du zu allergischen Hautreaktionen neigst, ist parfümfreie Pflege einen Versuch wert. Ökotests Kosmetik-Test für empfindliche Haut aus dem Jahrbuch 2020 findest Du hier: Test Kosmetik für empfindliche Haut: Wie gesund sind Sensitiv-Produkte?

Tipps für Hautpflege mit Feuchtigkeitscreme

Im Winter strapazieren Heizungsluft und Kälte die Haut. Dann ist Hautpflege besonders wichtig. Worauf Du achten solltest:

  1. Wenn die Haut zieht und spannt, ist das ein Zeichen dafür, dass sie zu trocken ist. Dann kannst Du eine reichhaltigere Creme ausprobieren.
  2. Am besten gleichzeitig eine mildere Reinigung testen. Manchmal führt auch ein "Zuviel" an Kosmetika und Reinigung erst zu gereizter Haut.
  3. Nach dem Eincremen glänzt die Haut häufig etwas, das ist normal. Wenn sie aber noch lange danach schimmert, ist die Creme möglicherweise zu fettreich. Dann besser auf eine leichtere Variante umsteigen.
  4. Landet auf Dauer eine zu reichhaltige Creme auf der Haut, kann es zu Pickeln kommen.