Mikroplastik ist noch immer ein Problem
Vorbei die Zeit der Plastikkügelchen in Gesichtspeelings. Jetzt sorgen feiner Sand, Jojobawachs und Bambusmehl für strahlende Gesichter. Ganz vom Tisch ist das Thema Mikroplastik aber noch immer nicht. Lese jetzt im großen Gratis-Test, welche Gesichtspeelings Ökotest empfiehlt.
- Wer plastikfrei peelen möchte, achtet am besten auf das Testurteil "sehr gut". 14 Gesichtspeelings bewerten sie mit Bestnote.
- Das Nivea Tägliches Wasch-Peeling fällt aufgrund bedenklicher Inhaltsstoffe durch.
- Sechs Gesichtspeelings schneiden nur mittelmäßig ab. Die Gründe in Kürze: Flüssiges Plastik und PEG-Verbindungen.
Die freiwillige Selbstverpflichtung der Kosmetikindustrie zur Reduzierung von Mikroplastik zeigt Wirkung. Statt Polyethylen, Nylon oder Polyamid enthalten die meisten Gesichtspeelings inzwischen Schleifkörnchen aus Mineralien und Pflanzenbestandteilen. Und das ist auch gut so. Aber was steckt sonst noch so drin in den peelenden Gels und Lotionen fürs Gesicht?
Ökotest hat 26 Gesichtspeelings eingekauft, darunter sechs Naturkosmetikprodukte und vier, die sich vor allem an männliche Kundschaft richten. Das Ergebnis: 14 Gesichtspeelings im Test können sie mit Bestnote empfehlen, fünf weitere sind "gut". So ganz und gar nicht zu empfehlen ist das Nivea Tägliches Wasch-Peeling: Es fällt mit "ungenügend" durch. Der Rest schneidet mittelmäßig ab.
Gesichtspeeling-Test: Das sind die Testsieger
Wer ganz ohne Kunststoffe peelen möchte, achtet am besten auf das Testurteil. "Sehr gut" heißt: plastikfrei. Das sind die Testsieger im Überblick:
- Alverde Aqua Gesichts-Peeling Meeresalge von dm
- Alviana Creme Peeling Bio-Aloe Vera von Bonano
- #be Routine Perfect Peeling von CC Care and Consulting
- Biocura Beauty Tägliches Waschpeeling von Aldi Nord
- Cien Aquarich Tägliches Waschpeeling von Lidl
- Elkos Face Reinigendes Peeling Gel von Edeka
- Hej Organic The Beautifier Face Wash & Peeling Gel Cactus von Hej Organic
- Isana Verfeinerndes Peeling Gel von Rossmann
- Lacura Tägliches Wasch Peeling Verfeinernd von Aldi Süd
- Lavera Klärendes Peeling Ginkgo & Jojobaperlen von Laverana
- Logona Purify Tiefenreinigendes Peeling-Gel von Logocos
- Nonique Extreme Energy Facial Scrub Energie Waschpeeling von Yeauty
- Shisara Face Reinigendes Peeling Gel von Netto Marken-Discount
- Today Aqua Peeling-Gel von Rewe/Penny
Weiter zu den getesteten Produkten
Mikroplastik in Gesichtspeelings: Frage der Definition
Die Schleifpartikelchen in Peelings waren in der Vergangenheit ins Gerede gekommen – als winzig kleine Kügelchen aus hartem Kunststoff, die wenige Sekunden im Gesicht verbringen und dann eine halbe Ewigkeit in den Meeren. Inzwischen sind die Peelings umweltfreundlicher geworden.
Am häufigsten setzen die Hersteller mittlerweile gehärtetes Jojobaöl – auch schick "Jojobaperlen" genannt –, Kieselsäure und Zellulosepulver ein. Auch gemahlene Aprikosenkerne oder Sand dienen als Rubbelteilchen. Was Scheifpartikel angeht, sind die Unternehmen erfinderisch geworden.
Ganz plastikfrei sind die getesteten Gesichtspeelings jedoch nicht. Denn elf Produkte enthalten flüssige Kunststoffverbindungen. Die Branche will unter "Mikroplastik" nur die festen Kunststoffteilchen verstehen. Dabei landen die flüssigen Kunststoffe, also synthetische Polymere wie Silikone und Acrylate, auch im Abwasser. Nicht alles können die Kläranlagen herausfiltern. Zudem landet der Klärschlamm teilweise als organischer Dünger direkt auf den Feldern.
Auch Bio-Kunststoff ist Kunststoff
Was ist ansonsten im Gesichtspeeling-Test aufgefallen? Der Anbieter Müller Drogeriemarkt wirbt auf seinem CV Cadea Vera Hydro Hautverfeinerndes Peeling Gel mit einem "Ohne Mikroplastik"-Siegel. Die Peelingkörper bestehen aus Polymilchsäure (Polylactic Acid), kurz PLA. Hört sich zunächst einmal gut an: Schleifpartikel aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais oder Zuckerrohr.
Doch gleich, woraus das Polymer im Labor zusammengebaut wird: PLA ist ein Kunststoff – ein Polyester, dessen Abbaubarkeit stark von der Umgebungstemperatur abhängig ist. In einer Kompostieranlage ist der Abbau kein Problem. Aber gelangt PLA ins Wasser, gleich ob Süß- oder Salzwasser, so zeigte sich in Untersuchungen kaum ein Abbau. Das Umweltbundesamt stuft PLA zweifelsfrei als Mikroplastik ein.
Was ist denn da passiert? Auf der Verpackung finden Verbraucher einen Verweis auf die Website. Dort erläutert Müller, dass das Unternehmen sich am Einkaufsratgeber "Mikroplastik und andere Kunststoffe in Kosmetika" der Umweltschutzorganisation BUND orientiert. Auf der Liste fehlt PLA jedoch – zumindest noch.
"Der BUND-Einkaufsratgeber wird in Zukunft in den ToxFox übergehen, und im Rahmen dessen werden wir auch PLA aufnehmen", sagt Nadja Ziebarth, Leiterin des BUND-Meeresschutzbüros.
Nivea ist Verlierer des Gesichtspeeling-Tests
Besonders negativ fällt das Nivea Tägliches Wasch-Peeling auf. Es ist das einzige Gesichtspeeling im Test, das durchfällt. Hier kommt einiges zusammen. Die Rezeptur enthält etwa Lilial – ein Duftstoff, der nach Maiglöckchen riecht, aber im Tierversuch die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigt hat.
Auch bei BHT, Butylhydroxytoluol, ist Skepsis angesagt. Der Zusatz, der unter anderem dafür sorgt, dass das Gesichtspeeling länger haltbar ist und gut riecht, steht unter dem Verdacht, wie ein Hormon zu wirken.
Hinzu kommen PEG-Verbindungen, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können – hier ist Beiersdorf allerdings nur einer von vielen Herstellern, die einfach nicht auf diese Tenside verzichten wollen. PEG-Verbindung bemängeln die Tester in insgesamt acht Gesichtspeelings im Test.
Diese Peelings erhielten von Ökotest die Note „ungenügend“
Plastikfrei peelen: Was steckt dahinter?
Gesichtspeelings gibt es inzwischen auch plastikfrei. Ökotest erklärt kurz und knackig, was statt der Plastikkügelchen drin stecken kann:
- Sand und seine Verwandten, etwa Kieselsäure und Glimmer, finden sich in der Liste der deklarierten Inhaltsstoffe unter Begriffen wie "Silica", "Quartz" und "Mica".
- Mineralischen Ursprungs ist auch "Pumice", also fein gemahlener Bimsstein, und Aluminiumoxid (Alumina).
- Hinter "Hydrogenated Jojoba Oil" verbirgt sich das Wachs der Jojobapflanze, "Hydrogenated Castor Oil" heißt übersetzt "gehärtetes Rizinusöl".
- Fein gemahlen kommen Bambus ("Bambus Arundinacea Stem Powder"), Aprikosenkerne ("Prunus Armeniaca Seed Powder") und Mandelschalen ("Prunus Amygdalus Dulcis Shell Powder") zum Einsatz.
- Aus Holz wird Zellulosepulver (Microcrystalline Cellulose) – oder "Charcoal Powder", also Holzkohle, sehr feiner Kohlenstoff, der nicht nur mechanisch arbeitet, sondern durch seinen absorbierenden Charakter Schmutz und Ablagerungen an sich bindet.
- Auch chemisch peelende Substanzen werden in Gesichtspeelings für zu Hause eingesetzt: Salicyl- und Glycolsäure (Salicylic und Glycolic Acid) etwa. Diese lösen den Zellkitt der Hornschicht und sorgen so dafür, dass sich Hautschüppchen lösen und Poren öffnen. Allerdings sind sie hier häufig so zurückhaltend dosiert, dass sie vor allem antibakteriell und konservierend wirken.
Gesichtsreinigung mit Gesichtspeeling
Ökotest gibt Tipps zur Gesichtspflege:
- Ein, zwei Peeling-Runden die Woche tun dem Gesicht gut. Sie befreien die Haut von abgestorbenen Hautzellen und Mitessern. Und sorgen für einen frischen Teint.
- Körperpeelings besser nicht im Gesicht anwenden: die Partikel könnten zu scharfkantig und grob für die feine Haut im Gesicht sein.
- Keine Lust auf zu viele Produkte im Bad? Dann einfach ein bisschen Kaffeesatz unter die Reinigungslotion mischen, fertig.