Ketchup im Ökotest

Knapp die Hälfte ist empfehlenswert

24. Mai 2020 von

Guter Ketchup schmeckt nach Ökotests Kriterien intensiv nach Tomaten und ist frei von Schadstoffen – außerdem liegt sein Zuckergehalt unter 25 Prozent. Viele, aber nicht alle Tomatenketchups im Test schaffen das. Welche sie empfehlen können.

  • Etwa die Hälfte der Ketchups im Test bewerten sie mit "sehr gut".
  • Ein Tomatenketchup fällt mit "mangelhaft" durch, einige Produkte schneiden mittelmäßig ab.
  • Kritik gibt es für zu viel Zucker, zu wenig reife Tomaten im Ketchup und den Geschmack.

Hunger ist die beste Sauce, lautet ein englisches Sprichwort. Tomatenketchup ist aber auch nicht schlecht. Er vermag einer großen Spannbreite an Gerichten in der Familienküche den gewissen Pfiff zu verleihen und auch mäkelige Esser zufriedenzustellen.

Ökotests Testergebnisse für 20 beliebte Tomatenketchups zeigen: In Geschmack und Qualität der Zutaten unterscheiden sich die Produkte deutlich. Zwar schneidet knapp die Hälfte der Ketchups im Test mit "sehr gut" ab, gleichzeitig gibt es aber auch bei vielen etwas zu bemängeln. Eine bekannte Marke fällt mit "mangelhaft" durch.

Ketchup im Test: Zu viel Zucker in drei Ketchups

Und was kritisiert ÖKO-TEST? Alle Ketchups im Test deklarieren einen höheren Zuckeranteil als die klassische Cola. Weil man jedoch nur geringe Mengen davon isst, und auch das in der Durchschnittsfamilie nicht täglich, vergeben sie in den meisten Fällen keine Minuspunkte für den Dickmacher. Aber derart viel wie in drei der getesteten Tomatenketchups muss es dann doch nicht sein:

Mit zwei Esslöffeln (30 ml) dieser Produkte hat ein dreijähriges Kind schon mehr als die Hälfte der Zuckermenge intus, die es den Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge höchstens an einem ganzen Tag essen sollte. Die Zuckergehalte der Tomatenketchups im Test liegen zwischen 27,7 und 14,7 Gramm pro 100 Milliliter.

Im Gegensatz zu besonders viel Zucker im Ketchup ist besonders viel Lykopin ein gutes Zeichen. Lykopin ist das Carotinoid, das reife Tomaten rot färbt. Der Stoff gilt als einer der gesunden Bestandteile von Tomaten, weil er mit seinen antioxidativen Eigenschaften zellschützend wirken soll. Sind die Lykopingehalte gering, so deutet das darauf hin, dass insgesamt weniger oder weniger reife Tomaten verarbeitet wurden. In drei Tomatenketchups im Test fand das Labor deutlich unterdurchschnittliche Gehalte.

Diese Ketchups erhielten von Ökotest die Note „sehr gut“

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Tomatenketchup: Wenige Schadstoffe gefunden

Während Lykopin für reife Früchte steht, weist ein hoher Wert an Ergosterol darauf hin, dass die Produzenten viele aufgeplatzte Tomaten verarbeitet haben, in denen sich Schimmelpilze gebildet haben. Der Stoff Ergosterol war nur in einem Tomatenketchup erhöht. Gesundheitliche Nachteile hat die Substanz übrigens nicht. Ein Problem mit Schimmelpilzgiften hat das beauftragte Labor nicht festgestellt.

Überhaupt haben die Experten kaum problematische Inhaltsstoffe in den Ketchups gefunden. Pestizidrückstände hat das Labor allenfalls in Spuren festgestellt. In keinem Fall waren es mehr als zwei Substanzen. Auch der Desinfektionsmittelrückstand Chlorat war, wenn überhaupt, nur in Spuren nachweisbar. In der Sensorikprüfung fiel kein Produkt völlig aus dem Rahmen und schmeckte etwa viel zu sauer oder dumpf.

Bei acht Ketchups im Test steht der Tomatengeschmack und -duft im Vordergrund, bei den anderen ist die Tomatennote weniger stark – oder wird aufgrund eines stark süßen Geschmacks oder einer starken Essignote weniger deutlich wahrgenommen.

Hersteller tricksen beim Geschmack von Ketchup

In Sachen Geschmack greifen Hersteller auch gerne mal in die Trickkiste. So wird bei einem getesteten Tomatenketchup mit dem natürlichen Geschmacksverstärker Hefeextrakt nachgeholfen, bei einem anderen mit natürlichem Aroma. Dafür vergeben die Tester einen Minuspunkt, weil der gute Geschmack durch gute Grundzutaten erreicht werden sollte.

Ein weiterer Hersteller traut offenbar der Farbe der eigenen Tomaten nicht über den Weg – und setzt deshalb Rote-Bete-Saftkonzentrat zu. Soweit man weiß, ist Ketchup doch schon rot?

Übrigens: Spezieller Kinderketchup ist überflüssig. Die Zutaten sind ähnlich, die Produkte oft teurer als die normalen Varianten.

Diese Ketchups erhielten von Ökotest die Note „ausreichend“

Woher stammen Tomaten für Ketchups im Test?

Die Herkunft stand nur auf den Ketchups von Alnatura, Byodo und Rapunzel – und zwar aus Italien. Auf Nachfrage nannten die anderen am häufigsten ebenfalls Italien sowie Spanien und Portugal. Nur Heinz und Werder gaben auch Nicht-EU-Länder an: USA beziehungsweise die Ukraine.

Bei frischem Obst und Gemüse müssen Hersteller deren Herkunft angeben. Sobald das Gemüse aber verarbeitet wird und in Flaschen oder Dosen kommt, entfällt diese Verpflichtung zur Angabe. Das bedeutet: Auch wenn ein Tomatenmark etwa in Italien abgefüllt ist, kann es zudem auf Konzentrat aus China basieren.

Das Problem mit der Herkunft der Tomaten

China produziert mittlerweile Tomaten für die ganze Welt. In mehreren öffentlich-rechtlichen Fernsehdokumentationen waren in den letzten Jahren Bilder vom Tomatenanbau in Fernost zu sehen – und davon wie der Wettbewerb um den niedrigsten Preis auch in Italien zum Teil auf den Schultern der Erntearbeiter ausgetragen wird.

Für Verbraucher, die nachhaltig einkaufen wollen, gibt es kaum eine Möglichkeit, Tomaten aus der Ferne zu vermeiden. Bio-Produkte mit weit gereisten Zutaten müssen den Hinweis "Nicht-EU-Landwirtschaft" tragen. Doch diese Angabe hat auf Produkten mit mehreren Zutaten wie Ketchup wenig Aussagekraft. Denn hier kann sie sich auch auf weitere Zutaten wie Rohrzucker beziehen und nicht auf die Tomaten.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail findest Du hier im ePaper.