In Kosmetik nahezu unersetzlich

Glycerin: Feuchtigkeitsspender oder -entzieher?

06. Juni 2018 von

Glycerin ist in den meisten Cremes, Bodylotions oder Salben enthalten. Eigentlich soll es die Feuchtigkeit in der Haut binden. Kritiker befürchten jedoch, dass Glycerin genau das Gegenteil tut und die Haut austrocknet. Wir haben den Stoff für euch genauer unter die Lupe genommen.

Was ist Glycerin?

Chemisch betrachtet gehört Glycerin zu den Zuckerakoholen. Der korrekte Name lautet daher eigentlich Glycerol bzw. 1,2,3-Propantriol. Die Endung „-ol“ verweist auf die alkoholische Stoffgruppe. Glycerin gilt es als besonders verträglich, weswegen es in Kosmetika wie Cremes, Lotions, Zahnpasta, Duschgelen oder Seifen gerne eingesetzt wird. Hier erfüllt es gleich mehrere wichtige Funktionen:

  • Es bindet es zum einen das Wasser, sorgt für eine geschmeidige Textur und verhindert das Austrocknen des Produktes.
  • Zum anderen bindet Glycerin auch die Feuchtigkeit in der Haut und mindert so den hauteigenen Wasserverlust, der zu Trockenheit und Schuppenbildung führen kann.
  • Zudem schont es die Haut vor den in Shampoo und Duschgel enthaltenen Tensiden und mildert deren austrocknende Wirkung.

Wie wirkt Glycerin auf die Haut?

Genau wegen seiner Doppelfunktion als feuchtigkeitsspender und -binder steht der Stoff so häufig in der Kritik: Skeptiker befürchten, dass Glycerin wegen seiner hygroskopischen bzw. wasseranziehenden Eigenschaftendass die Feuchtigkeit vielmehr aus den tieferen Hautschichten herauszieht. Das passiert laut dem WDR aber erst ab einem Glyceringehalt von mehr als zehn Prozent – soviel enthält kaum ein Kosmetikprodukt.

Studien bestätigen vielmehr, dass Glycerin die Barrierefunktion der oberen Hornschicht der Haut stärkt. Feuchtigkeit verdunstet dadurch weniger. Darüber hinaus kann es die Lipidstrukturen in den Hautbarriere essenziellen Hornschichtlipiden beeinflussen. Glycerin fördert flüssig-kristalline Strukturen und verbessert so die Hautelastizität. So kann Glycerin die Haut vor Austrocknung und Irritationen schützen und erhöht gleichzeitig ihre Spannkraft.

Wie wird Glycerin für Kosmetika gewonnen?

Je nach Ursprung kann es sich um ein Beiprodukt aus anderen Industriezweigen wie z. B. der Erdölindustrie handeln, oder wie im Falle von Bio-Glycerin um einen eigens hergestellten und deshalb teureren Kosmetikrohstoff.

Tierischer Ursprung:

Tierisches Glycerin ist ein Beiprodukt der Seifenherstellung, in der oftmals tierische Fette wie Rindertalg verwendet werden. Ob tierisches Glycerin verwendet wurde, kann man an „Vegan-Labeln“ erkennen.

Erdölbasierter Ursprung:

Bei konventionellem Glycerin handelt es sich meist um ein synthetisches Produkt, das aus Erdöl hergestellt wird. In zertifizierter Naturkosmetik dürfen jedoch keine mineralölbasierten Stoffe enthalten sein.

Pflanzlicher Ursprung:

Heute fällt pflanzliches Glycerin in großen Mengen als Beiprodukt bei der Bio-Diesel- bzw. bei der Palmöl-Produktion an. Das ist zwar gut für die Haut, aber schlecht für das Klima. Denn um Plantagen mit Ölpalmen anzulegen, werden bekanntlich meist große Regenwaldflächen abgeholzt. Aber nicht nur aus Palmöl, sondern auch aus Raps- oder Kokosöl kann Glycerin hergestellt werden.

Der bevorzugte Rohstoff für Naturkosmetik ist Bio-Glycerin, welches von Pflanzen aus kontrolliert biologischem Anbau stammt — zum Beispiel aus Soja.

Auf die Konzentration kommt es an

Glycerin steht häufig in der Kritik, weil es die Haut austrocknen soll. Doch wie so oft, gibt es hier keine eindeutige Antwort— vielmehr kommt es auf die Menge an.

In der richtigen Konzentration wirkt der Stoff hautbefeuchtend und barriereschützend. In zu hohen Mengen kann der Effekt jedoch kippen, dann trocknet Glycerin die Haut aus. Das ist jedoch erst ab einem Glyceringehalt von zehn Prozent der Fall. In kosmetischen Produkten stecken in der Regel nur um die sieben.

Unser Tipp: Anhand der Inhaltsstoffliste kannst Du ganz einfach überprüfen, wie hoch die Konzentration von Glycerin im Produkt ist. Generell gilt: Je weiter vorne ein Stoff steht, desto höher sein Anteil im Produkt. Die Empfehlung ist deshalb, dass Glycerin sich nicht an zweiter oder dritter Stelle finden sollte.