Der WWF Palmöl-Check 2019

Wohl kaum eine anderes Produkt eignet sich besser, unseren fast schon schizophrenen Umgang mit der Umwelt zu beschreiben, als Palmöl. Bereits seit zehn Jahren nimmt der WWF die Einkaufspolitik zum weltweit wichtigsten Pflanzenöl unter die Lupe. Im aktuellen Palmöl-Check 2019 zeigt sich einmal mehr: Es gibt eine deutliche Diskrepanz zwischen Nachhaltigkeit und absoluter Verweigerung.
Geliebt und verteufelt zugleich: Palmöl ist wohl DAS Symbol für unsere Konsumgesellschaft, mit allem Sonnen- und Schattenseiten. Unsere Supermärkte wären halbleer, wenn alle Produkte verschwinden würden, die Palmöl enthalten. Darauf zu verzichten ist demnach utopisch. Inzwischen beträgt die weltweite Anbaufläche schätzungsweise 19 Millionen Hektar. Der Großteil dieser tristen Plantagen waren einmal intakte Regenwälder – die Lebensräume von Orang-Utans, Nebelpardern und Sumatra-Elefanten.
Palmöl-Check 2019: 173 internationale Unternehmen unter der Lupe
Diese Zusammenhänge sollten im Jahr 2019 eigentlich bekannt sein. Auch, dass auf einigen Plantagen sklavenähnliche Arbeitsbedingungen herrschen. Der Palmöl-Check von WWF zeigt deutlich, dass es genügend Unternehmen gibt, die alles dafür tun, nachhaltiges Palmöl zu beziehen. Ihre Produkte sollen keinesfalls eine Mitverantwortung für Brandrodungen, Artensterben und Klimaerwärmung tragen – genau so, wie es sein sollte.
Es gibt aber auch Marken, denen es vollkommen egal zu sein scheint. Genau diese Diskrepanz zwischen Nachhaltigkeit und Totalverweigerung beschreibt unseren Umgang mit der Natur sehr eindrucksvoll. Unsere Palmöl-Scorecards sind ein Ranking, von insgesamt 173 internationalen Unternehmen, darunter auch zahlreiche Deutsche.
Palmöl-Check 2019: Spitzenreiter und Schlusslichter
Die deutschen Lebensmittel- und Drogeriekonzerne schneiden durchaus positiv ab. Der WWF-Partner Edeka gehört dabei zur absoluten Spitze. Das zeigt deutlich, wie groß die Macht der Verbraucher:innen ist. Die Marken mit direkten Kontakt zu Kund:innen wollen auf keinen Fall schmutziges Palmöl in ihrer Lieferkette haben und haben in den letzten Jahren hart an sich gearbeitet – Dank der breiten öffentlichen Diskussion.
Allerdings steckt Palmöl auch in vielen Produkten, die nicht direkten Kundenkontakt haben. Zu diesen “verdeckten” Palmöl-Nutzern gehört vor allem die Futtermittelindustrie. Und die befindet sich abgeschlagen auf den letzten Rängen, darunter auch deutsche Unternehmen. Die “Deutsche Tiernahrung Cremer” beispielsweise gehört ebenfalls zu den Schlusslichtern wie die milliardenschwere “Agravis Raiffeisen AG”.
Palmöl im Futter: Käse, Eier, Wurst und Fleisch
Dabei sollte klar sein, dass es sich dabei um wichtige Akteure handelt: Etwa dreizehn Prozent des importieren Palmöls wird an Geflügel, Schweine und Rinder verfüttert. Eier, Käse, Wurst und Fleisch landet anschließend auf unseren Tellern. Inklusive der Pestizide, der katastrophalen Arbeitsbedingungen und der Regenwaldzerstörung.
Ein Lieferkettengesetz muss her!
Aus Sicht des WWF gibt es eigentlich nur eine Lösung: Ein Lieferkettengesetz muss her! Den deutschen Unternehmen muss es verboten werden, Palmöl (oder andere Produkte) aus zerstörerischen Umwandlung von Ökosystemen zu beziehen, zu verarbeiten oder zu verkaufen.
Der Blog des WWF
Der WWF setzt sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt der Erde, die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und die Eindämmung von Umweltverschmutzung und schädlichem Konsumverhalten ein. Auf dem Blog schreibt das Team, ergänzt um Gastautoren, zu allen Themen, die dem WWF wichtig sind. Ab sofort publiziert der WWF regelmässig ausgewählte und spannende Beiträge bei CodeCheck.