So ungesund ist Convenience-Food

Das passiert in Deinem Körper, wenn Du Fertiggerichte isst

22. Juli 2020 von

Fertiggerichte können nicht nur Übergewicht und Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck verursachen, sondern sogar zu Krebs und einer erhöhten Sterblichkeit führen. Die schädlichen Wirkungen zeigten sich in aktuellen Studien bereits nach nur zwei Wochen Fertigessen-Diät. Wir erklären Dir, wie Du stark verarbeitetes Essen erkennen und meiden kannst.

Was sind Fertiggerichte und was macht sie so ungesund?

Zu den klassischen Fertiggerichten zählen neben Tiefkühlpizza, Fünf-Minuten-Terrinen und Tüten-Kartoffelpüree alle Gerichte, die nicht gekocht, sondern nur aufgewärmt werden müssen. Man spricht dabei auch von „Convenience-Food“ oder „Ready-to-eat“-Produkten.

Meist bestehen Fertiggerichte aus vielen konzentrierten Kalorien, gehärteten Fetten, Salz und Zucker. Gesunde Vitamine und Ballaststoffe sind hingegen kaum enthalten. Grund dafür ist, dass die Hersteller in der Regel weniger auf den Gesundheitswert, als auf den günstigen Preis und einen angenehmen Geschmack achten. Statt frischen Zutaten werden deshalb viele umstrittene Geschmacksträger wie künstliche Aromen, Fett oder Zucker eingesetzt.

Und das hat schädliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Fertiggerichte Übergewicht fördern und unserer Gesundheit auf vielfache Weise schaden. Sogar eine erhöhte Krebsrate und vermehrte Todesfälle konnten Forscher mit Fertigessen in Verbindung bringen, wie die „Ärztezeitung“ schreibt. Neue Experimente und Studien bestätigen diese negativen Wirkungen.

Das ZDF-Experiment zeigt: Fertiggerichte schaden schnell

Wie sich Fertiggerichte auf unsere Gesundheit auswirken, hat beispielsweise „ZDFzeit“ kürzlich untersucht. Dafür haben sich zwei gesunde Frauen für zwei Wochen an eine strikte Diät gehalten. Während sich Probandin Andrea ausschließlich von „Nestle“-Fertigprodukten ernähren durfte, kam bei ihrer Versuchskollegin Dilek nur frisch gekochtes auf den Tisch. Beide durften im Experiment so viel essen, bis sie satt waren.

Über die zwei Wochen haben die Probandinnen dreimal täglich jeweils das selbe Gericht gegessen – einmal frisch gekocht und einmal als „Nestle“-Fertigvariante. Vor und nach dem Versuch wurden das Gewicht und die Blutwerte der Probandinnen gemessen.

Bereits nach zwei Wochen waren gesundheitliche Veränderungen festzustellen. Probandin Andrea hat durch die „Nestle“-Diät ein Kilo zugenommen. Darüber hinaus ist das schlechte LDL-Cholesterin in ihrem Blut um neun Prozent gestiegen. Dafür sind vor allem gesättigte Fettsäuren in den Fertiggerichten verantwortlich. Ernährungsmedizinerin Kathrin Hausleiter warnt die Probandin im „ZDF“-Beitrag vor drohenden Langzeitfolgen:

„Wenn Sie so weiter essen würden, wäre das eventuell wirklich ein Problem, weil die Gefäße einfach immer enger werden und es zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen könnte.“

Bei Probandin Dilek zeigten sich durch das frisch gekochte Essen hingegen gesundheitliche Verbesserungen. Ihr LDL-Wert fiel um fünf Prozent und sie hat ein Kilo Gewicht abgenommen. „Ich glaube dieses gesunde und total natürliche Essen tut mir sehr gut“, stellt sie nach den Versuchswochen fest.

Fertiggerichte verleiten uns dazu, viel zu essen

Interessant ist, dass Fertiggerichte unserer Gesundheit nicht nur direkt schaden, sondern auch bewirken, dass wir insgesamt zu viel essen. Das hat eine Laborstudie am „National Institute of Health“ in den USA erwiesen.

Dafür wurden 20 gesunde Probanden für knapp einen Monat in ein Studiencenter bestellt. Dort haben sie 14 Tage lang entweder hochverarbeitete oder frisch zubereitete Speisen gegessen, in den nachfolgenden 14 Tagen wechselten die Probanden jeweils die Diät.

Die Gerichte der Vergleichsdiäten waren so zusammengestellt, dass sie sich hinsichtlich Kalorienzahl, Makronährstoffen, Zucker, Fasern und Salz kaum unterschieden. Lediglich Frische und Verarbeitungsgrad der Gerichte waren unterschiedlich.

Umso überraschender ist das Ergebnis: Probanden, die sich mit hochverarbeiteten Lebensmitteln ernährten, aßen insgesamt rund 500 Kilokalorien mehr, als die Vergleichsgruppe – und das bei fast gleichen Nährwerten der Gerichte. Dadurch nahm die Fertigkost-Gruppe in zwei Wochen durchschnittlich ein Kilo zu. Doch woran liegt das?

Warum essen wir durch Fertigkost zu viel?

Offenbar verleitet uns Fertigessen dazu, mehr als nötig zu essen. Die Forscher vermuten, dass dies zum einen an der weicheren Konsistenz der Nahrung liegt, wodurch schnell größere Mengen gegessen werden können.

Weitere Gründe seien die höhere Energiedichte der Fertiggerichte sowie der insgesamt leicht niedrigere Proteinanteil. Dadurch müssten größere Mengen gegessen werden, damit der Proteinbedarf ausreichend gedeckt werden kann.

Diese übermäßige Kalorienaufnahme führt rasch zu Übergewicht, dessen häufige Folgen Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen sind.

Forscher und Ärzte äußern sich zustimmend

Der Fettleibigkeitsforscher Christian Wolfrum von der „ETH Zürich“ ist von der neuen Studie begeistert. Seiner Meinung nach ist sie eine sehr gute Basis für sinnvolle Ernährungsempfehlungen.

Außerdem ist er davon überzeugt, dass die negativen Effekte von Fertiggerichten in der Realität noch ausgeprägter sind.

Für Josef Laimbacher, Chefarzt am Ostschweizer Kinderspital in St. Gallen und „SGE“-Vorstandsmitglied, bestätigt die Studie, was schon länger bekannt ist: Je natürlicher ein Lebensmittel ist, desto besser ist es für die Gesundheit. „Diese Botschaft ist wichtig“, so Laimbacher.

So kannst Du Fertiggerichte erkennen

Das Problem der meisten Fertiggerichte ist ihr Nährwertprofil mit zu viel Fett, Zucker und Kohlenhydraten. Leider ist die genaue Zusammensetzung eines Produkts oft schwer über die Zutatenliste zu erkennen.

Deshalb wurde die Nährwert-Ampel entwickelt. Sie zeigt auf einen Blick, ob ein Produkt bedenkenlos häufig gegessen werden kann oder nicht. Die Bewertung der Ampel orientiert sich an den enthaltenen Nährstoffen, genauer gesagt an der Konzentration von Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz.

Ist bei einem Produkt der grüne Bereich markiert, heißt das nach der britischen Lebensmittelbehörde „Food Standards Agency“ (FSA), dass das Produkt bedenkenlos häufig gegessen werden kann. Gelb empfiehlt einen eingeschränkten und rot einen sehr seltenen Verzehr des Produkts.

Diese Richtlinien gelten für eine erwachsene Frau, weshalb ein Kind weniger und ein Mann mehr desselben Produktes essen können. Je nach Alter, Geschlecht und Tätigkeit kann der Nährwertbedarf ebenfalls schwanken. Die Ampel gibt aber in jedem Fall eine gute Orientierung.

Fertiggerichte mit CodeCheck überprüfen

Im Handel ist die Nährwertampel bislang noch nicht gesetzlich vorgeschrieben. Bei CodeCheck gibt es sie aber schon jetzt für alle erfassten Produkte.

Das ermöglicht neben dem Nährwert-Check auch den einfachen Vergleich von Produkten, denn die Nährwerte sind immer für 100 Gramm angegeben.

Auch hier gilt: Grün empfiehlt den uneingeschränkten Verzehr, Gelb rät zu mehr Zurückhaltung und Rot zu einem sehr seltenen Verzehr des Produkts.

Tipp: Fertiggerichte selbst machen

Fertiggerichte wie Tütensuppen und Tiefkühlpizza lassen sich übrigens auch ganz einfach selbst vorbereiten.

Du kannst zum Beispiel Suppengemüse in der Küchenmaschine zerkleinern, mit Salz und Kräutern mischen und in Eiswürfelbehälter füllen. So kannst Du dir bei Bedarf eine schnelle und gesunde Instant-Suppe kochen.

Auch gefüllte Pizzaschnecken kannst Du frisch zubereiten und in Gefrierbeuteln portionsweise einfrieren. Bei Appetit auf Pizza lassen sie sich wie klassische Tiefkühlpizza schnell aufbacken.

Fertigessen ist mit ein bisschen Einsatz und Planung also auch in der frischen Variante möglich. Das schmeckt nicht nur besser, sondern ist auch viel gesünder.

Gesundes Fertigessen von Start-ups

Wenn es doch einmal ganz schnell gehen muss, kannst Du ebenfalls auf gesunde Convenience-Food-Alternativen zurückgreifen.

Dazu gehören zum Beispiel die Fertigprodukte des Hamburger Start-ups „Frau Ultrafrisch“. Sie setzen ganz auf frische Zutaten und verzichten dabei auf unnötige Füllmittel und künstliche Zusatzstoffe.

Frau Ultrafrisch Kartoffelsuppe mit Karotte

Auch bei den Tiefkühlpizzen von „Gustavo Gusto“ haben Zusatz- oder Füllstoffe keine Chance. Stattdessen werden nur hochwertige Zutaten wie laktosefreier Mozzarella verwendet. Hier ist sogar noch echte Handarbeit im Spiel, denn jeder einzelne Teig der Start-up-Pizzen wird schonend von Hand ausgebreitet.

Gustavo Gusto – Pizza Thunfisch

Weiterführende Links:

„ZDFzeit“-Beitrag über Nestle

Studie: National Institute of Health

Ärztezeitung: Verkürzen Fertiggerichte das Leben?