Nachhaltig durch die Tage

3 Alternativen zu Tampons und Binden

25. Juni 2018 von

Seit es Tampons im März 1950 das erste Mal in deutschen Apotheken zu kaufen gab, haben sie sich zur unangefochtenen Nummer eins in Sachen Damenhygiene entwickelt. Jährlich gehen hierzulande rund zwei Milliarden Stück über die Ladentheke – und nach dem Gebrauch ab auf den Müll. Nachhaltig ist das natürlich nicht. Dabei gibt es mittlerweile echte Alternativen zu den üblichen Wegwerf-Produkten, die nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit und den Geldbeutel der Nutzerinnen schonen.

Tampons – rein und sauber?

Obwohl Tampons und Co. an den empfindlichsten Körperstellen getragen werden, macht sich Frau kaum Gedanken über deren Inhalt. Zeit, das nachzuholen: Entgegen der gängigen Meinung besteht der Wattekern nämlich nicht aus reiner Baumwolle, sondern aus saugfähiger Viskose.

Viskose (auch Kunstseide) wird in einem chemischen Verfahren aus Zellulose gewonnen – ein Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände vor allem aus Buche, Fichte und Bambus –und zählt so zu den natürlichen Chemiefasern. Dadurch ist Viskose ein nachwachsender Rohstoff, allerdings entstehen bei der Herstellung umwelt- und gesundheitsschädliche Substanzen wie Schwefelwasserstoff und Schwefelkohlenstoff. Außerdem werden die Chemiefasern mit dem Toxischen Schocksyndrom (TSS) in Verbindung gebracht, einer bakteriellen Infektion, die zwar sehr selten auftritt, aber tödlich verlaufen kann.

Zudem stammt die verwendete Baumwolle zumeist aus konventioneller Landwirtschaft, in der auf Pestizide und Gentechnik zurückgegriffen wird. Damit das Produkt später schön rein und weiß aussieht, wird die Baumwolle vor allem mit Sauerstoff, teilweise aber auch noch mit Chlor gebleicht. Diese Verfahren sind extrem wasser- und energieaufwändig.

Und das Vlies, das den gepressten Zellstoff zusammenhält und das Einführen des Tampons erleichtern soll, besteht meistens aus Polyethylen oder Polypropylen, also auch einem Kunststoff.

Tampons und Tassen im Test

Das Verbrauchermagazin „ÖKO-TEST“ hat im Oktober 2017 15 Tamponmarken – darunter auch drei Bio-Marken – und sechs Menstruationstassen genauer unter die Lupe genommen. Untersucht wurden die Produkte auf Schadstoffe, Saug- bzw. Aufnahmefähigkeit und ihre Handhabung untersucht.

Tampons im Test: Das Ergebnis von „Öko-Test“ ist fast durchweg positiv: 14 von 15 Tamponmarken schnitten mit „sehr gut“ ab, eine mit „gut“. Die Tampons punkteten mit ihrer Handhabung und damit, dass potenziell gefährliche Substanzen wie Formaldehyd, optische Aufheller oder Pestizide nicht in den Produkten nachweisbar waren. Erfreulich, denn im letzten Test 2009 wiesen noch elf der getesteten Produkte Chemikalien auf.

Nur die Tampons der Marke „U by Camelia Tampons Normal“ enttäuschten. Hier fanden die Tester halogenorganische Verbindungen, die ihren Ursprung wohl in den Bleichprozessen mit Chlor haben und potenziell allergieauslösend sind. Diesen Verbindungen ist ein Halogen-Molekül eingebaut, also zum Beispiel Fluor, Chlor oder Brom, sie lagern sich gerne ins Fettgewebe ein und können so lange auf den Organismus wirken.

Menstruationstassen im Test: Im Test standen fünf Tassen aus medizinischem Silikon, ein getestetes Produkt war aus Kunststoff TPE hergestellt (Me Luna Classic Menstruationstasse). Die beiden Produkte "Intimina Lily Cup" und "Me Luna Classic" konnten die Tester sowohl in der Handhabung überzeugen, als auch weil keine Schadstoffbelastung im Labor gefunden wurde. An drei weiteren Menstruationstassen fanden sie einen kleineren Mangel: Bei ihnen könnten sich flüchtige Bestandteile aus dem Silikon lösen. Der "Diva Cup" fiel mit „mangelhaft“ durch. Hier fanden die Tester den Stoff Benzophenon, den die WHO als "möglicherweise krebserregend" einstuft. Damit ist die „Diva Cup“ aber eine Ausnahme.

Ob bei Tampons oder Menstruationstassen kommt Frau wohl nicht drum herum, sich mit den Inhaltsstoffen der einzelnen Produkte auseinanderzusetzten.

Binde oder Chemiebaukasten?

Leider haben herkömmliche Binden zudem keine bessere Öko-Bilanz vorzuweisen. Ihr Füllmaterial besteht aus saugfähigem Kunststoffgranulat, einem Baumwoll-Viskose-Gemisch, einem Kunststoff-Vlies und Klebstoff, der alles zusammenhält.

Zu guter Letzt sind beide Produkte einzeln in Plastikfolie eingeschweißt. Was bei Tampons aus hygienischen Gründen unverzichtbar ist, wäre bei Binden und Slipeinlagen nicht notwendig.

Geht man davon aus, dass eine Frau in ihrem Leben knapp 16.800 Hygieneartikeln verbraucht, kommt so ein ordentlicher Müllberg zusammen, für den wir zusammengerechnet auch noch rund 1.500 Euro ausgeben.

Egal ob aus Kosten-, Umwelt- oder Gesundheitsbewusstsein: Gründe, die gegen herkömmliche Tampons und Binden sprechen, gibt es viele. Hier also drei echte Alternativen, die es zu testen lohnt.

Die Alternativen

Die Menstruationstasse

Die kleine, trichterförmige Tasse ist meist aus Naturkautschuk oder medizinischem Silikon und fängt das Periodenblut in der Scheide auf. Weil die Tasse ein größeres Fassungsvolumen als ein herkömmlicher Tampon hat, kann man sie bis zu zwölf Stunden tragen.

Anwendung: Zum Einführen wird der Becher zusammengefaltet und dann so in der Scheide platziert, dass ein Vakuum entsteht. Damit ist die Tasse dicht und nichts geht daneben. Beim Herausnehmen mit den Fingern wird das gesammelte Blut einfach in die Toilette entleert. Dann den Becher mit Wasser abspülen und wieder einsetzen. Allerdings braucht das Prozedere ein bisschen Übung. Vor allem für Frauen, die Berührungsängste mit dem eigenen Blut haben, ist es gewöhnungsbedürftig. Ist gerade kein Waschbecken in Griffweite, reicht es auch, den Becher mit Toilettenpapier zu säubern.

Kosten: Kaufberatungen zu den verschiedenen Größen und Härtegraden gibt es im Internet oder in der Apotheke. Die Tasse hält bei guter Pflege acht bis zehn Jahre und kostet zwischen 15 und 30 Euro.

Lagerung: Nach der Menstruation wird der Becher in Wasser ausgekocht und bis zum nächsten Mal in einem luftdurchlässigen Beutel verwahrt.

Achtung: Einige Cups sind aus Latex. Frauen die empfindlich auf diesen allergenen Stoff reagieren, sollten ein anderes Material wählen.

Das Menstruationsschwämmchen

Das tamponähnliche Levatiner Schwämmchen verdankt seinen Namen der Küstenregion im östlichen Mittelmeer, in der es nachhaltig angebaut wird. Es ist wiederverwendbar und trocknet die Scheide nicht unnötig aus.

Anwendung: Zur Reinigung, zum Abtöten eventueller Keime und um den pH-Wert zu neutralisieren, wird das Schwämmchen vor dem Gebrauch über Nacht in eine Essig-Wasser-Lösung (1:2) gelegt. Am nächsten Morgen den ausgewaschenen, feuchten Schwamm zusammendrücken und wie ein Tampon einsetzen. Ist der angefeuchtete Schwamm zu groß, kann er ganz individuell zugeschnitten werden. Vollgesaugt, rutscht er in der Scheide etwas hinunter und kann so bequem entfernt werden. Keine Sorge, auch ohne Rückholband lässt sich der Schwamm mit den Fingern entfernen. Bei einer schwachen Blutung sollte das spätestens alle acht Stunden passieren. Danach wird das Schwämmchen unter warmen Wasser ausgewaschen und neu eingesetzt. Auch hier gilt: Zu Hause lässt es sich einfacher wechseln als unterwegs.

Kosten: Noch ist die Menge der Bezugsquellen sehr überschaubar. Kaufen kann man sie am besten online, sie kosten ab etwa vier Euro pro Stück und sollten drei Mal im Jahr gewechselt werden.

Lagerung: Am Ende der Periode wird der Schwamm nochmals in Essigwasser eingelegt, an einem sauberen Ort getrocknet und dann in einem luftdurchlässigen Beutel aufbewahrt.

Achtung: Bei vaginalen Infektionen sollte man auf das Schwämmchen verzichten oder nach der Behandlung ein neues verwenden.

Wiederverwendbare Baumwollbinden

Die wiederverwendbaren Baumwollbinden sehen aus wie herkömmliche Binden, obwohl es auch bunte Varianten gibt. Im Gegensatz zu den Einmalprodukten werden sie nach dem Gebrach gewaschen und nicht weggeschmissen. Sie sind freundlicher zur empfindlichen Haut, sind luftdurchlässiger und schonen die Umwelt. Was früher Standard war, ist heute allerdings kaum bekannt.

Anwendung: Die Baumwollbinden werden wie gewohnt in die Unterwäsche gelegt. Satt einem Klebestreifen hält ein Druckknopf die Flügel von außen zusammen und die Einlage an Ort und Stelle. Schmutzige Binden lassen sich bei bis zu 60 Grad waschen, dadurch werden Bakterien und Keime getötet. Auf Weichspüler sollte man allerdings verzichten. Gewaschen und getrocknet lassen sie sich wunderbar zusammen mit der Unterwäsche aufbewahren.

Kosten: Manche Bio-Läden haben die wiederverwendbaren Einlagen im Sortiment, eine größere Auswahl gibt es dagegen im Internet. Der 3er-Pack kostet ab circa 17 Euro aufwärts. In machen Foren kursieren auch verschiedene Nähanleitungen zum selber machen.

Einen Versuch ist es wert

Mittlerweile kann man relativ unkompliziert zwischen kostengünstigen, chemiefreien und ökologischen Alternativen zu herkömmlichen Tampons und Co. wählen. Nur, die Skepsis gegenüber Menstruationstasse, Schwämmchen und Baumwollbinde ist noch groß, obwohl sie genauso sicher, sauber und komfortabel sind.

Biologische, ungebleichte Tampons und Binden aus zertifizierter Bio-Baumwolle haben es da leichter. Das große Manko: Sie bleiben Wegwerfprodukte und unseren persönlichen Müllberg verringern wir so nicht.

Jeder Damenhygiene-Artikel war einmal gewöhnungsbedürftig. Zeit, mit den vorhandenen nachhaltigen Alternativen zu experimentieren. Tun wir uns und der Umwelt etwas Gutes. Einen Versuch ist es wert!