Schleichende Dehydrierung

Viele unterdrücken ihr natürliches Durstgefühl – du auch?

02. Apr. 2016 von

Der Mensch besteht zu etwa 60 bis 70 Prozent aus Wasser und bei fast jeder Körperfunktion spielt Wasser eine Rolle. Umso wichtiger ist es, immer einen Schluck zu trinken, wenn sich unser Durstgefühl meldet. Aber genau das scheinen wir nicht mehr zu tun.

Unternehmer und Fitnessaktivist Alex Charfen stellt in der Huffington Post fest, dass viele Menschen ihren natürlichen Durstinstinkt den Tag über unterdrücken oder verloren haben. Dabei sei bekannt, dass ein ausgeglichener Wasserhaushalt das Fundament eines funktionierenden menschlichen Organismus ist: Das Lebenselixier wirkt für die Gelenke wie Schmieröl, es schützt die Haut vor dem Austrocknen und spielt beim Muskelaufbau eine entscheidende Rolle. Noch dazu sinkt ohne ausreichende Flüssigkeitsaufnahme der Blutdruck, was zu Schwächeanfällen, Schwindel und Müdigkeit führt.

Und trotzdem scheinen die meisten von uns zu selten zum Wasserglas greifen. Das liegt nach Charfen in erster Linie an dem einfachen Zugang. Musste man sich das kostbare Nass früher umständlich beschaffen, drehen wir heute nur den Hahn in der Küche oder dem Bad auf. Wasser ist zu einem gewöhnlichen Gut geworden, dessen gesundheitsfördernde oder sogar heilende Kraft inzwischen verkannt wird. Statt einfach mehr zu trinken und damit „jede einzelne Krankheit positiv zu beeinflussen“, greifen wir bei Beschwerden zu Pillen und Dragees, meint der Selfmade-Millionär.

Die drei typischen Ausreden

Charfens Erfahrungen zufolge erkennt man Menschen, die ihr Durstgefühl bewusst oder unbewusst unterdrücken, an drei Aussagen: Der am häufigsten genannte Grund, sich nicht kurz einen Schluck des vitalisierende Elements zu gönnen, ist das lapidare „Ich habe keinen Durst“. Das mag zuweilen stimmen, kann aber auch auf eine neuronale Anpassung hindeuten. Wie den Geruchssinn in einem muffelnden Zimmer lässt der Organismus das Durstgefühl nach, wenn wir nichts trinken, obwohl unser Körper nach Wasser verlangt. Machen wir das wiederholt, stellt der Körper die Durst-Signale ein und greift direkt auf die eigenen, begrenzten Wasservorräte zurück.

Zu behaupten, „Ich mag Wasser nicht“ oder „Ich kann kein Wasser trinken“ weißt laut Charfen auf ein größeres Problem hin: Warum sollte jemand ein dermaßen elementares Element zur Erhaltung der eigenen Gesundheit ablehnen? Weil wir unsere Gaumen an Aromen und Geschmäcker gewöhnt haben, glaubt der Mittvierziger. Die Evolution habe uns gelehrt, dass wir aus etwas Süßem, Saurem, Bitterem und Salzigem Energie gewinnen können. Daher empfinden wir Wasser als geschmacklos und fremdartig.

Zuletzt geht Charfen auf die Behauptung „Ich habe vergessen zu trinken“ ein und verweist auf die ständigen Ablenkungen in unserem Leben. Sie sind seiner Meinung nach dafür verantwortlich, dass wir ständig aus dem natürlichen Trink-Zyklus gerissen werden. Ohnehin hätte sich der Mensch angewöhnt, nur noch während der Mahlzeiten regelmäßig seinen Durst zu löschen. Und dann meistens mit Getränken, die unserem Körper mehr schaden als nutzen.

Schleichende Dehydrierung

Ob zu wenig oder das Falsche getrunken – das Ergebnis ist das gleiche: Viele von uns sind dehydriert und wissen es gar nicht. Wir haben uns schon daran gewöhnt, uns deswegen nicht topfit zu fühlen.

„Aber das ist nicht unsere Schuld. Niemand hat uns gelehrt, wie man den Wasserhaushalt im Gleichgewicht hält, weil niemand eine endgültige Antwort hat. Bis heute gibt es noch überraschend viele Fragen auf dem Gebiet der Hydratation“, schließt Charfen seine Ausführungen ab. Letztendlich könnten wir nur eins tun: Unseren Durstinstinkt wiederbeleben und auf ihn hören.

Wie viel ist genug?

Im Flyer „Richtig trinken ‒ fit bleiben“ der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfiehlt die Organisation Erwachsenen, jeden Tag etwa 1,5 Liter Flüssigkeit (Wasser, Tee, verdünnte Säfte) zu sich zu nehmen. „Regelmäßiges Trinken“, ist im Infoblatt zu lesen, „schützt den Körper vor Wassermangel. Wer nur wenig Durst verspürt, sollte besonders darauf achten, genug zu trinken – auf keinen Fall weniger als 1,0 Liter pro Tag.“

Andere Experten stimmen dem zu und rechnen vor: Der Mensch scheidet in 24 Stunden rund 2,5 Liter durch Schwitzen und Stoffwechselvorgänge aus. Einen Liter kann er aus Nahrung wieder zurückholen. Die restlichen eineinhalb Liter müssen aus dem Glas oder der Flasche kommen. Wenn der Körper etwa an heißen Tagen oder bei einer Krankheit viel Flüssigkeit benötigt, dürfen es gern mindestens zwei oder drei Liter sein.

Während einer anstrengenden Arbeit oder einer sportlichen Aktivität sollten wir sogar ein oder einen halben Liter pro Stunde trinken, damit der Wasserhaushalt im Gleichgewicht bleibt. Aber bitte auch nicht mehr, denn die Wissenschaft hat festgestellt, dass der menschliche Körper in 60 Minuten maximal einen Liter Flüssigkeit verarbeiten kann.