„Lebendige“ Nahrung

Sind probiotische Lebensmittel nur Geldmacherei?

30. Mai 2016 von

Mikroorganismen, welche die Abwehrkräfte und den Darm schützen. Sogar Krebs wirken sie entgegen. Halten die Lebensmittel, was uns die Hersteller versprechen oder sind sie lediglich teuer? Eine neue Studie gibt Aufschluss.

„Probiotisch“ heißt übersetzt „für das Leben.“ Vor allem Milchprodukte-Hersteller haben bemerkt, dass sich mit „lebendigen“ Produkten Geld machen lässt. In der Regel kostet der angereicherte LC1 Joghurt nämlich mehr als das normale Joghurt. In Deutschland und Österreich sieht es nicht anders aus: Probiotische sind teurer als herkömmliche Artikel.

Zu den bekanntesten der nicht gentechnisch veränderten Bakterien gehören Lactobacillus casei Actimel, Bifidobakterien oder Lactobacillus casei Golding und Gorbach (LGG). Tatsächlich kämpfen sich diese beiden Bakterienarten tapfer durch Magen- und Gallensäure, um sich im Darm anzusiedeln und dort unsere Gesundheit zu stärken. Probiotika sind Mikroorganismen und ebenso natürlicher Bestandteil einer gesunden Darmflora.

Die Wirkung von probiotischen Lebensmitteln ist umstritten

Wer sich laut Werbung etwas Gutes tun will, schluckt Mikroorganismen in Kapseln oder löffelt sie in Joghurtform. Zumindest theoretisch. Denn eine vorbeugende oder gar heilende Wirkung konnten von Wissenschaftlern nur mit Einschränkungen bewiesen werden. Laut Gesundheit.de heißt es:

  • Nicht alle Bakterienstämme wirken gleich gut. Studien betrachten die Wirkung eines Probiotikums isoliert, nicht in Kombination mit anderen Bakterien.
  • Man muss eine sehr große Anzahl Bakterien verzehren, damit überhaupt ein kleiner Teil der Mikroorganismen im Darm ankommt. Die restlichen Bakterien werden von den körpereigenen Säuren abgetötet.
  • Es kommt auch auf die Lagerung und die Transportwege von Lebensmitteln an. Es kann sein, dass nicht mehr genügend Bakterien am Leben sind, wenn die Joghurts oder Drinks im Laden ankommen. Kapseln aus der Apotheke seien davon nicht betroffen.
  • Um ihre Wirkung überhaupt und langfristig entfalten zu können, muss man die probiotischen Lebensmittel täglich verzehren. Ansonsten können sich die Bakterien nicht im Darm ansiedeln.

Unterstützender Verlauf bei Krankheiten

Wie der Blick berichtet hat, finden auch dänische Forscher, dass man das Geld besser sparen soll als probiotische Joghurts zu kaufen. Über die Wirkungslosigkeit von probiotischen Lebensmitteln berichteten sie im Genome Medicine Journal.

Die Wissenschaftler der Uni Kopenhagen studierten für den Bericht sieben Studien zu diesem Thema. Genauer betrachtet wurden Studienergebnisse über probiotische Drinks, Pillen und Kekse, die den Link zwischen den probiotischen Produkten und der Bakterienansiedlung im Menschen untersuchten. Sie stellten fest, dass die Probanden nach dem Genuss der probiotischen Speisen gesundheitlich keine Verbesserung erfuhren. Sechs der sieben Studien zeigten nämlich, dass der Bakterienhaushalt der Personen, die Placebo-Probiotika zu sich nahmen, keinen Unterschied zu den Personen aufwies, die Probiotika schluckten. Eine der Studien zeigte eine Veränderung, die dänischen Forscher taten die Ergebnisse allerdings als unzuverlässig ab.

Wie andere Quellen berichten, gibt es jedoch Beweise für eine positive Wirkung in kranken Menschen. Eine US-Studie aus dem Jahr 2013 hat beispielsweise herausgefunden, dass die Teilnehmer, die während einem Monat zweimal täglich Joghurt aßen, weniger Aktivitäten in jenen Gehirnteilen aufwiesen, die mit Emotionen und Schmerzen in Verbindung stehen. Gleichzeitig stellte man vermehrte Aktivitäten in den Entscheidungszentren des Gehirns fest. Dies veranlasste Forscher zu der Aussage, dass Joghurt den Verlauf von Depressionen positiv beeinflussen könnte, so der britische Telegraph.