Du bist, was du isst

Wird unser Verhalten durch Kohlenhydrate am Morgen beeinflusst?

08. Okt. 2017 von

Das Frühstück bildet die Grundlage für einen guten Start in den Tag. Doch hat die Zusammensetzung unseres Frühstücks tatsächlich auch einen Einfluss auf unser Sozialverhalten? Eine aktuelle Studie zeigt, dass an dieser Theorie tatsächlich etwas dran ist.

Machen uns viele Kohlenhydrate am Morgen emotionaler? Sozialpsychologen und Neurowissenschaftler aus Lübeck, München und London haben sich dieser Frage angenommen. Die im Fachjournal "PNAS" veröffentlichte Studie zeigt tatsächlich, dass die Probanden nach einem kohlenhydratreichen Frühstück empfindlicher auf unfaire Entscheidungen reagieren.

Je mehr Kohlenhydrate desto sensibler

Für die Studie wurden 87 Probanden gefragt, was sie zum Frühstück gegessen hatten. Danach wurde ihnen ein unfaires Angebot unterbreitet, auf das sie reagieren sollten. Je höher der Anteil an Kohlenhydraten in ihrem Frühstück gewesen war, desto sensibler fiel ihre Reaktion am Vormittag aus.

Bei dem Angebot handelte es sich um das sogenannte Ultimatum-Spiel, das häufig eingesetzt wird, wenn es um Fairness und soziales Verhalten geht. Dabei bekommt ein Spieler einen Geldbetrag, den er zwischen sich und einer anderen Person aufteilen darf. Lehnt diese zweite Person das Angebot ab, bekommt keiner etwas.

Weniger Tyrosin im Blut

Um die Ergebnisse dieser Studie besser nachvollziehen zu können, wurde eine weitere durchgeführt. Dabei wurde den Probanden an zwei verschiedenen Tagen ein Frühstück mit unterschiedlicher Zusammensetzung serviert. Die biochemischen Reaktionen der Probanden wurden dann mit Hilfe von regelmäßigen Blutabnahmen überwacht.

Auch hier sollten die Probanden anschließend auf ein unfaires Angebot reagieren. Dabei wurden die Ergebnisse der ersten Studie bestätigt, denn erneut reagierten die Probanden mit kohlenstoffreichem Frühstück empfindlicher auf unfaire Angebote. Außerdem war bei ihnen der Tyrosin-Spiegel deutlich niedriger. Aus dieser Aminosäure können im Körper verschiedene Neurotransmitter gebildet werden. Diese wirken wiederum direkt im Hirn und können unser Befinden und Verhalten beeinflussen.

Fazit: Unsere Ernährung beeinflusst Körper und Psyche

Prof Dr. Hendrik Lehnert, einer der Autoren der Studie, fasst zusammen: „Dieses Ergebnis macht deutlich, dass unsere Ernährung großen Einfluss auf unseren Neurotransmitter-Haushalt hat und dieser wiederum unser Verhalten bestimmt“.

In diesem Zusammenhang erläutert Dr. Sabrina Strang, Erstautorin der Studie außerdem: „Diäten, wie die derzeit beliebte ‚Low Carb‘-Diät, sollten vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse kritisch betrachtet werden. Sie führen zwar eventuell zu dem gewünschten Gewichtsverlust, beinhalten aber ein extrem unausgewogenes Verhältnis von Kohlehydraten und Proteinen und können dadurch einen direkten Einfluss auf unser alltägliches Verhalten haben.“