Wie bedenklich sind Parabene in Creme, Duschgel & Co.?
Parabene werden in vielen Kosmetika als Konservierungsmittel verwendet, um Produkte wie Cremes, Duschgels oder Zahnpasten länger haltbar zu machen und vor Keimen zu schützen. Sie können aber in den menschlichen Hormonhaushalt eingreifen und stehen sogar im Verdacht Krebs auszulösen.
Der „Bund für Umwelt und Naturschutz“ (BUND) testete 2014 – basierend auf Daten von CodeCheck – über 60.000 kosmetische Produkte und stellte fest, dass knapp ein Drittel davon hormonell wirksame Chemikalien enthielt.
Am häufigsten gefunden wurden Parabene. So fanden sie Methylparaben in 24 % aller Kosmetika, Propylparaben in 18 % aller Produkte, Ethylparaben in 12 % und Butylparaben in 10 % aller Produkte.
Parabene sind Ester der 4-Hydroxybenzoesäure und werden in Kosmetikprodukten und Medikamenten als Konservierungsmittel verwendet. Sie wirken antibakteriell und sind durch ihr geringes Allergiepozential theoretisch gut verträglich.
Realität ist: Die Chemikalie kann durch die Aufnahme über die Haut in bestimmten Konzentrationen den Hormonhaushalt beeinflussen. Der BUND schreibt in seiner Studie:
„Parabene besitzen eine östrogene Wirkung – d.h. sie wirken ähnlich wie weibliche Sexualhormone. Human-basierte In-Vitro Daten zeigen bei langkettigen Parabenen eine stärkere östrogene Wirkung als bei kurzkettigen. Daher wirken Butylparaben und Propylparaben stärker östrogen als Methyl- und Ethylparaben (SCCS 2010).“
Im Tierversuch mit Ratten und Mäusen konnte festgestellt werden, dass Parabene den Testosteronspiegel und die Anzahl und Mobilität gesunder Spermien bei männlichen Ratten senkten.
Parabene stehen außerdem in Verdacht Krebs auszulösen. So brachte beispielsweise eine britische Studie aus dem Jahr 2004 die Verwendung parabenhaltiger Deos in Verbindung mit Brustkrebs, denn die Forscher konnten in Proben von Brusttumoren vermehrt die Chemikalie nachweisen.
Laut „Bundesinstitut für Risikobewertung“ (BfR) kann der Stoff jedoch noch nicht abschließend bewertet werden, da essenzielle Daten zur Aufnahme über die Haut, Verstoffwechselung und zur generellen Einschätzung der Exposition beim Menschen in Form von Langzeitstudien fehlen. Die hormonelle Wirkung des Stoffes ist unbestritten, jedoch hängen die Auswirkungen auf den Menschen auch von der Höhe der Dosis ab.
Gesetzliche Grenzwerte
Da die Gefährdung von Parabenen noch nicht in ihrem vollen Ausmaß bekannt ist, existieren gesetzlich festgelegte Grenzwerte, die das „Scientific Committee on Consumer Safety“ (SCCS) festsetzt. Die endgültige Zulassung erfolgt über die Europäische Kommission.
Methyl- und Ethylparaben gelten zum Beispiel bis zu einem Prozentsatz von 0,4 % als sicher, da sie nur eine geringe hormonelle Aktivität besitzen. Die Standards für die Parabenverwendung wurden jedoch Anfang 2015 verschärft. In abwaschbaren Kinderkosmetika dürfen Propylparaben und Butylparaben nicht mehr verwendet werden. In Duschgelen und ähnlichen Produkten für Erwachsene wurde die erlaubte Konzentration auf 0,14 Prozent abgesenkt.
Zu anderen Parabenen, wie beispielsweise Isopropyl- oder Pentylparaben, gibt es keine eindeutigen Forschungsbefunde und somit keine Risikoeinschätzung, weshalb sie laut BfR seit Oktober 2014 nicht mehr als Konservierungsmittel in kosmetischen Produkten erlaubt sind.
Ein generelles Verbot von Paraben als Konservierungsmittel hält das Bundesamt jedoch für nicht besonders sinnvoll, da die meisten anderen alternativen Konservierungsstoffe ein deutlich höheres Allergiepotential besitzen.
Produkte ohne Parabene finden!
BUND-Chemikalien-Expertin Ulrike Kallee äußert aber Kritik an den angesetzten Grenzwerten. Man könne ja einen Grenzwert für beispielsweise ein Duschgel angeben, jedoch würden wir täglich nicht nur ein Produkt benutzen, sondern auch noch Cremes, Lippenstift oder andere Kosmetika: „Und wenn ich eine Blut- oder Urinprobe machen würde, fände sich sicher ein ganzer Cocktail an Chemikalien in meinem Körper“.
Warum sollte man sich also etwas auf die Haut schmieren, dessen Risiko noch nicht restlos geklärt ist?
Toxikologisch gibt es bei Einhalten der Grenzwerte zwar keine Bedenken, für den BUND stellen Parabene jedoch ein vermeidbares Risiko dar. Einige Hersteller – vor allem von Naturkosmetika – verzichten deshalb bereits ganz auf deren Einsatz.
Wer Parabene in seinen Produkten vermeiden möchte, kann die Inhaltsstoffe mit der CodeCheck-App prüfen!