Von der PET-Flasche zur Jacke

Warum dein Fleece-Pulli eine Umweltgefahr ist

28. Mai 2016 von

Wärmende Kleidung aus Fleece ist sehr beliebt. Der Stoff auf den Technofäden ist weich und geschmeidig, er wärmt und ist atmungsaktiv, er trocknet schnell und ist leicht. Und wenn ein Kleidungsstück dreckig wird, können wir es einfach in die Waschmaschine werfen. Doch genau damit schaden wir der Umwelt.

Das Bundesumweltamt geht davon aus, dass sich pro Waschgang bis zu 2.000 Kunstfasern aus Fleece-Kleidungsstücken lösen und ins Abwasser gespült werden. Weil die Partikel häufig kleiner als fünf Millimeter sind, können sie Kläranlagen nicht herausfiltern.

Über kurz oder lang gelangen sie deshalb in die Meeresumwelt. Bereits 2011 haben Ökologen aus Dublin 18 Strände auf 6 Kontinenten untersucht und an allen Ufern synthetische Materialien wie eben Fleece gefunden.

Fleece wird Teil der Nahrungskette

Besorgniserregend ist zudem, dass die Plastikfusseln über Fische und andere Kleintiere in unsere Nahrungskette gelangen können. Welche Folgen das Mikroplastik aus Fleece und anderen Stoffen für Meerestiere hat, ist noch nicht klar.

Am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven hat man festgestellt, dass Asseln die kleinen Teile problemlos gleich wieder ausscheiden. Miesmuscheln dagegen lagern den Kunststoff ein, der dann Entzündungen verursacht.

Wenn der Mensch Plastik isst

Verspeisen wir ein Lebewesen, das selbst Partikel gegessen hatte, droht uns ebenfalls Ungemach. Denn beim Zersetzungsprozess von Plastik werden Inhaltsstoffe wie Bisphenol A, Phtalate oder Flammschutzmittel freigesetzt, die nachhaltig das Erbgut und den Hormonhaushalt beeinflussen können, erklärt der Naturschutzbund NABU.

Außerdem besteht die Gefahr, dass die Teile während ihrer Reise durch die Gewässer Umweltgifte aufgenommen haben. Auch sie könnten unsere Gesundheit auf lange Sicht schädigen. Einen wissenschaftlichen Nachweis für Erkrankungen durch die Partikel gibt es aber noch nicht.

Von der PET-Flasche zur Jacke

Abgesehen vom umweltverschmutzenden Abrieb gibt noch einen zweiten Grund, Kleidung aus Polyester zu vermeiden: Das Basismaterial für den Velourstoff wird aus gebrauchten PET-Flaschen hergestellt. Üblicherweise ist Recycling natürlich eine gute Sache. Das Problem ist, dass Supermarkt-Ketten ihr Leergut nach China verkaufen.

In der Volksrepublik stehen die meisten Textilfabriken, in den sich Polyester-Textilfasern für vergleichsweise wenig Geld produzieren und weiterverarbeiten lassen. Deswegen werden ganze Berge von Kunststoff-Behältern - 2006 waren es knapp 100 Milliarden – nach Asien verschifft.

Durch das Einschmelzen dieser Flaschen entsteht dann der Rohstoff, der zur Anfertigung von synthetischen Fäden benötigt wird. Die Produzenten müssen also nicht mehr auf andere Ressourcen wie Erdöl zurückgreifen. Doch die Energiekosten bei der Produktion sowie die horrenden Transportwege wirken sich sehr negativ auf die Ökobilanz von Fleece-Kleidung aus.

Lukrativer Abfallhandel

Die Branche schaut aber wohl ohnehin eher auf den Profit und wird sich über ein lohnenswertes Geschäft freuen: 2007 verriet der damalige Geschäftsführer der Gesellschaft für Abfall und Sekundärstoff Consulting (Ascon) dem Tagesspiegel, dass die Materialkosten für einen Fleece-Pullover bei rund 30 Cent liegen. Verkauft wurden sie allerdings für bis zu 100 Euro.

Da die stete Nachfrage und der schwache Yuan die Preise für die Flaschen in die Höhe getrieben haben, dürfte die Marge inzwischen geschrumpft sein. Einen ordentlichen Gewinn wird der Abfall- und Fleece-Handel jedoch sicher immer noch abwerfen.