Minimalistischer Lebensstil

Tiny Houses: Kompakt und nachhaltig. Ein Trend der Zukunft?

11. Juni 2017 von

Wohnen auf ganz wenigen Quadratmetern – das ist die Idee der „Tiny House-Bewegung“. In den kleinen Häusern oder Wohncontainern ist jeder Raum effektiv genutzt. Das kommt zum Beispiel dem immer knapper werdenden Platzbedarf in den Großstädten entgegen. Tiny Houses sind aber vor allem der Versuch, eine Antwort auf eine drängende gesellschaftliche Frage zu stellen: Was brauchen wir wirklich zum Leben?

Ganz ehrlich, wir sind ja unter uns: Ein Tiny House ist mein Plan fürs Alter. Viele der kleinen Häuserchen werden als Anhänger gebaut und sind mobil. Gefällt es mir an einem Ort nicht mehr, fahre ich mit meinem Haus einfach an einen anderen. Eine tolle Vorstellung.

Nicht nur für mich! Tiny Houses boomen. Sie beanspruchen wenig Platz, sind kostengünstiger als eine Eigentumswohnung und oft ökologisch gebaut. Damit bedienen sie zwei Trends: Sie führen den Minimalismus konsequent weiter, und sie sind nachhaltig. Zudem könnten sie ein demographisches Problem lösen, denn vor allem in unseren Hauptstädten wird der Wohnraum für jüngere Menschen knapp. Das aber war für den Begründer der Bewegung, Jay Shafer, nicht ausschlaggebend.

Tiny Houses: Weniger Platz, weniger Dinge, weniger Arbeit

In erster Linie wollte sich Jay Shafer von zu vielen Dingen befreien, weil er weder Aufräumen noch Putzen sonderlich mag. In zweiter Linie verfolgte er mit seinen Tiny Houses ökologische Gedanken. Mittlerweile stellt er in Büchern und auf Websites sein Wissen zum Bau der kleinen Häuser zur Verfügung.

Viele Menschen berichten von den positiven Auswirkungen eines minimalistischen Lebensstils. Denn Dinge machen Arbeit. Ob es sich dabei um Lebensraum oder um Anschaffungen handelt, ist beinahe egal: Alles muss geputzt, aufgeräumt, verwaltet werden. In einem normalen Fünf-Personen-Haushalt mit Kindern nimmt das Aufräumen, Putzen und Waschen einen Großteil der Freizeit in Anspruch. Der Film „Fight Club“ hat für dieses Problem einen wichtigen Satz geprägt:

Alles was Du besitzt, besitzt irgendwann Dich

Auch wir bei codecheck berichten gerne über Minimalismus im Alltag. Trotzdem muss man sich bei den Tiny Houses kritische Fragen stellen. Denn die kleinen, mobilen Eigenheime haben ja auch etwas Unverbindliches. Ein wenig „Rolling Stone“: Wenn es an einem bestimmten Ort langweilig wird, sind die Zelte schnell abgebrochen. Dabei wird der Generation der jungen Erwachsenen heute ohnehin Unverbindlichkeit vorgeworfen. Beziehungen, Arbeitsplätze … alles nur von kurzer Dauer. Passen da die Tiny Houses etwas zu gut ins Bild? Oder sind sie nur die konsequenteste Anpassung an das, was überall von uns gefordert wird: Mobilität und Flexibilität?

Ebenfalls hinterfragt werden sollte eine Bewegung, wenn große Unternehmen anfangen, Geld damit zu machen. Denn dann stellt sich die Frage: Wird der Gedanke an sinkende Quadratmeterzahlen zur Mode erklärt, um die immer weiter steigenden Mieten zu rechtfertigen? Ist Tiny Housing für Firmen ein willkommener Trend, weil das normale Wohnen immer unerschwinglicher wird?

Für die persönliche Entscheidung, wie Du wohnen willst, sind diese Gedanken natürlich zweitrangig. Da ist es wichtiger, zu wissen, ob Tiny Housing auch für Dich funktionieren könnte. In Baden-Württemberg kann man das jetzt mietweise ausprobieren. Und für alle an der Tiny House-Bewegung Interessierten: Bei den Wohnbloggern gibt es immer wieder tolle Artikel zum Thema.