Ist Kosmetik ohne tierische Inhaltsstoffe cruelty-free?

So wird deine Beauty-Routine vegan

14. Sept. 2019 von

Vegane Kosmetik ohne tierische Inhaltsstoffe liegt voll im Trend. Viele Hersteller rühmen sich daher mit veganen Produkten. Doch nicht immer ist auch vegan drin, wo vegan draufsteht. Dies gilt auch für Naturkosmetik. Und selbst vegane Beautyprodukte können mit großem Tierleid verbunden sein. Wir verraten, worauf du beim Kauf achten solltest.

In Deutschland lebten im Jahr 2022 rund 1,58 Millionen Menschen vegan. Der Verzicht auf tierische Produkte beschränkt sich dabei nicht nur auf Lebensmittel. Auch Beautyprodukte ohne Inhaltsstoffe von lebenden oder toten Tieren sind immer gefragter. Da der Begriff vegan jedoch nicht geschützt ist, bietet er Herstellern diverse Schlupflöcher, die nur mit etwas Aufwand enttarnt werden können. Zwar gibt es im Bereich Lebensmittel bereits seit 2017 Bestrebungen, feste Definitionen für die Begriffe "vegan" und "vegetarisch" zu finden, die den Erwartungen von Verbraucher:innen und Herstellern gerecht werden können; für vegane Kosmetik jedoch sind aktuell keine einheitlichen Qualitätsstandards festgelegt. Mit unseren folgenden Tipps gehst du beim Kauf von veganer Kosmetik weitestgehend auf Nummer sicher.

1. Nutze Apps zum Scannen der Inhaltsstoffe

Wenn du dir unsicher bist, welche Stoffe vegan sind und welche nicht, hilft die CodeCheck-App. Ein Basiswissen über die in Kosmetik häufig verwendeten tierischen Inhaltsstoffe ist aber durchaus von Vorteil:

  • Bienenwachs bzw. Cera Alba oder E 901
  • Honig bzw. Mel
  • Lanolin (Wollfett)
  • Kollagen (aus Fisch- oder Schweinehaut)
  • Elastin (aus Fasern von Sehnen und Gefäßen)
  • Karmin bzw. Karmin, Carmine, E 120, CI 75470, Cochenille, crimson lake, cochineal, natural red 4 (roter Farbstoff aus Cochenilleschildläusen, häufig in Lippenstiften und Nagellacken enthalten)
  • Keratin (gemahlene Knochen, Hufe oder Federn)
  • Schelllack bzw. Shellac, E 904 (Ausscheidungen der Schildlaus)
  • Perlenpuder bzw. Pearl Powder, Perle, Perlmutt

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2. Achte auf vegane Inhaltsstoffe

Da es für alle tierischen Inhaltsstoffe auch vegane Alternativen gibt, fällt es gar nicht so schwer, erstere zu vermeiden. So können Keratine für Haarpflegeprodukte auch aus Mais oder Mandeln gewonnen werden. Tierische Gelatine, die oft in Gesichtsmasken oder Shampoo enthalten ist, kann beispielsweise durch Meeresalgen ersetzt werden. Vegane Alternativen zu Bienenwachs in Lippenstiften, Lippenpflegestiften oder Handcremes sind Karnaubawachs (INCI: Euphorbia Prunifera Wax) oder Candelillawachs (INCI: Euphorbia Cerifera Wax). Der Hautbefeuchter Glycerin aus tierischen Fetten wie Rindertalg wird häufig in Seife, Salben oder Zahnpasta verwendet, kann aber ebenso aus pflanzlichen Ölen gewonnen werden. Achte jedoch darauf, dass es sich nicht um Palmöl handelt, für dessen Anbau vor allem in Asien große Flächen Regenwald zerstört werden.

3. Vegan bedeutet nicht „tierversuchsfrei“

Im Jahr 2021 ertrugen in Deutschland laut dem Deutschen Tierschutzbund e. V. über fünf Millionen Tiere Schmerzen, Leiden und Schäden für die Wissenschaft, davon 17 Prozent für die Herstellung, Zulassung oder Kontrolle von Produkten. Auch wenn in Europa seit März 2013 ein Tierversuchsverbot für Kosmetika gilt, heißt dies nicht, dass in unseren Regalen nur noch tierversuchsfreie Produkte stehen. Denn sofern ein Inhaltsstoff in der EU nicht nur in Kosmetika, sondern beispielsweise auch in Wandfarbe und Waschmittel zur Verwendung kommt, sind Tierversuche nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich. Zudem können Marken zwar in der Europäischen Union (EU) tierversuchsfrei sein, sofern sie aber auch in China hergestellt und verkauft werden, müssen sie Tierversuche vornehmen lassen. Bei Marken wie „Maybelline“, „L’Oréal“, „Procter & Gamble“ sowie „Beiersdorf“ ist dies beispielsweise der Fall. Problematisch ist zudem, dass dies nicht für einzelne Inhaltsstoffe gilt, selbst wenn das Endprodukt nicht an Tieren getestet wurde. Für die Bestandteile medizinischer Produkte gilt das europäische Tierversuchsverbot ebenfalls nicht.

4. Halte Ausschau nach empfehlenswerten Siegeln

Eine gute Richtlinie ist das anerkannte Siegel „Veganblume“, das bereits seit 1990 von der britischen Veganen Gesellschaft vergeben wird. Ist ein Produkt mit diesem Siegel ausgezeichnet, kannst du darauf vertrauen, dass keine tierischen Bestandteile enthalten sind. Auch Tierversuche sind damit ausgeschlossen. Die „Veganblume“ sagt jedoch noch nichts darüber aus, ob es sich um Naturkosmetik handelt oder ob die Inhaltsstoffe Bio-Qualität entsprechen.

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vegan.at / leapingbunny.org / tierschutzbund.de

Siegel für tierversuchsfreie Kosmetik sind unter anderem das „Leaping Bunny“ oder der „Hase mit der schützenden Hand“. Auch ein Blick auf die Liste „Kosmetik ohne Tierversuche“ der Tierschutzorganisation PETA oder cruelty free international lohnt sich. Hier findest du Marken, die „weltweit keine Tierversuche durchführen oder in Auftrag geben und ihre Produkte auch nicht in Ländern vermarkten, in denen Tierversuche gesetzlich vorgeschrieben sind.“

Fazit

Echte vegane Kosmetik zu finden, ist meist mit etwas mehr Informationsaufwand verbunden. Ob sie besser wirken als herkömmliche Produkte oder Naturkosmetik, musst du für dich herausfinden. Enthält vegane Kosmetik zusätzlich keine synthetischen Stoffe, pflegst du damit deinen Körper nicht nur „cruelty-free“, sondern auch auf natürliche Art und Weise.

Quellen

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CodeCheck