Jutebeutel, Plastik-oder Papiertüte?

So transportierst Du Deinen Einkauf wirklich nachhaltig

03. Juli 2020 von

Heute ist ‘’Internationaler Plastiktütenfreier Tag’’ und für uns damit ein Anlass, um die Umweltbilanz von Plastiktüten mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Warum Bio-Plastik und Papiertüten auch nur bedingt optimal sind und wie Du Deinen Einkauf wirklich nachhaltig transportierst, erklären wir hier.

2 Milliarden Plastiktüten pro Jahr in Deutschland

Sie ist leicht, wasserabweisend und kostengünstig. Und trotzdem: Die Nachfrage nach konventionellen Plastiktüten ist in den letzten Jahren stark gesunken. Nutzte jeder Deutsche im Jahr 2013 im Durchschnitt noch 71 Tüten, so waren es im Jahr 2018 nur noch 24. Grund dafür ist eine EU-Richtlinie, welche 2015 eingeführt wurde und einen Plastiktütenverbrauch von 40 Stück pro Kopf bis 2025 vorsieht. Bezugnehmend darauf wurde in Deutschland eine Bezahlpflicht für Plastiktüten, ausgenommen sogenannte ‘’Hemdchenbeutel’’ für Obst und Gemüse, eingeführt.

Plastiktüten brauchen bis zu 20 Jahre zur Zersetzung

Nichtsdestotrotz verwenden die Deutschen laut dem Umweltbundesamt jedoch immer noch zwei Milliarden Plastiktüten pro Jahr. Viele davon werden nur einmalig genutzt und anschließend weggeschmissen. Die Ökobilanz, die sich auch danach bemisst, wie oft ein Produkt verwendet wird, fällt damit ziemlich schlecht aus. Landen die Plastiktüten in der Natur, kann es laut ‘’Verbraucherzentrale’’ bis zu 20 Jahre dauern, bis sie sich zersetzen. Das dabei entstehende Mikroplastik kann von Tieren mit Nahrung verwechselt werden und ihnen damit großen Schaden zufügen. Da dieses Mikroplastik hoch konzentrierte Schadstoffe absorbieren kann, können diese dadurch auch in die Nahrungsketten gelangen.

Zudem benötigen sowohl die Herstellung, als auch das Recycling viel Energie und weitere Ressourcen wie Erdöl, wodurch Treibhausgase ausgestoßen werden. Hinzu kommt, dass laut der ‘’Deutschen Umwelthilfe’’ noch nicht einmal jede zehnte Plastiktüte recycelt wird und diese Rohstoffe somit auch verlorengehen.

Bioplastik? Hat bisher kaum Vorteile

Bio-Plastiktüten sollen theoretisch zu 100 Prozent kompostierbar sein. Allerdings können moderne Anlagen aus Bioabfällen viel schneller Humus gewinnen, als sich die Biotüten zersetzen können. Daher werden Bio-Plastiktüten in den Kompostierwerken genau so aussortiert wie konventionelle Plastiktüten und kommen in die Müllverbrennung. Diese ergibt ironischerweise sogar mehr Sinn als die Kompostierung. Denn bei der Zersetzung von Bioplastik entstehen keine wertvollen Bodenbestandteile, sondern lediglich Kohlenstoffdioxid und Wasser. Bei der Verwertung in einer Müllverbrennungsanlage entsteht zumindest Energie, die für die Gewinnung von Strom und Wärme genutzt werden kann.

Auch hinsichtlich der Produktion der Bio-Plastiktüten gibt es Nachteile: Selbst wenn für die Herstellung auf Erdöl als Ausgangsstoff verzichtet werden kann, so können auch beim Anbau und der Verarbeitung von nachwachsenden Rohstoffen, wie Mais oder Zuckerrohr, fossile Energieträger zum Einsatz kommen. Unter dem immensen Maisanbau leiden zudem die Böden und Gewässer. Zusätzlich bauen sich auch biologisch abbaubare Kunststoffe in der Natur ähnlich langsam ab, wie konventionelle Plastiktüten. Laut der ‘’Deutschen Umwelthilfe’’ zeigt die Ökobilanz von biobasierten Kunststofftüten somit keinerlei Umweltvorteile auf.

Papiertüten sind CO2-intensiver, als Plastiktüten

Ein weiterer Grund für die gesunkene Nachfrage nach Plastiktüten könnte das gesteigerte Interesse an Papiertüten darstellen. Jedoch wird für die Herstellung von Papiertüten fast doppelt so viel Energie benötigt, wie für die Herstellung von Plastikbeuteln. Zur Behandlung der Zellstofffasern kommen zudem Stickoxide und Schwefeloxide zum Einsatz, was zu einer höheren Belastung der Luft und der Gewässer führen kann.

Zwar können sich Papiertüten in der Natur schneller zersetzen, dafür sind sie jedoch weniger stabil und reißfest und damit nicht so oft wiedervendbar wie Plastiktüten. Laut dem ‘’Naturschutzbund (NABU)’’ müsste man eine Papiertüte mindestens dreimal so häufig nutzen, wie eine Plastiktüte. Laut der ‘’Verbraucherzentrale’’ sei eine Papiertüte somit ökologisch nur besser, wenn sie vollständig aus recyceltem Material besteht.

Auch Taschen aus Baumwolle sind nicht automatisch umweltfreundlich. Die Ursache dafür sind die hohen Emissionswerte bei der Herstellung. Während bei der Herstellung einer Papiertüte etwa 60 Gramm Kohlendioxid ausgestoßen werden, sind es bei einer Plastiktüte aus etwa doppelt so viele. Bei einer Baumwolltasche liegt der Wert jedoch sogar bei 1.700 Gramm CO2. Zudem erfordert der konventionellen Baumwollanbau einen sehr hohen Wasserverbrauch und den Einsatz von Pestiziden. Damit die Ökobilanz einer Baumwolltasche mit der einer Plastiktüte ausgeglichen sei, müsste man die Tasche mindestens 100 Mal tragen. Anders verhält es sich bei Biobaumwolltaschen, bei denen auch keine Pestizide zum Einsatz kommen: Bereits nach 30 mal einkaufen ist dessen Ökobilanz besser, als die einer Plastiktüte, selbst wenn diese dreimal genutzt wird.

Fazit: Wie Du Deine Einkäufe wirklich nachhaltig transportierst

Prinzipiell gilt: Verwende alle Tüten so oft wie möglich. Packe zum Einkaufen also immer genügend Tüten ein, sodass Du an der Kasse keine neuen kaufen musst. Falls Du sie doch einmal vergessen solltest, wähle am besten eine fairgehandelte Biobaumwolltasche. Als Alternative dazu kannst Du Dir auch einen der leeren Kartons schnappen, die meist noch in den Regalen stehen. Übrigens gibt es auch praktische Mehrwegnetze aus Biobaumwolle oder recycelten PET-Flaschen für Obst, Gemüse und auch Backwaren, sodass Du auch dabei auf die kleinen Plastiktüten verzichten kannst.

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