Leid für Mäntel & Accessoires

Pelz in Europa: Allein in Deutschland gibt es noch 6 Nerzfarmen

23. Mai 2017 von

Weltweit sterben jedes Jahr Millionen Nerze, Füchse, Marderhunde, Waschbären, Kaninchen, aber auch Hunde und Katzen, damit aus ihrem Fell Pelzbesätze für Jacken und Mäntel oder andere Accessoires hergestellt werden können. Die Zustände auf Pelzfarmen sind schockierend und verstoßen in den meisten Fällen gegen bestehende Tierschutzbestimmungen. Wusstest Du, dass es selbst in Deutschland sechs Pelzfarmen gibt?

Welche Pelzproduktionsstätten gibt es?

Für die Pelzindustrie ist Europa – neben den Produktionen in China und Russland – ein wichtiger Wachstumsmarkt. Größter europäischer Produzent ist Dänemark, gefolgt von Polen, wo viele neue Farmen entstehen.

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es laut „PETA“ sechs illegale Nerzfarmen im Hauptbetrieb, deren Züchter sich nicht an geltendes Recht halten und wo bis zu 100.000 Nerzfelle pro Jahr produziert werden sollen.

Die Pelzindustrie wirbt laut der „ARD“-Sendung „plusminus“ mit dem „gutem Pelz“ aus Europa und bekommt Unterstützung von der Politik – die Recherchen zahlreicher Tierschutzorganisieren kommen allerdings zu einem anderen Ergebnis.

Was passiert auf den Pelzfarmen?

„Es gibt keine offenen oder transparenten Farmen, es passiert alles hinter verschlossenen Türen. Keiner will, dass man das Tierleid sieht“, so Martin Rittershofen von der deutschen Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“. Das gilt für die Pelzfarmen in Europa genauso wie für die Produktionsstätten in Russland oder China.

Aufschluss über die tierquälerischen Haltungsbedingungen auf Nerzfarmen konnten viele langfristige Ermittlungen zahlreicher Tierschutzorganisationen geben: Die Tiere werden in winzige, stark verschmutzte Drahtkäfigen ohne ausreichend Wasser gesperrt und haben kaum Platz, sich umzudrehen.

Deshalb zeigen die Nerze schwere Verhaltensstörungen: Sie zucken unkontrolliert, beißen sich an den Gittern fest, drehen sich wild im Kreis oder verstümmeln sich selbst. Entgegen ihrer Natur als Einzelgänger werden die Nerze auf Pelzfarmen zu Hunderten aneinandergereiht. Es wurden auf zahlreichen Nerzfarmen außerdem verletzte und tote Tiere in den Käfigen beobachtet, Kannibalismus sowie Mitarbeiter, die Nerze totprügeln.

Am Ende der verkürzten, etwa sechsmonatigen Lebenszeit der Nerze werden diese zuerst qualvoll vergast und dann gehäutet. Tausende Nerze sterben den Erstickungstod, bevor ihnen mit einem Messer das Fell über die Ohren gezogen wird. Auch durch Methoden wie den analen Elektroschock oder den Genickbruch versuchen die Pelzfarmer, die Tiere zu töten – da dies allerdings oft nicht gelingt, werden de facto zahlreiche Tiere lebendig gehäutet.

Erschreckend ist: Viele der Bedingungen auf den Pelzfarmen, zu denen auch die winzigen Käfige gehören, sind aktuell EU-Norm-konform. Die Formulierung strengerer Regeln wird vor allem von den pelzproduzierenden Ländern torpediert.

Wie reagiert die Politik auf die Pelzindustrie in Deutschland?

„Es blockieren vor allem die Wirtschaftspolitiker aus CDU und CSU, aber es ist auch sonst in der CDU-Bundestagsfraktion eine gewisse Lobby, die sagt, wir brauchen wirtschaftliche Freiheit und da ist es offenbar ganz egal, dass es da um Lebewesen geht, die im Moment einfach unerträglich gequält werden“, so Ute Vogt, Stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion für die Bereiche Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft.

Immerhin hat in der Sitzung vom 18. Mai 2017 die Große Koalition dem Gesetzesentwurf zu Mindestanforderungen in der Pelztierhaltung im Bundestag zugestimmt, wozu größere Käfige, Schwimmbecken und Klettermöglichkeiten für die Tiere gehören. Im nächsten Schritt wird der Bundesrat über das geplante Gesetz beraten.

Durch den aktuellen Gesetzesentwurf würde das Töten von Nerzen oder Füchsen in Deutschland allerdings nicht grundsätzlich verboten. Die neuen Haltungsvorgaben könnten aber dazu führen, dass der Betrieb für Nerzzüchter wirtschaftlich unrentabel wird und langfristig geschlossen wird.

In Ländern wie Österreich und Großbritannien wurde ein generelles Verbot bereits 1998 bzw. 2000 umgesetzt. Zahlreiche Politiker der SPD, der Grünen und der Linken unterstützen ein Pelzfarmverbot auch in Deutschland. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) war allerdings bislang nicht erfolgreich mit dem Vorhaben, ein offizielles Pelzfarmverbot für Deutschland durchzusetzen.

Wie hängen Tierschutz und Pelzkonsum zusammen?

Beim Kauf von Pelz spielt der Tierschutz für die deutschen Kunden anscheinend kaum eine Rolle: Mehr als 60 Prozent der befragten Echtpelz-Käufer kauften laut einer Studie gezielt echtes anstelle von künstlichem Fell, 38 Prozent kauften es „aus Versehen“.

Überraschend bei dieser Studie war, dass 76 Prozent der Kunden, die sich bewusst für echten Pelz entscheiden, über das Tierleid auf den Farmen Bescheid wissen. Der Tierschutz wird bei der Kaufentscheidung dann aber oft unberücksichtigt gelassen.

Positionieren kannst Du Dich, indem du das Anti-Pelz-Versprechen von PETA unterzeichnest und so Designern wie Einzelhändlern verdeutlichst, dass Mitgefühl mehr in Mode ist als Echtpelz.

Echtpelz ist ein unnötiges Tierqualprodukt – bitte verzichte auch Du darauf!

Wie Du echten Pelz erkennst