Um Spuren zu verwischen: Felle zuvor chemisch behandelt

Echter Pelz als Kunstpelz verkauft

07. Feb. 2016 von

Jedes Jahr lassen Millionen von Tieren ihr Leben, damit die Modeindustrie Accessoires wie Pelzkragen und Fellbommel herstellen kann. Oft wird dabei der echte Pelz als Kunstpelz verkauft.

Pelz ist zurück auf dem Massenmarkt

Fellbesätze zieren Jacken, Mützen und Schuhe. Im Geschäftsjahr 2013/2014 wurden weltweit rund 87 Millionen Felle veräußert. Innerhalb der letzten zehn Jahre stieg der Umsatz um 44 Prozent. Das sind mehr als 14 Milliarden Euro.

Die Nachfrage scheint also stark zuzunehmen. Trotzdem zeigen Umfragen, dass viele Verbraucher Pelz ablehnen.

Echter Pelz als Kunstpelz verkauft

Die EU-Verordnung schreibt vor, dass Kleidung mit echtem Fell mit dem Hinweis „Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ versehen werden müssen. Laut Tierschutzverbänden halten sich aber viele Anbieter nicht daran und deklarieren entweder gar nicht oder falsch. Viele Käufer kaufen somit ungewollt echten Pelz.

Test.de hat verschiedene Kleidungsstücke untersucht, die mit Pelz versehen waren, der zwar echt aussah, aber als Kunstpelz deklariert wurde. Die Proben wurden im Labor analysiert.

Das Ergebnis lässt aufhorchen. Alle Kleidungsstücke waren mit echtem Pelz bestückt. Die Felle waren chemisch so stark bearbeitet worden, dass nicht mehr nachvollzogen werden konnte, von welchen Tieren sie stammen.

Ursachen für die Täuschung

Gründe für den Schwindel sind oft finanzieller Natur. Vor allem Felle von Marderhunden werden sehr billig auf dem Markt angeboten. Sie sind oft genauso billig wie Kunstfell oder sogar billiger. Die Marderhunde stammen meist aus Massenhaltungen in China und werden unter erbärmlichen Bedingungen gehalten. Sie fristen ihr Dasein in kleinen Drahtkäfigen und werden entweder erschlagen oder vergast.

Oft werden die Produkte nicht als echter Pelz gekennzeichnet, da die Händler befürchten, dass die Kunden dann die Produkte nicht mehr kaufen werden.

Viele Händler sind aber auch einfach nachlässig und legen keinen Wert auf eine korrekte Kennzeichnung.

Falsche Tierart wird deklariert

Eine weitere Form der Verbrauchertäuschung ist die falsche Deklaration der Tierart. So werden Marderhunde meist als Waschbären ausgegeben. Waschbärfell ist sehr selten auf dem Markt. Sie werden in der freien Wildbahn gejagt. Die Felle als Waschbären zu deklarieren klingt hochwertiger als Marderhunde. Außerdem sind die Zustände in den chinesischen Massentierhaltungen weltweit bekannt, in denen Marderhunde leben.

Händler oder Hersteller, die ihre Ware falsch deklarieren werden oft nicht geahndet. Anbieter werden zwar abgemahnt und aufgefordert, den Verkauf zu stoppen, mehr passiert aber nicht.

Erkennen von Billigpelz

Der Preis alleine reicht oft nicht mehr aus, um Billigpelz von Echtfell zu unterscheiden. Doch drei einfache Test geben schnell Aufschluss.

  • Sanft in den Pelz hineinpusten. Kunstfell ist deutlich steifer. Echter Pelz bewegt sich bei der kleinsten Brise.
  • Die Haare scheiteln. Bei Kunstfell sieht man am Ansatz das Gewebe. Bei echtem Fell ist der Ansatz aus Leder.
  • Einige Haare verbrennen. Kunstfell riecht dabei nach Plastik und bildet Klümpchen. Echtpelz riecht entsprechend nach verbranntem Haar.

Initiative „Fur Free Retailer“

Doch es gibt auch Markenanbieter, die Pelzbesätze nur noch aus Textilien fertigen. So haben sich Modehäuser wie H&M, C&A, Esprit, Zalando, Otto, Galeria Kaufhof und Jack Wolfskin der Initiative „Fur Free Retailer“ angeschlossen. Mit der Unterschrift verpflichten sie sich, keine Produkte herzustellen oder zu verkaufen, die Echtpelz enthalten.