Vor allem für Kinder bedenklich

„Öko-Test“: Krebserregendes Arsen & Acrylamid in fast allen Reiswaffeln

30. Sept. 2016 von

Reiswaffeln sind für viele ein schneller Snack. „Öko-Test“ fand jetzt in fast allen untersuchten Waffeln krebserregendes Acrylamid und Arsen — meist in „erhöhten“ oder „stark erhöhten“ Mengen. Wie kommt das Gift in die Waffeln und kann man sie noch guten Gewissens essen?

„Öko-Test“ hat 20 Reiswaffeln verschiedener Hersteller untersucht. Das schockierende Ergebnis: In fast allen Waffeln stecken krebserregendes Arsen und Acrylamid. Mehr als die Hälfte der Produkte fällt aufgrund „erhöhter“ oder „stark erhöhter“ Mengen der giftigen Stoffe mit den Noten „mangelhaft“ oder „ungenügend“ durch!

Besonders ärgerlich: Schon in einer Untersuchung vor vier Jahren hatte „Öko-Test“ hohe Arsenwerte in Reiswaffeln nachgewiesen. Der Skandal: Heute hat die Schadstoffbelastung sogar zugenommen.

In drei der getesteten Produkte lag der Arsengehalt sogar über den seit Januar geltenden EU-Grenzwerten, so „Öko-Test“. Da Reiswaffeln sehr häufig auch von Kleinkindern gegessen würden, sei das ein Skandal.

Wie kommt das Arsen in die Reiswaffeln?

Arsen kommt natürlich im Boden vor und wird von Pflanzen aufgenommen. Deshalb findet man den Stoff in verschiedenen Lebensmitteln. In geringen Konzentrationen sei das kein Problem, so der „SWR“. Das Problem: Reispflanzen reichern Arsen stärker an als andere Pflanzen.

Kommt zu den natürlichen Vorkommnissen noch arsenverseuchtes Grundwasser hinzu, potenziere sich der Gehalt, erklärt „Öko-Test“. Dies sei zum Beispiel in einigen Gebieten Asiens der Fall. Auch Böden, die mit arsenhaltigen Pestiziden behandelt wurden, oder in der Nähe von Bergbau und metallverarbeitenden Betrieben liegen, seien stärker mit Arsen belastet.

Deshalb variiere der Arsengehalt je nach Anbauregion. Einer Untersuchung der schottischen „University of Aberdeen“ zufolge, sei beispielsweise Reis aus Bangladesh und China stark mit Arsen belastet. Reis aus Ägypten und Indien weise dagegen relativ geringe Konzentrationen auf, wie „Öko-Test“ schreibt.

Wie gefährlich ist Arsen?

Arsen wurde laut „Öko-Test“ als krebserzeugender Stoff der Kategorie 1 eingestuft. Das bedeutet: Es gibt hinreichende Beweise für den Zusammenhang zwischen der Aufnahme des Halbmetalls und Krebserkrankungen beim Menschen.

Schon sehr geringe Dosen können Krebs verursachen, wie neuere Daten beweisen. Vor allem Krebsformen der Haut, der Lunge und der Harnwege könne Arsen fördern. Zudem habe man Hautschäden, Entwicklungsstörungen und ein verringertes Geburtsgewicht beobachtet.

Zusätzlich krebserregendes Acylamid gefunden

Reiswaffeln fallen im aktuellen „Öko-Test“ doppelt durch: Nicht nur enthalten alle Produkte Arsen, in fast allen steckt darüber hinaus „eine gehörige Portion Acrylamid“.

Das „wahrscheinlich krebserregende“ Acrylamid entstehe beim Backen der Reiswaffeln und sei auch bei Pommes oder Chips ein Problem, schreibt der „SWR“. Reduzieren könne man die Belastung durch geringere Backtemperaturen.

Die Acrylamid-Befunde des aktuellen „Öko-Tests“ seien relativ hoch, heißt es auf der Website des Verbrauchermagazins. 18 von 20 Produkten liegen über dem neuen EU-Richtwert für Getreidebeikost, der laut „Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit“ (BVL) auch für Reiswaffeln für Säuglinge und Kleinkinder gilt.

Am stärksten mit Acrylamid belastet seien die „Hig Hagemann Reiswaffeln“.

Darf man überhaupt noch Reiswaffeln essen?

„Öko-Test“ kann nach den aktuellen Testergebnissen nur noch die mit „gut“ bewerteten Reiswaffeln von „Hipp“ empfehlen —allerdings auch nur zum gelegentlichen Verzehr.

Vor allem Kleinkinder sollten keine, oder nur sehr geringe Mengen Reiswaffeln essen, wie die Lebensmitteltoxikologin Professor Tanja Schwerdtle von der Universität Münster gegenüber „Öko-Test“ erklärt:

„Die von Ökotest festgestellten Arsengehalte sind bedenklich, denn anorganisches Arsen ist ganz klar als krebserzeugend eingestuft, und Kleinkinder essen enorm viel im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht. Auch für Erwachsene halte ich Werte von über 200 Mikrogramm pro Kilogramm in Reiswaffeln, die ja als gesundes Produkt verkauft werden, für untragbar.“