Körper- & Sonnenschutz

ÖKO-TEST: 23 Sonnencremen im Test

07. Juli 2008 von

26. Mai 2008

… (Textauszug)

Trübe Aussichten: Kein einziges Sonnenschutzmittel ist "sehr gut", fast die Hälfte der Produkte schneidet aber immerhin mit "gut" ab, drei Mittel sind "befriedigend", eines ist "ausreichend", zwei sind "mangelhaft" und sechs fallen mit "ungenügend" komplett durch.

16 Sonnenschutzmittel enthalten UV-Filter, die in den Verdacht geraten sind, wie Hormone zu wirken. Für etliche UV-Filter haben Schweizer Wissenschaftler um Margret Schlumpf und Walter Lichtensteiger eine hormonelle Wirkung an Zellkulturen und teilweise im Tierversuch aufgezeigt. Eine Studie aus Japan weist nun im Zellversuch auch eine hormonelle Wirkung des UV-Filters Octocrylene nach, der bislang nicht auf unserer Liste stand.

Wir werten UV-Filter, für die Hinweise auf hormonelle Wirksamkeit aus entsprechenden Zellversuchen vorliegen, künftig um eine Stufe ab, Filter, deren Hormonaktivität im Tierversuch bestätigt wurde, um zwei Stufen. Die meisten Testprodukte mit bedenklichem UV-Filter enthalten den Filter Octocrylene und kassieren dafür einen Minuspunkt. Im Eau Thermale Avène Sonnenschutz Spray LSF 20 und in der Cadeavera Sonnenmilch LSF 20 steckt der Filter Ethylhexyl Methoxycinnamate, der im Tierversuch unter anderem eine Wirkung auf den Uterus zeigte und um zwei Stufen abgewertet wird.

Umstrittene halogenorganische Verbindungen, von denen viele Allergien auslösen können, stecken in drei Produkten - alles drei Marken, die zum L’Oréal Konzern gehören: Garnier, Lancôme und L’Oréal. Das Unternehmen fällt auch hinsichtlich der Beduftung der Sonnenschutzmittel negativ auf: In der Vichy Capital Soleil Gel-Milch Für den Körper LSF 20 und in der L’Oréal Solar Expertise Sonnenmilch LSF 20 hat das beauftragte Labor mehr als Spuren polyzyklischer Moschus-Verbindungen gefunden. Diese Stoffe reichern sich im Körper an. Die Garnier Ambre Solaire Delial Sonnenmilch LSF 20 enhält den Duftstoff Lyral, der Allergien auslösen kann. Lyral steckt auch in zwei weiteren Produkten, in der Lancaster Sun Care Tanning Lotion LSF 15 ist unter anderem zusätzlich der Duftstoff Cinnamal enthalten, der besonders häufig Allergien auslöst.

Auch die zertifizierten Naturkosmetikprodukte kommen in diesem Test nur "gut" weg, obwohl sie weder bedenkliche UV-Filter noch sonstige problematische Stoffe enthalten. Grund: Laut Empfehlung der EU-Kommission soll die Kennzeichnung von Sonnenschutzmitteln einfach und verständlich gehalten und Verbrauchern die Wahl des geeigneten Produktes erleichtert werden. Ein Beispiel: Der zusätzliche Schutz, den ein Produkt mit dem LSF 12 gegenüber einem Sonnenschutzmittel mit dem LSF 10 bietet, ist absolut minimal. Für den Verbraucher kann es also nicht hilfreich sein, wenn auf den Verpackungen zig verschiedene Lichtschutzfaktoren angegeben werden. Deshalb hat die EU vorgeschlagen, nur noch einige wenige Faktoren zu deklarieren. Der Lichtschutzfaktor 12, der auf der Weleda Edelweiß Sonnenmilch prangt, ist im neuen System nicht mehr vorgesehen: Für diese fehlende Umsetzung der EU-Empfehlung gibt es einen Punkt Abzug.

Weiterer Punkt in der EU-Empfehlung: Auf den Sonnenschutzmitteln soll - so gut sichtbar wie der Lichtschutzfaktor - auch die Schutzkategorie des Produktes angegeben werden. Zudem wurde die Einordnung der Lichtschutzfaktoren überarbeitet. Die Lichtschutzfaktoren 15, 20 und 25 zählen nun nicht mehr wie früher zur Kategorie "hoher Schutz", sondern zur Kategorie "mittlerer Schutz". Etliche Produkte werben aber abweichend davon noch mit "hohem Schutz". Auf der Ladival Sonnenschutz Lotion LSF 20 findet sich hinten im Kleingedruckten zwar die richtige Kategorie, nämlich "mittel", vorn auf der Flasche prangt aber "hoch wirksam". Das verwirrt. Andere verstecken die Kategorie im Kleingedruckten oder geben erst gar keine Kategorie an.

Auch Anwendungs- und Warnhinweise auf Sonnenschutzmitteln haben ihre Berechtigung. Auf Grundlage der EU-Empfehlung hat der Industrieverband Körperpflege und Waschmittel (IKW) sieben Hinweise formuliert, dazu gehören zum Beispiel "mehrfach auftragen, um den Lichtschutz aufrechtzuerhalten", oder "auch Sonnenschutzmittel mit hohen Lichtschutzfaktoren bieten keinen vollständigen Schutz vor UV-Strahlen". Bei etlichen Produkten ist die Liste nicht vollständig, viele tragen jedoch bereits alle Hinweise.

Bio-Firmen geben auf

Laut EU-Empfehlung soll der UVA-Schutz eines Sonnenschutzmittels mindestens ein Drittel des UVB-Schutzes betragen. Offensichtlich bringt diese neue Anforderung die Naturkosmetikhersteller in Bedrängnis. Denn bei sehr hohen Lichtschutzfaktoren ist es schwierig, allein mit mineralischen Filtern einen entsprechenden UVA-Schutz zu gewährleisten. Weleda will deshalb die Vermarktung der Sonnenschutzmittel komplett einstellen, von Ende August an werden die Produkte nicht mehr an die Händler ausgeliefert. Auch bei Logocos, dem Hersteller der Marke Sante, wird zurzeit diskutiert, das Sonnenschutzsortiment aufzugeben. Wala hingegen schreibt uns, man lasse die Produkte zurzeit prüfen und werde sie, falls erforderlich, anpassen. Hersteller Laverana ist zuversichtlich, die neuen Anforderungen erfüllen zu können und hat uns für das Sonnenspray mit Faktor 20 ein unabhängiges Gutachten vorgelegt, nach dem der UVA-Schutz bereits gut ein Drittel des UVB-Schutzes beträgt.

Dass einige Naturkosmetikhersteller ihre Produkte nicht entsprechend den aktuellen Empfehlungen der EU weiterentwickeln wollen, finden wir bedauerlich. Eine Rolle mag dabei auch spielen, dass zurzeit über die mineralischen Lichtschutzfilter heftig diskutiert wird, weil sie als Nanopartikel eingesetzt werden. Nanopartikel sind kleiner als 100 Nanometer, ein Nanometer entspricht einem milliardstel Meter. Die Minigröße hat den Vorteil, dass die Lichtschutzstoffe nicht wie eine weiße Schicht auf der Haut liegen, sondern angenehm zu verteilen sind. Bislang haben sich die kleinen Filterteilchen zwar als unschädlich erwiesen. Dennoch fordert das Beratungskomitee der EU-Kommission eine Neubewertung von Titandioxid in Nanogröße. Es ist zwar nachgewiesen, dass die kleinen Teilchen nicht durch gesunde Haut dringen können. Doch was genau bei geschädigter Haut geschieht, wurde noch nicht ausreichend geklärt. Die britische Zertifizierungsorganisation Soil Association etwa, die auch Naturkosmetik zertifiziert, hat den Einsatz von Nanopartikeln in von ihr zertifizierten Produkten verboten.

Trotz dieser Diskussion halten wir mineralische UV-Filter zurzeit für die beste Variante des Sonnenschutzes - die Stoffe gelten - im Gegensatz zu etlichen chemischen Filtern - nicht als hormonell wirksam, und sie lösen keine Allergien aus.