Ökotest: Shampoos für gefärbte Haare

Nicht alle gut für Kopfhaut und Haar

19. Juli 2021 von

Shampoos für gefärbtes Haar sollen sicherstellen, dass die neue Farbe auf dem Kopf schön glänzt und möglichst lange hält. Im Test zeigt sich jedoch: Einige Hersteller setzen auf Tenside, die der Kopfhaut nicht gut tun – oder auf umstrittene Silikone, die den Haaren auf Dauer schaden.

  • Gefärbte Haare brauchen eine Extraportion Pflege, damit die synthetischen Farbpigmente möglichst lange halten.
  • Spezielle Shampoos für coloriertes Haar versprechen, den Farbschwund herauszuzögern und sogar entstandene Schäden durchs Färben wieder zu reparieren.
  • Auffällig: Nur ein Hersteller im Test schickte Ökotest eine Studie als Beleg für seine Werbeversprechen.

Es stimmt: Manche Farbtöne bluten schneller aus als andere. Vor allem bei den synthetischen Permanentfarbstoffen, die den größten Marktanteil einnehmen. Mahagoni oder Kupfer etwa sind im Nachteil. Denn rote Pigmente werden im Haarinneren loser gebunden als andere – und je mehr Rotanteile eine Färbung enthält, desto schneller verblasst sie.

Nur drei Shampoos für gefärbtes Haar sind "sehr gut"

Spezielle Shampoos für gefärbtes Haar sollen diesen Farbschwund hinauszögern und ganz nebenbei noch die durchs Färben entstandenen Schäden reparieren. 20 dieser Spezialisten hat Ökotest geprüft. Das Ergebnis ist ernüchternd: Mit "sehr gut" schneiden nur drei Shampoos ab. Von fünf getesteten Produkten raten sie dagegen ab. Sie fallen im Test durch.

Die Kritikpunkte in Kürze: PEG-Verbindungen, bedenkliche Duftstoffe und Silikone. Zudem bemängeln sie die vollmundigen Colourschutzversprechen mancher Hersteller, für sie keine Belege lieferten.

Diese Shampoos erhielten von Ökotest die Note „sehr gut“

Kritik an Reiniger in Shampoos für coloriertes Haar

Tenside sind für die Reinigungswirkung eines Shampoos verantwortlich. Als Faustregel gilt: Je milder sie sind, desto angenehmer sind sie für die Kopfhaut und desto weniger wäscht sich eine Farbe aus.

Im Ökotest zeigt sich allerdings, dass ein Großteil der Shampoos für gefärbtes Haar auf das anionische Tensid Sodium Laureth Sulfate (SLES) setzt. SLES gehört zu den PEG-Verbindungen, die sie bemängeln, weil sie die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können.

In diesem Fall kommt hinzu: Es gibt sehr viel mildere Tenside als SLES, die sanfter zur Farbe wären. Beispielsweise das Zuckertensid Coco-Glucoside, welches im Test von genau einem Hersteller verwendet wird.

Synthetische Duftstoffe und Silikone als Probleme

Ärgerlich findet Ökotest auch die Beduftung einiger Produkte: Allen voran die künstlichen Moschusdüfte, die drei namhafte Hersteller einsetzen. Diese synthetischen Duftstoffe verbreiten sich überall in der Umwelt, reichern sich im menschlichen Fettgewebe an und sind sogar in der Muttermilch zu finden.

Von den Herstellern wird es als "sinnliches Dufterlebnis" verkauft, Ökotest hält das vor allem für ein "überflüssiges Risiko".

Nun zu den Silikonen. Silikone umhüllen das Haar mit einem dünnen Film und machen es geschmeidiger. Mehr als die Hälfte der Shampoos im Test nutzen diesen Effekt.

Aber: Auf Dauer können Silikone das Haar sogar stumpfer wirken lassen. Zudem können sie, wie auch andere synthetische Polymere, über das Abwasser via Klärschlamm in die Umwelt gelangen. Dort bauen sie sich teilweise nur schwer wieder ab.

Diese Shampoos erhielten von Ökotest die Note „ungenügend“

Bedenklicher UV-Filter in einem Produkt

Damit die frisch gefärbten Haare nicht von der Sonne ausgeblichen werden, enthalten einige der getesteten Shampoos für colorierte Haare einen UV-Schutz. Allzu viel davon dürfte allerdings nach dem Ausspülen nicht in den Haaren zurückbleiben.

Kritisch findet Ökotest, dass ein Hersteller im Test auf den bedenklichen UV-Filter Ethylhexylmethoxycinnamat setzt. Dieser Stoff kann möglicherweise das Hormonsystem beeinflussen, wie Tierversuche nahelegen.

Wirkung der Shampoos für gefärbtes Haar zweifelhaft

Was die Wirkung betrifft, nehmen manche Hersteller den Mund ziemlich voll: "Bis zu zwölf Wochen Farbschutz" verspricht ein Shampoo für gefärbtes Haar – ein weiteres Produkt will für "14 Wochen gesunde Farbbrillanz" sorgen. Ökotest hat von allen Herstellern für ihre Auslobungen Belege in Form unabhängiger Studien angefordert.

Es kam nur eine – und die bezog sich auf die Anwendung von Shampoo plus Kur. Insofern hält Ökotest die Pflegeversprechen zumindest teilweise für zweifelhaft.

So pflegen Sie gefärbtes Haar richtig

Färben mit synthetischen Permanentfarben ist für das Haar Stress pur. Denn der chemische Färbeprozess öffnet die äußere Schuppenschicht des Haares (Cuticula), zerstört die natürlichen Haarpigmente teilweise oder komplett mit Wasserstoffperoxid und schleust die synthetischen Pigmente ein.

Die Folge: Wasser und Tenside können teilweise besser in die Cuticula eindringen und Pigmente rausspülen. Damit Ihre Haarfarbe möglichst lange hält, hat Ökotest hier ein paar Tipps versammelt:

  • Wichtig für coloriertes Haar: Nicht zu häufig und nicht zu heiß waschen. Statt eines Colorschutzprodukts eignet sich auch ein mildes Babyshampoo mit einem Conditioner im Anschluss.
  • UV-Licht und Hitze bleichen die Haare aus. Dagegen hilft ein Sonnenhut, er schützt die Gesichtshaut gleich mit.
  • Wenn Du deine Haare färbst, setze auf Pflanzenhaarfarben. Diese strapazieren das Haar weniger.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail findest Du im ePaper.