Umwelt

Müllfrei bis 2020: Japanische Gemeinde wird zur Zero-Waste-Stadt

03. Jan. 2018 von

Eine japanische Gemeinde trennt ihren Abfall in ganze 45 Kategorien – und ist deshalb weltweit als „Zero-Waste-Stadt“ bekannt geworden. Ihr nächstes Ziel: komplett müllfrei werden bis 2020.

Alles begann 2003, als die Bewohner des 1.700-Seelen-Dorfs Kamikatsu realisierten, dass ihr bisheriger Umgang mit Abfall – ausnahmslos und unsortiert verbrennen – nicht nur schädlich für die Natur, sondern auch für die Gesundheit der Menschen ist. In den letzten 14 Jahren hat sich die Bevölkerung der Gemeinde den Titel „Zero-Waste-Stadt“ hart erarbeitet – und hat große Pläne für die Zukunft.

Für ein besseres Abfallmanagement entwickelt die Stadt zunächst ein Recycling-System mit 45 Kategorien, in die der Hausmüll getrennt werden muss. Sortiert und gereinigt wird zuhause, dann bringt jeder Haushalt seinen Müll in die lokale Sammelstelle. Abschließend wird dort kontrolliert, ob alles sachgemäß eingeordnet wurde.

kamikatsu by zero waste academy header
© Zero Waste Academy
© Zero Waste Academy

Mülltrennung auf hohem Niveau

Die Bewohner gestehen ein, dass es zu Beginn sehr harte Arbeit war und sie der Idee zunächst kritisch gegenüber standen. Über die Jahre gewöhnten sich jedoch alle an das strenge System – inzwischen gehört es für sie zum Alltag. Diese Routine bringt großen Erfolg: bis heute erreicht Kamikatsu eine Recyclingquote von 80 Prozent und plant, bis 2020 gar keinen Müll mehr zu produzieren.

Neben ihrem komplexen Recycling-System besitzt die Stadt außerdem verschiedene nachhaltige Einrichtungen, die die Bewohner zum Tauschen und Austauschen nutzen können. Verwaltet werd© Zero Waste Academyen diese Geschäfte und Institutionen von der Non-Profit-Organisation „Zero Waste Academy“.

Motto der Zero-Waste-Stadt: Aus alt mach neu

Da gibt es beispielsweise das Kuru-Kuru-Geschäft, welches der Bevölkerung als Tauschbörse dient. Hier können gebrauchte Gegenstände, die bei ihren aktuellen Besitzern keinen Nutzen mehr finden, kostenlos durch andere nützliche Gegenstände eingetauscht werden. Ergänzt wird das durch eine Kuru-Kuru-Fabrik, in der einheimische Frauen aus ausrangierten Kleidungsstücken und Stoffresten neue Taschen und Kleidung nähen.

Besonders wird der Recycling-Gedanke beim Gemeinschaftszentrum, dem Kamikatz, sichtbar. Dieses besteht komplett aus Materialien, die beim Abriss anderer Häuser übrig geblieben sind und nirgendwo anders Verwendung gefunden haben. Die Einrichtung besteht aus recycelten oder renovierten Möbelstücken und die Wände sind mit Zeitungspapier tapeziert. Erneut zeigt die japanische Kleinstadt, wie aus Abfällen etwas Brauchbares gebaut werden kann.

Dieser Artikel von Karina Nasaeva erschien zuerst im „enorm Magazin“.