Gefährlicher Duftstoff

Moschus: So gefährlich sind synthetische Ersatzstoffe

13. März 2017 von

Für echten Moschus wurden Moschushirsche jahrtausendelang fast bis zur Ausrottung gejagt. Nun ist der Duftstoff in Europa verboten und zahlreiche künstliche Ersatzstoffe drängen auf den Markt, doch viele von ihnen wirken hochgiftig auf Mensch und Umwelt.

Moschus ist ein beliebter Duftstoff in Parfums. Es riecht holzig, süßlich und wild zugleich. Man sagt ihm eine aphrodisierende Wirkung nach, insbesondere auf Männer. Der Duftstoff verleiht Frauen – so heißt es – eine ganz besondere Sinnlichkeit, die sie geradezu unwiderstehlich macht. Mittlerweile ist Moschus fast nur noch in Form von synthetischen Ersatzstoffen erhältlich. Doch Vorsicht ist geboten!

Wie wird echtes Moschussekret gewonnen?

Moschus ist das Sekret der männlichen Moschustiere, auch Moschushirsche genannt. Die scheuen rehartigen Tiere leben in den Gebirgen Hochasiens von Tibet bis Sibirien.

Moschushirsche verfügen über eine Brunftdrüse, die ein verlockendes Sekret enthält, mit der sie die Weibchen bezirzen.

Schon früh entdeckte der Mensch diesen Duftstoff für sich und begann die Tiere zu jagen und den erlegten Männchen die Brunftdrüse zu entfernen. Sie enthält bis zu 30 Gramm des von den Weibchen begehrten Lockstoffes, der im Handel Moschus gennant wird.

Moschushirsche sind vom Aussterben bedroht

Seit Jahrtausenden werden Moschustiere gejagt und getötet, um an den wertvollen Stoff in den Brunftdrüsen zu gelangen. Einige der mindestens vier Arten stehen kurz vor der Ausrottung.

Obwohl die Jagd mittlerweile nur noch in Russland aufgrund von Jagdquoten legal ist, gehen die Bestände weiter zurück. Denn: Die Wilderei übersteigt die legale Jagd mindestens um das Fünffache.

Mehr als 90 Prozent des weltweit verbrauchten Moschus werden in der traditionellen asiatischen Medizin genutzt. Auch in der europäischen Parfümindustrie kam Moschus noch vor einigen Jahren zum Einsatz. Mittlerweile ist der Import des teuren Duftstoffes in Europa offiziell verboten.

Künstliche Moschus-Ersatzstoffe

Heute nutzt die europäische Parfümindustrie fast nur noch synthetisch hergestellte Moschusverbindungen. Sie können relativ einfach und preiswert produziert werden.

Künstliche Moschusstoffe werden sehr vielen Parfüms, Waschmitteln, Luftverbesserern und Kosmetika beigemischt, denn Moschus ist ein so genannter Fixateur. Das heißt, er lässt den Duft länger wirken und verstärkt die Gesamtkomposition.

Laut einer Studie von „Greenpeace“ wurden in allen Produkten einer Stichprobe aus 36 Parfüms und Duftwässern Moschusverbindungen gefunden.

Moschusverbindungen gefährlich für Mensch und Umwelt

Nitro-Moschusverbindungen und polyzyklische Moschusverbindungen in Kosmetika und Waschmitteln gelangen bei der Anwendung in das Abwasser. Sie sind biologisch schlecht abbaubar und können in Kläranlagen kaum zurückgehalten werden. So landen sie in Flüssen und Gewässern, wo sie sich in Muscheln und Fischen anreichern können.

Auch in den menschlichen Körper scheinen die synthetischen Moschusdüfte überzugehen. Sie konnten zum Beispiel in der Muttermilch nachgewiesen werden.

Zwischen der Häufigkeit der Verwendung solcher Duftstoffen und der Konzentration im Blut wurde ein deutlicher Zusammenhang festgestellt.

Allergien, Krebs und Erbgutschäden durch synthetischen Moschus

Für viele synthetische Moschusverbindungen gibt es derzeit noch keine vollständigen Bewertungen ihrer Giftigkeit für den Menschen. Was man jedoch weiß:

  • Einzelne Verbindungen können zu allergischen Reaktionen führen (dazu gehören Moschus-Xylol und Moschus-Keton sowie Moschus-Ambrette).
  • Die hormonartige Wirksamkeit einiger Verbindungen wurde bereits erwiesen.
  • Zudem können sie die Schadwirkungen anderer Giftstoffe verstärken.
  • Die polyzyklischen Verbindungen AHTN und HHCB können unter Lichteinwirkung Hautschädigungen ( phototoxische Reaktion) bewirken.
  • Moschus-Ambrette und ATTN führten bei Ratten zu Schädigungen des Hormon- und Nervenssystems.
  • Unklar ist noch, ob die aus Moschus-Xylol gebildeten aromatischen Amine Krebs erregen.
  • Moschus-Ambrette schädigte in verschiedenen Tests die Erbsubstanz.

Für viele andere synthetische Moschusverbindungen liegt noch keine Einschätzung der Langzeit-Giftigkeit für den Menschen vor. Das Umweltbundesamt warnt jedoch vor der Verwendung von Produkten, die bestimmte synthetische Moschusverbindungen enthalten.