Butter im „Öko-Test“

Mineralöl in fast jeder Butter – nur ein Produkt „gut“

28. Nov. 2022 von

Leider sind die steigenden Butterpreise keineswegs ein Indiz für gute Butter auf dem Markt – im Gegenteil. „Öko-Test“ hat 20 Buttermarken getestet, von denen 17 in den Augen der Tester:innen komplett durchfallen – darunter auch Produkte mit Bio-Siegeln. Fast alle sind stark mit erhöhten Mineralölbestandteilen belastet. Rekordverdächtig in negativem Sinn ist dabei die ÖMA Allgäuer Bauernbutter Sauerrahm, die Verunreinigungen jenseits des Richtwerts aufweist.

  • Möchtest Du Plätzchen mit Butter backen? „Öko-Test“ kann nur ein Produkt empfehlen: die Gläserne Molkerei Fassbutter natur ist die einzige „gute“ Butter im Test.
  • Nicht nur wegen des Preises: „Öko-Test“ empfiehlt auch dem Klima und Deinem Geldbeutel zuliebe, Butter überall da zu ersetzen, wo ihr Geschmack ohnehin nicht hervorsticht.
  • Tipp: Beim Backen kannst Du anstelle Butter prima auch ein neutrales Öl verwenden. Rührteige oder Muffins schmecken damit genauso lecker.

Im aktuellen Test von „Öko-Test“ ist überhaupt nichts in Butter. Die Kritik reicht von viel zu hoher Belastung durch Mineralölbestandteile bis hin zu Mängeln im Geschmack. Ganz zu schweigen vom Preis: So sei der Butterpreis zwischen Herbst 2021 und 2022 um 72 Prozent gestiegen, schreibt „Öko-Test“ unter Bezugnahme auf das Statistische Bundesamt. Viele Hersteller bestätigen den Tester:innen gegenüber zudem, dass sie ihre Preise angehoben haben. Nicht selten kostet ein 250-Gramm-Stück Butter heute bereits über drei Euro. Dabei sei die Butterqualität dieses Geld nicht wert. 17 von 20 Produkten im Test schneiden „mangelhaft oder „ungenügend“ ab. Dazu gehören auch fünf Produkte mit Bio-Label. Ein einziges Produkt ist empfehlenswert: die „gute“ Gläserne Molkerei Fassbutter natur.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Gut“

Alarmierend sind Gehalte an MOSH und MOAH

Aber was ist der Grund für dieses schlechte Ergebnis? Ein Großteil der Butter ist so stark mit Mineralöl belastet, dass sie das Ergebnis auch mit teilweise guten Noten in der Tierhaltung nicht mehr rausreißen können. In 19 von 20 Produkten hat das Labor gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) gefunden – überwiegend in Gehalten, die „Öko-Test“ als „stark erhöht“ einordnet. Diese Rückstände aus Mineralöl reichern sich im menschlichen Fettgewebe, aber auch in Lymphknoten oder Organen wie Leber, Milz und Lunge an. Zwar sind toxische Effekte bisher nicht bekannt, aber die Datenlage ist in den Augen von „Öko-Test“ noch zu dünn, um Langzeiteffekte auszuschließen.

Trauriger Spitzenreiter ist die ÖMA Allgäuer Bauernbutter Sauerrahm: Eine so hochgradige Belastung mit Mineralölrückständen hat „Öko-Test“ eigenen Angaben zufolge noch nie in einem Lebensmittel gesehen. Die Butter weist aber nicht nur den bei Weitem höchsten MOSH-Gehalt auf, das von „Öko-Test“ beauftragte Labor hat in dem Produkt zudem einen Wert von 19,8 mg/kg aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) gemessen – auch das ein von „Öko-Test“ noch niemals gesehener Gehalt. MOAH sieht das Verbraucherschutzmagazin besonders kritisch, weil einige Verbindungen der Stoffgruppe krebserregend sind. Die Europäische Union (EU) hat einen MOAH- Richtwert von zwei Milligramm/Kilogramm für Fette und Öle vorgeschlagen, der jedoch noch nicht rechtskräftig ist. Der Wert in der Butter von ÖMA ist fast zehn Mal so hoch!

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“

Verpackungen stehen im Verdacht für MOSH-Quelle

MOAH können zum Beispiel aus Schmierölen von Maschinen in Lebensmittel gelangen. Butter-Anbieter ÖMA schreibt „Öko-Test“, dass er seit zwei Jahren an einer stärkeren Kontrolle der MOSH- und MOAH-Werte arbeite. Dabei habe man festgestellt, dass die Verpackung in wachskaschierter Alufolie einen wesentlichen Anteil an der MOSH-Belastung habe. Je näher sich die Butter am Ablaufdatum befinde, desto höhere MOSH-Werte seien zu erwarten.

Vor diesem Hintergrund interessant ist, dass die Gläserne Molkerei Fassbutter natur, die einzige Butter im Test ohne MOSH, in Pergamentpapier eingepackt ist. Das Produkt fällt außerdem positiv auf, weil das Labor dort keinerlei Rückstände aus Reinigungsmitteln gefunden hat.

Ein weiteres schwarzes Schaf fiel den Tester:innen auf: Die denree Süßrahm Butter schöpft den zulässigen Grenzwert von Trichlormethan zu mehr als 50 Prozent aus, alle anderen Produkte enthalten Spuren dieser Verbindung. Trichlormethan kann als Nebenprodukt bei der Reinigung von Milchtanks oder Buttermaschinen entstehen. Es gilt als krebsverdächtig und kann beim Menschen auf Dauer Leber und Niere schädigen.

Weitere Augenmerke: Tierwohl und Transparenz

Das Leben der Kühe, die ihre Milch für die Testprodukte liefern, stand im weiteren Fokus des Tests. „Öko-Test“ hat alle Anbieter und Molkereien darum gebeten, einen ausführlichen Fragenkatalog auszufüllen. Zentrale Fragen waren, wie es mit dem Tierwohl in den Milchbetrieben steht, welches Futter die Kühe bekommen, wie viel Komfort und Auslauf sie im Stall haben, ob sie dort angebunden stehen oder wie lange sie auf einer Weide grasen dürfen. „Öko-Test“ verlangte, dass die Anbieter mindestens drei komplette Lieferketten bis zum Milchbetrieb durch detaillierte Nachweise offenlegen sollten. Drei Viertel aller Anbieter waren vorbildlich in puncto Transparenz und antworteten ausführlich auf die Fragen. Weniger erfreulich: Die Marken Weihenstephan und Meggle ließen keinerlei Einblicke in die Tierhaltung zu; die Antworten von Friesland Campina sowie der Bio-Anbieter Schwarzwaldmilch und Allgäuer Emmentalerkäserei Leupolz fielen sehr dünn aus.

Viel Stallhaltung und nur ein Vorbild für Weidehaltung

Nur fünf von 13 Anbietern konventioneller Butter lassen zumindest einen Teil ihrer Kühe vier Monate oder länger weiden. Teilweise jedoch stehen die Kühe das ganze Jahr über im Stall. Am besten unter den Konventionellen schnitten in diesem Punkt die Berchtesgadener Land Butter (mildgesäuert) und die Kerrygold Original Irische Butter (mildgesäuert) ab. Die Kerrygold-Butter stellt in Sachen Tierhaltung ohnehin eine Ausnahme dar. Dort grasen die Kühe zwölf Monate im Jahr den ganzen Tag auf der Weide, was natürlich auch auf das vorherrschende Klima zurückzuführen ist. So brauchen sie keine Massagebürsten im Stall oder anderen „Kuhkomfort“. Sie dürfen sogar ihre Kälbchen selbst aufziehen. Damit ist Kerrygold der einzige Hersteller im Test, der eine muttergebundene Kälberhaltung gewährleistet.

Bio besser beim Tierwohl, aber noch nicht gut genug

Kühe, die Milch für Bio-Produkte liefern, kommen in Summe häufiger und länger auf eine Weide als die konventionellen Tiere. Sechs Monate und mehr durften sie bei den fünf Anbietern, die „Öko-Test“ Nachweise darüber schickten, grasen. Auch die Laktationszahl ist niedriger, das heißt: Während die Bio-Kühe der Hersteller aus dem Test mindestens viermal Kälbchen bekommen dürfen und danach Milch geben, sind es bei den Konventionellen deutlich weniger Zyklen. Bio-Kühe leben demnach länger. Leider aber erlaubt die Bio-Haltung den Betrieben unter bestimmten Umständen immer noch, Kühe anzubinden. Die Allgäuer Emmentalerkäserei Leupolz gibt die „Anbindehaltung“ in der „Öko-Test“-Befragung zur Haltungsform auch zu. Da der Redaktion des Testmagazins nicht für alle Betriebe lückenlose Belege vorliegen, kann sie die Anbindehaltung aber auch für die übrigen Produkte nicht ausschließen. Sie fordert, dass vor allem die Bio-Branche in Sachen Anbindehaltung endlich einen Schlussstrich ziehen müsste und diese Haltungsform nicht mehr tolerieren dürfte.

Mehr Omega-3-Fettsäuren in Bioprodukten

Je mehr Grünes Kühe fressen, desto höher ist der Anteil an den als gesund geltenden Omega-3-Fettsäuren in Butter. „Öko-Test“ hat die Fettsäurezusammensetzung im Labor nachmessen lassen und festgestellt: Alle Bio-Butter überspringen locker die Messlatte, die auf einen hohen Grünfutteranteil schließen lässt. Bei den konventionellen Produkten schaffen es nur zwei von 13.

Die Testsieger, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest Du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.

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