Reinigungsmilch im Ökotest

L‘Oréal, L‘Occitane und Avène fallen durch

17. Okt. 2020 von

Reinigungsmilch steht im Ruf, die Gesichtshaut besonders schonend von Schmutz und Make-up zu befreien. Mehr als drei Viertel der 38 Produkte im Test überzeugen. Von drei Marken raten die Tester allerdings ab – die Gründe sind vielfältig.

  • Unter insgesamt 32 "guten" und "sehr guten" Reinigungsmilchen im Test ist für beinahe jeden Hauttyp was dabei. Schwerpunkt ist trockene und sensible Haut.
  • Testverlierer sind die überprüften Produkte der Marken L‘Oréal, L‘Occitane und Pierre Fabre

Es kommt eine ganze Menge zusammen, was sich im Laufe eines Tages so auf der Gesichtshaut niederlässt. Bei den meisten Frauen zunächst eine Tagescreme. Dann vielleicht noch ein Sonnenschutz oder eine Schicht Make-up. Bis zum Abend gesellen sich Talg, Schweiß, Staub und Schmutz aus der Luft hinzu. Klar, dass das von der Pelle muss, denn in der Nacht will die Haut atmen.

Allerdings geht mit der unliebsamen Schmutzschicht auch immer ein Teil des hauteigenen Schutzmantels verloren. Reinigungsmilch wirbt damit, besonders schonend zu sein. Sie ist auch häufig für trockene, reife oder empfindliche Haut ausgelobt. Ökotest hat 38 Produkte eingekauft und getestet, wie verträglich die Inhaltsstoffe sind.

Diese Produkte erhielten von Ökotest die Note „sehr gut“

Reinigungsmilch-Test: Viele sind empfehlenswert

Das Ergebnis: 29 Reinigungsmilche im Test bewerten sie mit Bestnote. Nimmt man die drei Produkte dazu, die "gut" sind, können die Tester über drei Viertel der überprüften Reinigungsmilche empfehlen. Das freut Ökotest.

Leider ist es dennoch nicht so, dass Käuferinnen völlig bedenkenlos ins Regal greifen könnte: Drei Produkte am unteren Ende der Skala disqualifizieren sich für die Reinigung. Sie erreichen nur ein "mangelhaft". Drei weitere Reinigungsmilche schneiden mittelmäßig ab.

Die Testverlierer im Überblick:

  • L‘Oréal Reinigungsmilch Kostbare Blüten von L‘Oréal = "mangelhaft"
  • L‘Occitane Cleansing Milk von L‘Occitane = "mangelhaft"
  • Eau Thermale Avène Milde Reinigungsmilch von Pierre Fabre = "mangelhaft"

Was ist im Reinigungsmilch-Test aufgefallen?

In der L’Oreal Reinigungsmilch kostbare Blüten und der Eau Thermale Avène Milde Reinigungsmilch sorgen aromatische Kohlenwasserstoffe (MOAH) für Notenabzug. MOAH können als Verunreinigungen von Paraffinen in Kosmetika gelangen. Schön ist das nicht – denn einige Verbindungen aus der MOAH-Gruppe stehen im Verdacht, Krebs zu erzeugen.

Von einem als mild geltenden Gesichtsreinigungsprodukt erwarten sich Verbraucherinnen zu recht etwas anderes – gerade wenn es, wie die Eau Thermale Avène Milde Reinigungsmilch, in der Apotheke angeboten wird.

In der Reinigungsmilch der Lifestyle-Marke L’Occitane fand das beauftragte Labor halogenorganische Verbindungen. Das passt zur Deklaration: Dort ist der Konservierungsstoff Chlorphenesin aufgeführt, der als allergieauslösend gilt und zu Hautreizungen führen kann.

Kritik an bedenklichem Duftstoff Lilial

Negativ fällt außerdem die Reinigungsmilch der Marke Nivea auf: Sie enthält den bedenklichen Duftstoff Lilial. Dieser hat sich in Tierversuchen als fortpflanzungsschädigend erwiesen. Den Duftstoff weisen die beauftragten Labore häufig in den Produkten großer Kosmetikkonzerne nach.

Nivea-Hersteller Beiersdorf hat Ökotest mitgeteilt, dass die Formulierung der Reinigungsmilch im Herbst überarbeitet und dann künftig auf den Einsatz von Lilial verzichtet werde. Zur Info: Sie erkennen Lilial in der Liste der Inhaltsstoffe an der Bezeichnung "Butylphenyl Methylpropional".

Warum ist Reinigungsmilch schonend für die Haut?

Nun wollen sie noch die Frage klären, worauf die Reinigungswirkung einer Milch beruht – und aus welchem Grund sie als besonders schonend gilt.

Reinigungsmilch säubert nicht mithilfe schäumender Tenside – im Gegensatz etwa zum Waschgel oder Waschschaum. Tenside sind waschaktive Substanzen, unter denen es sowohl sehr aggressive als auch sanfte Vertreter gibt. Je nachdem, welche Tensid-Mischung und -konzentration im Waschprodukt vorliegt, reinigen sie sehr gut, können die Haut aber dabei auch stark entfetten.

Eine Reinigungsmilch säubert sanfter. Reinigungsmilche sind Emulsionen. In ihnen befinden sich Öle und Wasser, die mithilfe von Emulgatoren vermischt sind. Die Öle in Kombination mit Emulgatoren umschließen den fetthaltigen Schmutz wie Talg, Ruß oder Cremerückstände, und das Wasser spült ihn weg.

Reinigungsmilch entfettet Haut nicht so stark

Auch eine meist ölige Make-up- und Puderschicht kann auf diese Weise ohne viel Rubbeln entfernt werden. Make-up lässt sich auch mit Seife oder Waschgel abwaschen. Allerdings braucht es dafür viel mehr Tenside und viel mehr Rubbeln. Denn die Emulgatoren in der Reinigungsmilch sind genau genommen auch Tenside. Doch sie kommen in der Reinigungsmilch sehr viel sparsamer zum Einsatz als etwa in Waschgelen.

Die Reinigung mit einer Emulsion entfettet die Haut nicht so stark wie das Waschen mit Wasser und Seife oder einem Waschgel. Einige Hersteller behaupten auf ihrer Packung sogar, ihr Produkt "bewahre" den Schutzmantel der Haut.

Richtig ist: Jede Reinigung nimmt etwas von diesem Schutzmantel – der Mischung aus Hautfetten, abgestorbenen Hautschüppchen, Salzen und Aminosäuren. Andernfalls würde auch der Schmutz liegen bleiben – und der stört das Hautgleichgewicht ebenfalls.

Tipps zur Nutzung von Reinigungsmilch

Ökotest hat drei Tipps für Dich:

  1. Reinigungsmilch abspülen oder nicht? Fast alle Anbieter im Test schreiben auf ihre Produkte, dass mit Wasser nachgespült werden soll. Auch Ökotest rät dazu: Denn sonst bleiben nicht nur pflegende Inhaltsstoffe auf der Haut zurück, sondern möglicherweise auch unerwünschte wie PEGs, Tenside oder Schadstoffe.
  2. Reinigungsmilch eignet sich sehr gut als Make-up-Entferner. Je nach Fettanteil könnten manche Produkte sogar mit wasserfester Kosmetik fertig werden.
  3. Vorsicht bei den Augen: Nur manche Reinigungsmilche im Test eignen sich zum Abschminken der Augen, bei anderen soll die Partie explizit ausgespart werden. Das hängt mit den verwendeten Ölen zusammen: Einige haben die Eigenschaft, ins Auge zu "kriechen" – und brennen dann sehr unangenehm.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail findest Du im ePaper.