Lebensmittelampeln sind im Kommen

Gesünder Essen durch bessere Kennzeichnung?

31. Aug. 2019 von

Joghurt ist gleich Joghurt? Falsch gedacht. Bei genauerer Prüfung weisen vermeintlich ähnliche Lebensmittel tatsächlich oft große Unterschiede bei Nährwerten wie Zucker, Fett und Co. auf. Abhilfe soll hier eine Lebensmittelampel bzw. der so genannte Nutri-Score schaffen. Warum diese in Deutschland auf sich warten lässt und wie Du schon jetzt Deine Lebensmittel mit einem Blick prüfen kannst - wir verraten es Dir.

Ein Dschungel aus Kennzeichnungsmethoden

47 Prozent aller Frauen und 62 Prozent der Männer leiden in Deutschland unter Übergewicht - Tendenz steigend. Einer der Hauptgründe liegt in den Nahrungsmitteln, die wir zu uns nehmen und die häufig zu viel Zucker, Fett oder Salz enthalten.

Aufklärung soll diesem Trend entgegenwirken. Daher wird über eine einfache, aber erweiterte Lebensmittelkennzeichnung diskutiert. Das Aufbringen der Kennzeichnungen ist in Deutschland bislang freiwillig. Noch gibt es auch kein offizielles System für die Kennzeichnung von Lebensmitteln, darum hat die Bundesministerin für Ernährung, Julia Klöckner, eine Untersuchung der verschiedenen Systeme in Auftrag gegeben. In die engere Auswahl schafften es unter anderem die Lebensmittelampel “Nutri-Score” sowie das Schema des Lebensmittelverbandes. Nun soll mit einer Verbraucher-Umfrage ermittelt werden, welche Darstellung in der deutschen Bevölkerung am besten ankommt.

Viele Verbraucherschützer sind für die Lebensmittelampel

Lebensmittelampeln benutzen Farben, um einen vereinfachten Überblick über die Nährwerte eines Produktes zu geben. Bewertet werden in der Regel Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz. Ist das jeweilige Feld grün, hat das Produkt einen niedrigen Gehalt, ist es rot, so ist der Gehalt hoch.

Die farbliche Darstellung ist leichter verständlich als eine Angabe mit Zahlen, da hier kein einheitliches System vorherrscht. Die Zahlen können sich auf die Portion, auf die Menge des Stoffs, die in 100 Gramm des Produktes vorkommen, oder die empfohlene Tagesmenge beziehen.

Ein Beispiel liefern diese Joghurts: Alle Produkte enthalten ähnliche Inhaltsstoffe. Der Zuckergehalt variiert aber deutlich.

Ein Becher Himbeer-Joghurt von Bauer enthält beispielsweise mit 33 Gramm genauso viel Zucker, wie eine halbe Tafel Schokolade. Der hohe Gehalt an Zucker ist aber über die Nährwertangaben pro 100 Gramm kaum erkennbar.

Besser schneidet dieser Natur-Joghurt von Edeka ab. Ein 250 Gramm Becher enthält mit 16 Gramm nur knapp die Hälfte an Zucker.

Verschieden Modelle stehen zur Debatte

Der Nutri-Score fasst die gesamte Nährwertqualität von Lebensmitteln in einer fünfstufigen Farbskala von A bis E zusammen.

Mit dieser Lebensmittelampel werden nicht nur die Mengen von Fett, Zucker und Salz pro Portion angegeben, auch Ballaststoffe und Vitamine finden Eingang in die Bewertung. Der Nutri-Score wird gut sichtbar auf der Vorderseite der Verpackung angebracht.

Der Lebensmittelverband (ehemals BLL), steht dem Nutri-Score kritisch gegenüber. Der Nutri-Score verwirre, sei ungenau und stigmatisiere Fleisch- und Wurstwaren. So hat der Verband ein eigenes System entwickelt, dass auf ein Zutatenverzeichnis, eine Nährwertkennzeichnung und die Füllmenge setzt. Die häufigsten Allergene sind Teil des Zutatenverzeichnisses. Da dieses System sehr viele Informationen beinhaltet, können sie nicht in komprimierter Form abgebildet werden und befinden sich vorne, hinten und auf der Seite der Verpackung.

Das Keyhole-Modell kommt in Schweden zum Einsatz. Es funktioniert ähnlich wie ein Label: Nur gesunde Produkte dürfen sich damit schmücken. Da “gesund” ein schwammiger Begriff sei, gibt es Nährwertprofile. Teigwaren haben ein anderes Nährwertprofil als Milchprodukte. So hat eine gesunde Pasta ganz andere Vorgaben als ein Fruchtjoghurt, um den Keyhole-Aufkleber zu erhalten. Das Keyhole-Logo wird nur auf energiearme Produkte aufgeklebt, so dass manchen Bevölkerungsgruppen wie Schwerstarbeitern explizit davon abgeraten wird, zu viele Keyhole-Produkte zu konsumieren.

Die Vorreiter-Firmen

Danone war eine der ersten Firmen, die den Nutri-Score auf ihre Produkte druckte. Die Transparenz kam gut an, und gerade gesunde Produkte wurden vermehrt gekauft.

Auch Iglo ist eine der Vorreiterinnen, was den Nutri-Score angeht. Die Firma veröffentlichte die Nährwert-Ampel bei allen Produkten auf ihrer Homepage. Schnell wurde sie vom Landgericht Hamburg gestoppt. Iglo ging in Berufung. Ein endgültiges Urteil steht noch aus.

Die unklare Rechtssituation ist der Grund, warum Nestlé mit der Einführung des Nutri-Score in Deutschland noch warten wird. In Frankreich, Belgien und der Schweiz, wo die Gesundheitsbehörden dieses System empfehlen, kommt der Nutri-Score schon früher zum Einsatz.

Nun hat auch Aldi Suisse bekannt gegeben, als erster Schweizer Detailhändler den Nutri-Score einzuführen.

Nährwertangaben: Darauf solltest Du achten

Auch wenn es noch eine Weile dauern sollte, bis Lebensmittel übersichtlich und leicht verständlich gekennzeichnet sind, bist Du im Dschungel der Nährwertangaben nicht verloren. Bei Unsicherheit hilft Dir die CodeCheck-App. Rechts vom Produktbild befindet sich ein Bewertungskreis. Je mehr Rot im Kreis, desto problematischer ist es, große Mengen des Produktes zu essen.

Salz beispielsweise ist per se nicht schädlich, aber zu viel davon ist nicht gesund. Daher gibt ein hoher Salzgehalt ein rotes Segment im Kreis, ein niedriger ein grünes. Ähnlich wie beim Keyhole-Modell gibt es auch bei CodeCheck Nährwert-Profile, denn bei Getränken machen andere Richtlinien Sinn als bei Esswaren. 12 Gramm Zucker (auf 100 Gramm des Lebensmittels) sind bei Getränken schon sehr hoch, bei festen Speisen noch im mittleren Bereich.

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