Meeres- und korallenfreundlich

Geht Sonnenschutz auch umweltschonend?

10. Aug. 2019 von

Sonnencremes können giftige Stoffe enthalten, die Mensch und Umwelt schaden. Daher werden sie mitunter für das Korallensterben mitverantwortlich gemacht. Doch keine Creme ist auch keine Lösung, denn UV-Licht verursacht Hautkrebs. Wir zeigen Dir, wie Du dich möglichst meeresfreundlich vor der Sonne schützt.

Leuchtend bunte Korallenriffe sind der Schmuck unserer Meere und ein Lebensraum für Abertausende Fische, Krebse und andere Tiere bis hin zu Seekühen und Walen. Neben den Regenwäldern stellen sie die größten Ökosysteme der Erde dar und werden daher auch als „Regenwälder der Meere“ bezeichnet.

Doch dieser bunte Lebensraum ist in Gefahr. Allein in den letzten 30 Jahren sind zwischen 25 und 50 Prozent aller lebenden Korallen weltweit verloren gegangen, schätzen die Vereinten Nationen. Schuld daran sind, neben dem Klimawandel und den damit einhergehenden steigenden Temperaturen im Meer, unter anderem auch Sonnenschutzmittel, die beim Baden über die Haut ins Wasser gelangen.

Korallenriffe in Gefahr

Bei einer Korallenbleiche verschwinden winzige Algen, die mit den Korallen in einer Lebens- und Nahrungsgemeinschaft (Symbiose) leben. Die Koralle erhält von den Organismen Nährstoffe. Im Gegenzug dafür bekommt sie von ihnen unter anderem Halt und Schutz.

Sobald die Wassertemperatur beispielsweise geringfügig ansteigt oder Gifte auf die Korallen gelangen, verlassen die symbiotischen Algen den Korallenpolypen. Verschwinden oder sterben die Korallenbewohner, wird das helle Korallenskelett sichtbar. Ohne die winzigen Algen, sterben auch die Korallenpolypen. Was bleibt, sind farblose Ruinen, in denen Fischschwärme kaum noch Nahrung finden.

„Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnten die Korallenriffe als funktionierende Ökosysteme in den meisten Teilen der Welt verschwunden sein,“ mahnen die Vereinten Nationen. Doch nicht nur die steigenden Temperaturen setzen dem Leben im Meer zu.

14.000 Tonnen Sonnencreme landen pro Jahr im Meer

Schätzungsweise 14.000 Tonnen Sonnenschutzmittel gelangen jährlich in den Ozean. Nach Angaben der amerikanischen Meeresbehörde „NOAA“ landen jedes Jahr bis zu 6.000 Tonnen davon weltweit auf den hochsensiblen Ökosystemen der Korallenriffe.

Viele Sonnenschutzprodukte enthalten giftige chemische UV-Filter, wie Oxybenzon und Octinoxat. Diese werden als Schutz vor UVB- und einem Teil der UVA-Strahlen eingesetzt – mit teils dramatischen Konsequenzen für uns und unsere Meere.

Gefahr für Mensch und Umwelt

Chemischen UV Filter wie wie Oxybenzon und Octinoxat, welche als Benzophenone beziehungsweise Ethylhexyl Methoxycinnamate in der INCI-Liste deklariert sind, können sich im Gewebe von Fischen und sogar in Korallen anreichern und Schäden am Erbgut ihrer Larven verursachen. Damit können sich diese Stoffe nicht nur verheerend auf das Leben in den Korallenriffen, sondern auch die im ganzen Meer auswirken.

So sterben die Korallen durch Sonnencreme

Der Biologe Dr. Robert Richmond erklärt im Interview mit Deutschlandfunk, welche Auswirkungen der Stoff Oxybenzon auf die Korallenbewohner hat: „Als Erstes vermehren sie sich nicht weiter. Dann sterben sie ab. Die Dosierungen, die wir derzeit im Wasser finden, haben einen biologischen Einfluss auf die Pflanzen,“ so Richmond.

Die DNA der Korallen kann durch die Stoffe angegriffen und verändert werden. Die Folge: Sie verblassen, bleichen aus und sterben. Zurück bleibt ein lebloses weißes Skelett.

Im US-Bundesstaat Hawaii gilt daher bald ein Verbot von Cremes, die Octinoxat oder Oxybenzon enthalten. In Kraft treten soll das Gesetz am 1. Januar 2021. Wer nach Hawaii fliegt, bekommt deshalb bei „Hawaiian Airlines“ ein kleines Tütchen „Riff-sichere“ Sonnencreme.

Ist meine Sonnencreme betroffen?

Wer seine Sonnencreme auf die schädlichen UV-Filter überprüfen möchte, kann dazu den Barcode-Scanner von CodeCheck nutzen. Alternativ kann der Produktname über die Website gesucht werden. Zusätzlich kannst Du auch auf der INCI-Liste deines Sonnenschutzmittels nach den Stoffen suchen.

Oxybenzon ist dort als „Benzophenone 3-5“ und Octinoxat als „Ethylhexyl Methoxycinnamat“ aufgelistet. Ebenfalls als sehr bedenklich eingestuft wird der UV-Filter „ 4-Methylbenzylidene Camphor“.

Auch Nanopartikel sind nicht unbedenklich

Viele Sonnencremes enthalten zwar keine chemischen UV-Filter, dafür mineralische Filter in Nanoform wie „Titanium Dioxide (nano)“, „Zinc Oxide (nano)“ oder "Methylene Bis-Benzotriazolyl Tetramethylbutylphenol (nano)“.

Mineralische Partikel auf Nanogröße zu verkleinern bietet den Vorteil, einen hohen Sonnenschutz zu gewährleisten, ohne dass man nach dem Eincremen wie ein Gespenst aussieht. Auf gesunder Haut aufgetragen, gelten Nanopartikel nach aktuellem Forschungsstand als unbedenklich. Bei Sonnenbrand, sehr empfindlicher Haut und kleinen Kindern sollte hingegen auf Nanopartikel verzichtet und der „Geister-Effekt” in Kauf genommen werden. Nanopartikel sind daher auch in Naturkosmetik zugelassen, aufgrund ihrer geringen Größe sind sie jedoch umstritten.

Denn neben dem Gesundheitsaspekt kommt bei Nanopartikeln ebenfalls eine Umweltkomponente zum Tragen. Nanopartikel, die beim Baden über die Haut ins Wasser gelangen, können - ebenso wie einige chemische UV-Filter – negative Auswirkungen auf das Leben im Meer haben. Wie Studien zeigen, beeinträchtigten sie nicht nur das Wachstum von Mikroorganismen wie Phytoplankton, sondern können zudem schädigende Wirkungen für Fische haben, die die Kleinstpartikel mit der Nahrung aufnehmen. Forschungen zeigten auch, dass Wasserflöhe durch die Aufnahme von Nanopartikeln sterben können. Die winzigen Tierchen gelten als Gradmesser für Umweltgefahren.

Kein Sonnenschutz ist auch keine Lösung

Es mag kompliziert erscheinen, auf chemische UV-Filter und Nanopartikel zu verzichten. Sollten wir deshalb die Sonnencreme einfach ganz weglassen? Bitte nicht! Denn starke UV-Strahlung wirkt schädlich auf unsere Haut und kann Krebs auslösen. Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 224.000 Menschen neu an Hautkrebs. Bereits 15 Minuten sind für die meisten hellhäutigen Menschen genug an Sonnenstrahlung. Deshalb ist ein gutes Sonnenschutzprodukt an sonnigen Tagen ein Muss.

- Achte jedoch darauf, auf kritische chemische Filter wie Oxybenzon bzw. „Benzophenone 3-5“, Octinoxat bzw. „Ethylhexyl Methoxycinnamat“ oder „ 4-Methylbenzylidene Camphor“ komplett zu verzichten.

- Wenn Du im Meer baden gehst, verzichte zumindest am Körper auf Nanopartikel, um den Eintrag der Kleinstteilchen ins Meer so gering wie möglich zu halten.

- Creme Dich direkt vor dem Baden im Meer am besten gar nicht ein, sondern reduziere lieber die Zeit, die Du im Wasser verbringst. Meide außerdem die starke Mittagssonne komplett und verbringe sie im Schatten.