Die Mehrheit der Deutschen weiß nicht, wie man sich gesund ernährt

Die Ernährungskompetenz der Deutschen lässt laut einer aktuellen Studie der „AOK“-Krankenkasse zu wünschen übrig. Fertiggerichte mit zu viel Kalorien, Zucker, Salz und gesättigtem Fett sind an der Tagesordnung. Dass speziell junge Menschen über Lebensmittel und gesunde Ernährung wenig Bescheid wissen, gibt besonders Anlass zur Sorge. Ist die verpflichtende Einführung von Lebensmittel-Ampeln die Lösung?
Knapp 2.000 Menschen wurden in der repräsentativen Studie des „AOK“-Bundesverbands hinsichtlich ihrer Ernährungskompetenz untersucht. Dazu wurden die Teilnehmer unter anderem über die Planung und Zubereitung von Mahlzeiten und die richtige Lagerung von Lebensmitteln oder, ob die Nährwertkennzeichnung auf Verpackungen richtig verstanden wird, befragt. Auch wie man sich mit einem geringen Budget gesund ernährt, welche Rolle Süßigkeiten bei ihnen spielen und wie sie die Mahlzeiten einnehmen (allein oder gemeinsam mit anderen), wurde evaluiert. Das erschreckende Ergebnis: 54 Prozent der Deutschen wissen nur wenig über Lebensmittel und gesunde Ernährung.
Übergewicht und Diabetes nehmen seit Jahren zu
Wie diese Studie deutlich macht, ist die Ernährungskompetenz von Frauen (53 Prozent) im Vergleich zu Männern deutlich höher (38 Prozent). Ältere Menschen besitzen im Vergleich zu jüngeren größere Sachkenntnis von gesundem Essen (57 Prozent zu 46 Prozent). Teilnehmer mit Migrationshintergrund schnitten etwas besser ab als Einheimische (47 Prozent zu 46 Prozent).
Welche Altersgruppe jedoch besonders schlechte Ergebnisse erzielte sind Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren. Jeder dritte Befragte (37 Prozent) kennt sich hier schlecht mit richtiger Lebensweise aus und weiß nur wenig über gesunde Ernährung. Experten vermuten, dass dieser alarmierende Wert an fehlender Kompetenz der Eltern und Lehrer sowie der Beeinflussung durch die Werbung liegt. Ungesunde Fertigprodukte kommen bei jungen Eltern besonders oft auf den Tisch.
Seit Langem kritisiert der „AOK“-Bundesverband den hohen Zuckergehalt vieler Lebensmittel, denn 80 Prozent der Fertiggerichte in deutschen Supermärkten enthalten künstlich zugesetzten Zucker.
Darüber hinaus ermittelte die Studie, dass sich ein niedriger Schulabschluss und ein geringes Einkommen negativ auf die Ernährungskompetenz auswirken. Nur 37 Prozent der Menschen mit einem Haupt- oder Volksschulabschluss können eine ausreichende Ernährungskompetenz vorweisen, mit Abitur liegt der Anteil bei 56 Prozent. Aufklärung von Kindheit an ist in diesen Gesellschaftsschichten daher besonders wichtig.
Einführung der Nutri-Scores auch in Deutschland
Um die Gesellschaft zu einer gesünderen Ernährung zu bewegen und das Erlernen von Ernährungskompetenz zu erleichtern, könnte laut Experten die Einführung von Nutri-Scores helfen. Mithilfe von Buchstaben (A bis E), die symbolisieren, wie gesund ein Lebensmittel ist, könnten die Produkte besser identifiziert werden. Fette, Zucker, Salz, Vitamine und Ballaststoffe werden durch die Nährwertampel beurteilt und farblich signalisiert. Bei Rot enthält das Produkt besonders viel davon, bei Grün wenig. Damit wird eine Bewertung des Produkts deutlich erleichtert.
Bisher ist eine solche Kennzeichnung in Deutschland freiwillig. „Danone“ und „Iglo“ waren die ersten Marken, die den Nutri-Score auf ihren Produkten abbildeten. Diese hilfreiche Markierung müsste jedoch als gesetzliche Pflicht eingeführt werden, um alle Hersteller zum Aufdruck der Lebensmittelampel zu veranlassen. Wünschenswert wäre, dass auf diese Weise Produkte mit besonders hohem Kalorien-, Zucker- oder Fettgehalt vom Markt verschwinden. Die „AOK“ fordert zudem, Werbung für zucker- und kalorienreiche Kinderlebensmittel zu verbieten.
Die anstehende EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands ab Juli 2020 könnte die gewünschte Einführung des Nutri-Score auch in Deutschland mit sich bringen. Andere europäische Länder wie Frankreich, Belgien und Spanien sind bereits mit gutem Beispiel vorangegangen. Einige verarbeitete Lebensmittel tragen dort bereits den Nutri-Score. Ein EU-weiter Standard könnte zudem Kosten und Aufwand sparen.
Die CodeCheck-App hilft dabei, sich gesund zu ernähren
Wie bereits erwähnt, enthalten viele Produkte - nicht nur Fertiggerichte - hohe Mengen an Zucker, Fett oder Salz. Um dies zu erkennen, hilft schon jetzt die CodeCheck-App. Einfach Produkt einscannen, und die Nährwertampel zeigt auf einen Blick, wie viel Fett, gesättigte Fette, Zucker und Salz das Produkt enthält und ob der Anteil als hoch (rot), mittel (orange) oder gering (grün) einzustufen ist. Zusätzlich werden die Inhaltsstoffe bewertet, zum Beispiel als „unbedenklich“ oder „Verzehr einschränken“.
Hättest Du gedacht, dass diese Produkte viel Zucker enthalten?
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