Abschminken, Babypflege, Hygiene

Darum gehören Feuchttücher nicht in die Toilette

12. Mai 2018 von

Essensreste, Medikamente, Verpackungen – über die Toilette gelangen ständig Dinge in die Kanalisation, die eigentlich in den Müll gehören. Für Betreiber von Kläranlagen sind vor allem Feuchttücher zu einem großen Problem geworden. Die Hygieneartikel verstopfen inzwischen regelmäßig ihre Maschinen. Das kann auch Folgen für unsere Gesundheit haben.

Feuchtes Toilettenpapier, Abschmink- oder Babypflegetücher bestehen in der Regel aus einem eng gewebten Viskose-Kunstfaser-Gemisch. Die Einwegprodukte sind deshalb reißfest und lösen sich in Wasser kaum auf.

Zwar gibt es immer wieder Tests der Industrie, die die „Spülbarkeit“ von Feuchttüchern belegen sollen – die sogenannte Spülbarkeit sagt aber nichts über das Abpump- oder Zersetzungsverhalten aus.

Das belegt auch ein Test des „WDR“ und des Aachener „Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft“: Fachleute ließen zehn Sorten feuchtes Toilettenpapier sieben Tage lang in einem Kreisgerinne schwimmen. Lediglich zwei Produkte zersetzten sich während des Testzeitraums.

Verstopfungen sorgen für mangelhafte Wasserreinigung

Sofern sich das Feuchttuch nicht zersetzt hat, benötigt es in der Realität maximal neun Stunden, bis es in der Kläranlage angelangt ist. Gegenüber CodeCheck erklärt das „Umweltbundesamt“, was dann passiert: „Wenn [die Feuchttücher] den Weg bis zur Kläranlage geschafft haben, müssen sie dort mit Rechen oder Sieben aufwendig aus dem Abwasser entfernt, gesammelt und in der Regel anschließend verbrannt werden. Die Kosten hierfür tragen wir alle – über den Abwasserpreis.“

Allein in New York sollen Feuchttücher laut „New York Times“ in fünf Jahren einen Schaden von rund 18 Millionen US-Dollar verursacht haben.

Besonders heftig traf es London im August 2013, als ein 15 Tonnen schwerer Berg aus Feuchttüchern und kaltem Fett in der Größe einer Boeing 747 die Kanalisation verstopfte.

Die richtige Entsorgung

Damit Feuchttücher keinen Schaden anrichten, sollten die Verbraucher gänzlich auf sie verzichten oder diese zumindest korrekt entsorgen. „Feuchttücher gehören in den Restmüll“, erklärt das „Umweltbundesamt“ auf Nachfrage von CodeCheck.

Leider ist auf den Verpackungen nicht gekennzeichnet, dass deren Inhalt über den Hausmüll und nicht über die Toilette entsorgt werden sollte.

Feuchttücher sind auch gesundheitlich oftmals bedenklich

Auch die Inhaltsstoffliste solltest Du stets checken: Das Verbrauchermagazin „ÖKO TEST“ fand in Feuchttüchern diverse Stoffe, die als gesundheitsschädlich gelten.

Dazu zählen beispielsweise Konservierungsstoffe und Parfüm: „Gerade in dem Bereich, der so sensibel und nah an den Schleimhäuten ist, macht es keinen Sinn, etwas Vorgefertigtes zu nehmen, was konserviert und parfümiert ist“, wird Dermatologin Dr. Jeanette Eicholtz zitiert.

Außerdem wurde in fünf von 17 getesteten Feuchttüchern Formaldehyd/-abspalter nachgewiesen. Formaldehyd gilt als krebserregend, reizt die Schleimhäute und kann Allergien auslösen.

Alternativen finden

Wer sich davor scheut, für die Intimpflege benutztes Toilettenpapier in den Abfalleimer zu werfen, kann speziellen Reinigungsschaum verwenden. Der Schaum wird auf herkömmlichem Toilettenapier aufgetragen und zieht dann ein. Im Abwasser lösen sich die einzelnen Lagen dann trotzdem wie gewohnt auf.

Alternativ lässt sich feuchtes Toilettenpapier auch zu Hause selbst herstellen: Dazu benötigst Du lediglich Küchenrolle, Öl (gut eignen sich beispielsweise Kokos- oder Mandelöl), Wasser und eine geschlossene Box zum Aufbewahren. Eine genaue Anleitung findest Du hier.

Neben dem problemlosen Wegspülen haben die DIY-Feuchttücher den Vorteil, dass Du alle Inhaltsstoffe kennst.