US-Forscher warnen

Antibabypille: Kann sie die Libido auf Dauer zerstören?

31. Jan. 2017 von

Schon die sechsmonatige Einnahme der Antibabypille könnte die sexuelle Lust von Frauen für den Rest ihres Lebens zerstören — selbst wenn die Pille danach abgesetzt wird. Das haben amerikanische Forscher untersucht.

Dass die hormonelle Verhütung mit der Antibabypille viele Risiken birgt, ist kein Geheimnis. Die Probleme reichen von Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen und Depressionen bis hin zu Thrombosen, Schlaganfällen und einem erhöhten Krebsrisiko.

Was viele noch nicht wissen: Die Pille könnte, bei entsprechend veranlagten Frauen, schon nach kurzer Einnahmedauer die hormonelle Basis für sexuelles Verlagen möglicherweise auf Dauer zerstören.

Das wollen amerikanische Forscher unter der Leitung des Sexualmediziners Irwin Goldstein mit einer Studie an der Boston University beweisen haben. Die Ergebnisse wurden im Wissenschaftsmagazin „New Scientist“ publiziert.

So wurde getestet

125 Frauen im mittleren Lebensalter, die auf Grund von Sexualstörungen ärztliche Hilfe gesucht hatten, wurden im Rahmen der Studie untersucht.

Von den Probandinnen nahmen 62 die Pille, 40 hatten die Pille in der Vergangenheit eingenommen und nur 23 hatten keine Erfahrung damit.

Über einen Zeitraum von einem Jahr wurden alle drei Monate Blutanalysen durchgeführt.

Weniger Lust auf Sex

Die Ergebnisse zeigten: Sowohl Frauen, die erst zum Untersuchungszeitpunkt die Pille einnahmen, als auch jene, die früher die Pille eingenommen hatten, haben enorm hohe Konzentrationen des Eiweißkörpers SHBG im Blut.

SHBG, kurz für „sex hormone binding globulin“ bindet das männliche Sexualhormon Testosteron an sich und blockiert so dessen Wirkung — mit problematischen Folgen.

Denn: Testosteron ist dafür verantwortlich, dass Frauen Freude am Sex haben. Bei den Pillenkonsumentinnen war die Konzentration des Testosteron bindenden SHBG zwischen 300 und 700 Prozent erhöht.

Gestörte Libido auch nach Absetzen der Pille

Leider scheint die Einnahme der Pille die Libido langfristig zu beschädigen, so die US-Forscher. Denn nach dem Absetzen der Pille sank die Konzentration von SHBG zwar, sie stabilisierte sich jedoch auf einem immer noch zu hohen Niveau.

Die Mediziner hatten erwartet, dass sich die SHBG-Konzentration innerhalb von sechs Wochen normalisieren würde — dem war nicht so.

„Wir befürchten nun, dass die untersuchten Frauen auf Dauer sehr niedrige Testosteron-Blutspiegel haben werden“, sagte Claudia Panzer, eine Mitarbeiterin von Goldstein, der Zeitung „The Guardian“. Dies könne langfristig negative Auswirkungen auf ihr Sexualleben haben.

Forscher warnen vor hormoneller Verhütung

Zwar sei vermutlich nicht jede Frau gleichermaßen gefährdet, dennoch sollten alle Frauen sehr sorgfältig über die Einnahme der Pille und anderer hormoneller Verhütungsmittel nachdenken. Sie sollten dazu über alle Vor- und Nachteile Bescheid wissen.

Zu dieser Aufklärung gehöre auch, dass die mittlerweile nachgewiesenen unerwünschten Nebenwirkungen der Pille schonungslos beim Namen genannt werden.