Tabletten gegen Gräserallergie

Würdest du immunisierende Gräser essen?

11. Juni 2015 von

Die Medikamente Grazax und Oralair sollen den Arztbesuch unnötig machen. Die Wirkung dieser Heuschnupfen-Tabletten ist nach wie vor fraglich, denn sie helfen oft nicht so, wie die Hersteller sagen.

„Hatschi!“ „Schnief!“ und „Gesundheit“ – des Heuschnupfen-Leidenden ständige Begleiter in dieser Jahreszeit. Viele Therapieformen zur Behandlung akuter Symptome der Allergie sind bekannt, im Kommen sind jedoch Behandlungen, die der Ursache einer Allergie gegen Gräser auf den Grund gehen. Am bekanntesten: Spezifische Immuntherapie mit Spritzen. Bei dieser Art von Therapie wird das Allergen vom Arzt zunächst einmal pro Woche in steigender Dosis gespritzt, bis die Maximaldosierung erreicht ist. Danach behandelt der Arzt den Patienten alle vier bis sechs Wochen. Und das drei Jahre lang.

Tabletten unter die Zunge

Ein ziemlicher Aufwand. Fast zu schön dagegen: Die Behandlung mit Tabletten, die den Arztbesuch überflüssig machen. Für Kinder, Menschen mit Spritzenangst ein wahrer Segen. Die Idee ist gut, eine Tablette täglich gegen die lästigen Gräser schlucken, das ist auch der Pharma-Industrie nicht verborgen geblieben. Seit neun Jahren hat Alk-Abellò das Präparat Grazax im Sortiment, seit drei Jahren bietet Stallergenes das Medikament Oralair an, dass einfach unter die Zunge gelegt und zerlassen werden kann.

Die Therapie fängt vier Wochen vor Blühbeginn an, doch Fachleute bemängeln einerseits, dass Beweise und Studien fehlen, andererseits, dass Heuschnupfen-Patienten meist noch zusätzliche Medikamente einnehmen müssen. Das deutsche Fachblatt „Arznei-Telegramm“ kritisiert weiterhin, dass es zu Beginn der Therapie sehr häufig zu Störungen und Nebenwirkungen kommt – Juckreiz im Mund und Irritationen im Rachen wurden am häufigsten genannt.

Die Wirkstoffe der Heunschnupfen-Tabletten: Gräserpollen

Die Inhaltsstoffe von Garax sind Gräserpollen aus Wiesenlieschgras, Oralair enthält zusätzlich vier weitere weitere Gräserpollen. Die Medikamente sind daher für Menschen geeignet, die nur auf Gräser allergische Reaktionen zeigen. Können diese Tabletten den Arztbesuch ersetzen? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten, da direkte Vergleiche aus Studien fehlen. Die Fachwelt ist sich auch nicht einig, ein Allergieexperte aus Colorado befürwortet die Immuntherapie mit Spritzen, da insbesondere die Dosierung genauer sei und diese Erfahrung in den Tabletten fehlt. Allergologe Arthur Helblin aus Bern sagt allerdings, dass „schwere Nebenwirkungen im Vergleich zur Spritzentherapie seltener sind.“

Auch in diesem Fall ist es wohl am besten, sich individuell beraten zu lassen. Über die Dauer der Thearpie mit Tabletten im Vergleich zu den Spritzen wird keine Angabe gemacht.

Quelle:

Gesundheitstipp, Magazin Nr. 4, April 2015