Gewichtszunahme und Fetteinlagerung

Pudding, Fertigsoßen, Aufstriche: Enthaltene Emulgatoren verändern unser Darmsystem

31. Jan. 2016 von

Emulgatoren in vielen unserer Lieblings-Lebensmitteln können Übergewicht und Adipositas verursachen. Eine Studie mit Mäusen beweist, wie gravierend die Folgen sein können.

In den letzten hundert Jahren hat sich die Ernährungsweise in der westlichen Zivilisation so sehr verändert wie selten zuvor (abgesehen von der Entdeckung des Feuers vielleicht). Eine große, praktische Rolle spielt dabei die Haltbarkeit von Lebensmitteln. Aber wie wirkt sich diese auf das menschliche Verdauungssystem aus? Eine Studie der Georgia State University, die 2015 im Journal Nature veröffentlicht wurde, fand heraus, wie sich Emulgatoren, die in vielen Fertignahrungsmittel verwendet werden, auf die Verdauung auswirken.

Emulgatoren sind eine Gruppe öl- und wasserfreundlicher (lipo- und hydrophiler) Moleküle, die Nahrungsmittel binden. Zum Beispiel Mayo: Mayonnaise ohne Emulgatoren teilt sich nach einiger Zeit in eine ölige Oberschicht und eine dicke, weiße Schicht in der Unterseite des Glases. Also müssen Emulgatoren rein, damit die Kunden weiter kaufen. Der Auswirkung dieser Emulgatoren wollten die Forscher auf den Grund gehen: Dafür gaben sie den Mäusen einige der am häufigsten benutzen Emulgatoren zu fressen – in Mengen, die in etwa der menschlichen Konsummenge entsprechen – und beobachteten, wie die Mäuse reagierten.

Die Mäuse wurden dick – und insulinresistent

Insbesondere auf die Finger geschaut haben die Forscher der Wirkung der am häufigsten verwendeten Emulgatoren – Polysorbate 80 und Carboxymethylcellulose. Sobald die Emulgatoren von den Mäusen verdaut wurden, veränderten sich die Blutzuckerwerte der Tiere: Sie stiegen massiv an. Zudem entzündeten sich die inneren Schleimhäute im Verdauungssystem, was Gewichtszunahme und Fetteinlagerung – vor allem in der Bauchgegend – zur Folge hatte.

Es folgten auch bakterielle Veränderungen: Mit Sorge beobachteten die Forscher, wie die Emulgatoren die Mikrobiotik im Darm der Mäuse veränderten.

Langfristig beobachteten sie chronische Beschwerden, ausgelöst durch Entzündungen der Darmschleimhäute. Die Forscher stellten zudem Stoffwechselstörungen fest, beispielsweise Adipositas, Hyperglykämie und und Insulinresistenz.

Die Studie resümiert nach der Auflistung dieser Auswirkungen, dass es kein Zufall ist, dass sich Fälle all dieser Krankheiten seit den 1950er Jahren häufen: „Der dramatische Anstieg all dieser Krankengeschichten steigt trotz unveränderter Genetik des menschlichen Körpers, was darauf schließen lässt, dass Umweltfaktoren die Ursache für die Krankheiten sind“, sagt der Co-Autor der Studie, Benoit Chassaing, Forscher am GSU Institute für Biomedical Science in einer Pressemitteilung. Und weiter: „Moderne Nahrungsmittel interagieren vor allem mit Darm-Mikroben, was die „guten“ Darmbakterien entzündungsempfindlich macht.“

Erhöhtes Risiko für Krankheiten des Verdauungstrakts

In ihrer Studie konkludieren die Forscher, „dass du bist, was du isst.“ Wenn deine Ernährungsweise vor Margarine, Mayonnaise, cremigen Salatdressings, Süssigkeiten, Eiscreme und anderen industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln nur so strotzt, dann ist dein Risiko, an Entzündungen in der Bauchgegend oder anderen Krankheiten des Verdauungstrakts zu erkranken, sehr groß.

Andrew T. Gerwitz, ebenfalls Forscher an GSU Institut für Biomedical Sciences, sagt in der oben erwähnten Pressemitteilung: „Unsere Forschungsergebnisse sind nicht kontra-indikativ zu früheren Studien oder der generell geltenden Annahme, dass Überessen ein zentraler Faktor von massivem Übergewicht oder Stoffwechselerkrankungen ist. Aber unsere Ergebnisse verstärken die Vermutung, dass Emulgatoren die Darmflora so verändern können, dass Entzündungen entstehen, die Überessen und abnormales Essverhalten begünstigen.“

Hirn reagiert wie bei Drogen

Auch die Universität Michigan hat herausgefunden, dass industriell hergestellte Nahrungsmittel Suchtverhalten, Ess-Abhängigkeiten und Überessen hervorrufen können. Wir wissen inzwischen, dass unser Gehirn auf Nahrungsmittel (besonders auf Zucker und industriell hergestellte Backwaren) ähnlich reagiert, wie auf harte Drogen.

Ein weiteres Problem ist, dass diese Art Nahrungsmittel in einer relativ kleinen Menge an Essware eine hohe Kaloriendichte bereitstellt – und das ist der Punkt, wo sich unsere Ur-Instinkte einschalten und unser Körper auf diese Nahrungsmittel mit Suchtpotential reagiert – er möchte sie einfach haben. Doch genug ist genug: Die Nahrungsmittelindustrie hat einen Punkt erreicht, der unser Innerstes gefährdet.

Die Zusammenfassung der Studie wurde auf medicaldaily.com veröffentlich und gibt folgende Quelle an: Chassaing B, Gewirtz AT, Koren O, Goodrich JK, Poole AC, Srinivasan S, and Ley RE. Dietary emulsifiers impact the mouse gut microbiota promoting colitis and metabolic syndrome. Nature. 2015.